Unterstützungskomitee wirbt für die Bluefactory

Ein Komitee aus unterschiedlichen Vertretern präsentierte den Medien seine Pro-Argumente für das Innovationsquartier Bluefactory.

Auch über das Bluefactory-Areal wird nächstens im Kanton Freiburg abgestimmt. © RadioFr.

Bei den Abstimmungen vom 13. Juni bestimmt die Freiburger Bevölkerung unter anderem, wie es mit dem Innovationsquartier Blue Factory weitergehen soll. Im vergangenen Februar hat sich der Grosse Rat für eine Kapitalerhöhung von über 25 Millionen Franken für die Aktiengesellschaft Bluefactory ausgesprochen. Auch der Generalrat der Stadt Freiburg stimmte für die Vorlage, denn das Bluefactory-Areal gehört zu je einer Hälfte der Stadt und dem Kanton Freiburg.

Gegen den Entscheid des Kantonsparlaments stellte sich eine Gruppe von Grossrätinnen und Grossräten. Sie ergriffen ein parlamentarisches Referendum und verlangen den Entscheid des Freiburger Stimmvolks darüber, ob das Projekt mit öffentlichen Geldern unterstützt werden soll oder nicht.

Gerhard Andrey, Grüner Nationalrat ist Co-Präsident des Unterstützungskomitees “Ja zu Bluefactory". Im Interview mit RadioFr. erklärt er, wieso das Projekt das Geld aus der öffentlichen Hand benötigt.

RadioFr.: Wozu wird die Kapitalerhöhung benötigt?

Gerhard Andrey: Mit dieser Kapitalerhöhung geht es darum, der Bluefactory weitere Mittel zu geben, um zusätzliche Bauten zu realisieren. Dieses Geld wird benötigt, um die Kapazitäten überhaupt zu ermöglichen. Denn die Nachfrage ist vorhanden. Dabei ist es durchaus sinnvoll, wenn Stadt und Kanton bei der Entwicklungsfrage zusammenspannen.

Nun hatte man zehn Jahre Zeit, um den Leuten eine Vision zu zeichnen und ihnen zu erklären, um was es dabei geht. Wieso hat man das nicht getan?

Bei der Bluefactory handelt es sich natürlich um ein politisches Projekt. Hier treffen unterschiedliche Kräfte aufeinander: Die Stadt und der Kanton Freiburg, die nicht zwingend die gleichen Interessen noch die gleiche politische Repräsentation haben. Deshalb erscheint es mir nichts als verständlich, dass so ein Grossprojekt seine Zeit braucht. Auch ich hätte mir persönlich gewünscht, dass es schneller vorwärtsgeht – ich habe vielleicht auch eine klarere Vision, wohin sich dies hinbewegen soll. Nicht alle teilen aber diese Vorstellung. Es ist eine Debatte, die es auszuhandeln und zu ertragen gilt. Ich selbst halte mich oft auf dem alten Brauerei-Areal auf und es beeindruckt mich stets, wie rasant sich alles entwickelt. Die Aktivität in die verschiedensten Dinge die hier umgesetzt werden, finde ich wirklich spannend. Trotzdem möchte ich nicht aufhören herauszufordern, was das Projekt darstellen soll und wo es hinführt. Und das ist eine spannende Auseinandersetzung.

Es wird gesagt, viele Arbeitsplätze würden geschaffen und innovative Unternehmen und Projekte hierhergelockt. Ferner könne auch der Standortwert gesteigert werden. Woher stammt dieser Optimismus?

Diese Sachen müssen etwas auseinandergehalten werden. Zum einen geht es um die effektiv neugeschaffenen Stellen. Zum anderen geht es um die Frage, welche Firmen diese Stellen hier anziehen. Schlussendlich ist es natürlich ein Mix aus diesen Faktoren. Die Projektionen sind aber durchaus korrekt, weil man in der Entwicklung sieht, wie sehr dieser Raum genutzt werden würde, welche Nachfrage bestünde und weil teilweise Firmen, die sich hier installierten, gar nicht wirklich expandieren können, weil schlicht die Kapazitäten fehlen. Diese Punkte wurden meines Erachtens nicht an den Haaren herbeigezogen und die Projektion 2025 liegt zudem auch nicht in allzu ferner Zukunft. Deshalb kann man sich wahrscheinlich durchaus darauf verlassen, dass diese zusätzlichen Kapazitäten, die man sich jetzt aneignen möchte, inskünftig auch gebraucht werden.

Gehen wir einmal davon aus, dass die Leute Nein stimmen. Was würde damit aus der Hand gegeben?

Das Gelände Mitten in der Stadt kann als grosser Trumpf gewertet werden. Wenn das Areal rein aus einer planerischen Perspektive aus der Hand gegeben würde, stellt sich die Frage, woher das Geld kommt, wenn nicht Kanton und Stadt mit einer Kapitalisierung einspringen. Dieses sehr gute Areal würde dann privat verhökert. Und das wäre ein grosser Fehler, wenn man als Gesellschaft diese Chance nicht packen würde. Man gäbe das Heft aus der Hand und das wäre bedauerlich. Das alte Brauerei-Areal ist zu wichtig, als dass man es privaten Spekulationen überlassen würde – davon haben wir bereits genügend.

Wenig bekannte Perspektiven

Positiv äussert sich auch Benno Jungo vom Pro-Komitee. Er ist Landwirt und Agronom aus Schmitten: “Man muss sehen, dass Innovationen, welche die Landwirtschaft benötigt, nicht immer nur auf dem Feld entstehen. Die Landwirtschaft entwickelt sich immer mehr in eine Richtung, bei der auch Software, sensorgesteuerte Systeme und Kamera-Systeme sowie Algorithmen eingesetzt werden. Das Einsatzgebiet liegt sowohl im Stall als auch auf dem Feld." Doch das Entwicklungsumfeld für solche Hilfsmittel befinde sich vor allem im universitären Bereich.

"Das sind Personen, die nicht unbedingt direkt etwas mit der Landwirtschaft zu tun haben wie Softwareentwickler oder Ingenieure. Aber auch sie benötigen wir, damit im Landwirtschaftsbereich echte Lösungen gefunden werden können. In unserem Kanton sind wir bezüglich Milch und Gemüse fast führend und bewegen uns weiter sehr stark im Ackerbau.“ Der Kanton Freiburg erhalte nicht nur die Chance, im Innovationsbereich etwas zu bewegen, es bestehe schon fast eine Pflicht, etwas in diese Richtung zu unternehmen, sagt Jungo.

Das Interview führte Valentin Brügger.

RadioFr. - Valentin Brügger / rb
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