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100 Jahre seit dem Kanonenunglück in Freiburg

Heute vor 100 Jahren kam der junge Freiburger Joseph Folly bei einem Kanonenunfall ums Leben. Ein Ereignis, das den Kanton Freiburg prägte.

Bild: Hinter der Kanone steht der Bruder des Verstorbenen, kurz vor dem Unfall. © Christian Perritaz

Am 31. Mai 1923 geschah ein Unglück, das bis heute viele Freiburger Familien begleitet. Damals starb der gerade einmal 22-jährige Freiburger Joseph Folly bei einem Unfall mit einer Kanone. Dies bei der jährlichen Kanonensalve an Fronleichnam. 

Bild: Todesanzeige von Joseph Folly, 1923. Credit: Christian Perritaz

Die Kanone ging zu früh los

Der junge Joseph Folly, frisch aus der Rekrutenschule kommend, durfte damals zum ersten Mal einen der drei traditionellen Kanonenschüsse an Fronleichnam zünden. 

Bild: Eine der beiden Kanonen aus dem Jahr 1774. Credit: Christian Perritaz

Bei drei Schüssen aus zwei, aus dem Jahr 1774 stammenden Kanonen, musste es schnell gehen. Ein kleiner Fehler beim Stopfen der Kanone reichte, um Joseph Folly das Leben zu kosten. Bis heute weiss man nicht, wo der Fehler war, erklärt Charles Folly, der Grossneffe von Joseph Folly:

Es war sein erster Einsatz. Und es musste schnell gehen, denn die Schüsse waren genau getaktet. Vielleicht ist ihm aus lauter Stress ein Fehler passiert.

Charles Folly, Grossneffe von Joseph Folly

Eine andere Erklärung wäre, dass der Schiessoffizier das Zündloch der Kanone beim Stopfen nicht zugehalten hat, wie er es hätte tun müssen. Oder auch, dass Joseph Folly weniger mittig vor, sondern mehr seitlich neben der Kanone hätte stehen müssen. 

Die Kanone ging los, als Joseph Folly die Kanone von vorne - wie bei diesem Modell üblich - gestopft hat. Der Kanonenwischer, ein gut zwei Meter langer Stab in seinen Händen, traf ihn in den Oberkörper und verletzte ihn tödlich. 

Auf dem Kanonengestell zu Grabe getragen

Selten wurde ein Soldat so würdevoll zu Grabe getragen, wie dies sonst nur für hohe Offiziere wie General Guisan oder Winston Churchill gemacht wurde. Joseph Folly wurde auf dem Gestell der Todeswaffe, in einer langen Prozession durch die Stadt Freiburg getragen. Gefolgt von unzähligen Infanterie- sowie Familienangehörigen. 

Bild: Die Prozession durch die Freiburger Altstadt. Credit: Christian Perritaz

Der Unfall begleitet die Familie Folly auch heute noch. Besonders an Fronleichnam. Deshalb hat es die Familie am Todestag ihres Vorfahren zur Tradition gemacht, nach der Fronleichnamsprozession in der Stadt Freiburg ein Foto auf den Kanonen zu machen. Jene Kanonen, welche 1923 Joseph Folly das Leben kosteten. 

Ein Tod, der die ganze Schweiz bewegte

Der Tod des jungen Freiburgers machte schweizweit Schlagzeilen. Insgesamt berichteten rund zwanzig Schweizer Zeitungen über den Vorfall. Das zeigen Zeitungsberichte aus dem Freiburger Stadtarchiv, die der Antiquitätenhändler und leidenschaftliche Historiker Christian Perritaz in seinen Recherchen fand. 

Nicht nur Freiburger Lokalzeitungen haben darüber berichtet, sogar eine Zeitung aus dem Graubünden schrieb über den Unfall.

Christian Perritaz

Eine solch grosse Reichweite gab es zu dieser Zeit nur selten. Der Unfall im Zusammenhang mit den Kanonensalven am katholischen Feiertag bewegte die Schweizer Bevölkerung. 

Kurz nach dem tödlichen Unfall, wurden die aus dem Jahr 1774 stammenden Kanonen ausrangiert und durch neue, sicherere Kanonen ersetzt. Auch heute gibt es das traditionelle Kanonenschiessen in Freiburg an Fronleichnam noch. Dies aber unter strengen Sicherheitsbedingungen und in einem kleineren Rahmen als noch 1923.

Ausstellung zur Geschichte

Zum Anlass der 100 Jahre Kanonenunglück in Freiburg hat der Antiquitar Christian Perritaz in seinem Geschäft im Tieul eine Ausstellung zur Geschichte von Joseph Folly errichtet. Diese ist vom 31. Mai bis 11. Juni 2023 an der Steinbrückengasse 6 in Freiburg zu sehen. 

RadioFr. - Vanja Di Nicola
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