"Man muss hinschauen wollen"
Anne Buri Geissbühler ist ernährungs-psychologische Beraterin in der eigenen Praxis in Düdingen. Sie spricht über Diäten und ihr eigenes Essverhalten.
Die Ernährungsberatung ist vielen wohl ein Begriff. Aber was hat es mit der Ernährungspsychologie auf sich? "Wir wissen zwar, was wir essen sollten und was uns guttut, allerdings scheitert es oft an der Umsetzung", sagt Anne Buri Geissbühler, ernährungs-psychologische Beraterin aus Düdingen. Und genau das macht den Unterschied. Buri Geissbühler hilft den Menschen unbewusste Muster zu erkennen und aufzulösen, damit es mit der gesunden Ernährung auch klappt.
Die Motivation hinzusehen
Aber was heisst das konkret? "Wir machen sehr viele Sachen unbewusst. Das können Muster oder Glaubenssätze sein", sagt Buri Geissbühler. Sie spricht von Emotionen oder Blockaden in uns. Fühle ich mich abends einsam, dann folgt der Griff zur Schoggi-Tafel. Habe ich einen stressigen Tag im Büro, dann kann ich dem Stück Kuchen in der Mittagspause nicht widerstehen. Zucker oder Fett sorgen dafür, dass im Körper Serotonin ausgeschüttet wird. Ein Glückshormon, das den schlechten Gefühlen für einen kurzen Moment die Macht raubt. Nachhaltig ist das Gefühlshoch allerdings nicht.
Was aber ist die Voraussetzung für eine Beratung? "Die erste und wichtigste Voraussetzung ist, dass man hinschauen will. Die Situationen des Gelustes sind auch Chancen. Hier können wir einen Moment innehalten und in den Körper reinhören, um zu ergründen, was wir eigentlich brauchen", sagt die Beraterin. Vielleicht braucht es anstatt der Schokolade eine heisse Dusche oder eine Bettflasche, die Wärme spendet. Oder eine Verschnaufpause im Büroalltag, anstatt dem Kuchen.
Deshalb würden auch viele Diäten scheitern. Sie geben zwar vor, was man soll, aber sie greifen das Problem nicht an der Wurzel. Buri Geissbühler verweist manchmal in der Beratung auch weiter an eine Psychologin oder einen Psychologen. Beispielsweise auch, wenn ein Trauma Grundlage des Problems ist.
Es geht um ein ganzheitliches Bild. Und ich bewundere Menschen, die sich auf ihrem Weg Hilfe holen.
Innere Werte sind resistenter gegen das Alter
Buri Geissbühler selber ist im Reinen mit ihrer Ernährung. "Ich versuche etwas Süsses wirklich bewusst zu geniessen und nicht im Stehen oder Gehen herunterzuschlingen." Auch sie mag Schokolade. Und man darf und soll sich auch etwas gönnen - ab und zu. "Sobald mit der Schoggi aber Schuldgefühle, Scham und Ekel auftreten, dann wird es schwierig", sagt die Beraterin.
"Es gibt in der Ernährungspsychologie zwei wichtige Begriffe. Das Körperbild, welches dem Spiegelbild entspricht. Und dann gibt es das Körper-Selbst", sagt Buri Geissbühler. Wer bin ich, was sind meine Werte, wie will ich wahrgenommen werden. All das gehört dazu. "Im besten Fall mag ich mein Aussehen. Aber genauso wichtig ist auch, dass ich mag, wer ich bin", sagt die Beraterin. Der Selbstoptimierung einmal den Stecker ziehen und akzeptieren und zufrieden sein, wie und wer wir sind.
"Das Spiegelbild ist nicht für immer. Wir werden alle alt. Egal wie wir uns ernähren oder Sport treiben. Aber die inneren Werte sind resistenter gegen das Alter."