Wie wird das Freiburger Gemüse- und Weinjahr?

Die hohen Temperaturen der letzten Wochen haben nur wenige Auswirkungen auf die Vully-Weintrauben und auf das Seeland-Gemüse. Aber wie geht es weiter?

Bisher bringt das warme Wetter für die Winzer in der Vully-Region fast keine Konsequenzen. © Pixabay

Sowohl für die Winzer als auch für die Gemüsebauern im Seeland sind die momentan hohen Temperaturen kein unmittelbares Problem, aus verschiedenen Gründen.

Guter Wein-Jahrgang?

Während die Gemüsebauern von "Gemüse ab Hof" praktisch keine Pflanzen überwintern, sieht das bei den Vully-Winzern des "le petit chateau" natürlich anders aus. Aber:

Die Weinreben sind ziemlich resistent, die hohen Temperaturen sind kein Problem

Dies versichert der Önologe Fabrice Simonet. Eine Prognose für den bevorstehenden Wein-Jahrgang abzugeben, wäre demnach in jedem Fall verfrüht. Man soll sowieso vom gut-schlecht-Schema der Jahrgänge wegkommen. Viel mehr habe jedes Jahr seinen eigenen Stil: Im regnerischen 2021 eher erfrischend, im 2022 eher reif.

Knackiges Gemüse?

Noch besser steht es für die Gemüsebauer im Freiburger Seeland. Michael Moser vom "Gemüse ab Hof" in Kerzers betont:

Im Gewächshaus bedeuten wärmere Temperaturen natürlich weniger Heizkosten.

Nur etwas mehr Licht wünscht sich Michael Moser. So könnten die Salate schneller wachsen.

Gemeinsames Problem: fehlender Frost

Trotz der teilweise positiven Effekten der hohen Temperaturen haben Winzer und Gemüsebauern ein gemeinsames Problem. Bisher fehlte der Frost, der für den Boden so wichtig wäre. Der Boden geht nämlich vom Herbst her nass in den Winter. Wenn dieser Boden nun gefriert, wird er brüchig und es entsteht eine Winterfurche, eine Art natürliche Beackerung. Laut Önologe Fabrice Simonet hat der Frost für den Boden auch noch einen zweiten positiven Effekt:

Dank des Frostes könnte der Boden im Winter regenerieren und eine neue Struktur schaffen. Leider hatten wir das in diesem Winter noch nicht.

Es scheint auch nicht, als dass in den nächsten Wochen Frost in Sicht wäre, ganz im Gegenteil.

Bis mindestens Mitte Januar warm

Bis Mitte Januar soll die allgemeine Wetterlage gleich bleiben wie jetzt. Kleine Fronten mit Niederschlag wechseln sich mit heiteren Phasen ab. Die Temperaturen bleiben hoch, rund um 10 Grad, sagt der Wetterfrosch Mario Slongo aus Tafers:

Es ist bis zum 15. oder 18. Januar kein Kälteeinbruch in Sicht.

Dies hat mit der Grosswetterlage zu tun. Die Druckunterschiede zwischen dem Hoch über den Azoren und dem Tief über Island sind gross, so hält sich die sogenannte Westwindlage. Diese bringt milde und feuchte Atlantikluft ins Freiburgerland. Den Schnee muss man deshalb weiterhin in hohen Lagen suchen.

Doch noch Problem für Winzer?

Laut Mario Slongo liegen sogar Berechnungen vor, die Tendenzen für erhöhte Temperaturen bis weit in den Monat Februar aufzeigen: "Mit über 40% Wahrscheinlichkeit ist es gut möglich, dass auch der ganze Februar überdurchschnittlich mild verläuft." Dafür müsste es über 3.3 Grad mehr sein als im Durchschnitt. Der Jetstream weise momentan nicht darauf hin, dass sich etwas an den Druckverhältnissen ändert.

Sollte sich diese Tendenz tatsächlich bestätigen, würde das Wetter für die Winzer im Vully doch noch zu einem Problem werden, sagt Fabrice Simonet:

Wenn die Knospen der Reben wegen der hohen Temperaturen im Februar zu wachsen beginnen, sollte nacher keinen Frost mehr dazwischenkommen.

Und dies würde einen massiven Einfluss auf die Traubenmenge haben. Doch davon sind wir heute noch weit entfernt.

RadioFr. - Renato Forni
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