Bundesrat wagt ersten Öffnungsschritt
Sinkende Fallzahlen, grosser Druck von aussen, Corona-Blues: In diesem Spannungsfeld hat der Bundesrat am Mittwoch einen ersten vorsichtigen Öffnungsplan skizziert. Läden, Museen und Zoos sollen schon bald wieder öffnen dürfen, Restaurants sollen dagegen zu bleiben.

Dass sie mit ihren Vorschlägen nicht alle wird überzeugen können, ist sich die Regierung bewusst. Bundespräsident Guy Parmelin ermutigte vor den Bundeshausmedien jedoch alle, trotzdem durchzuhalten bei der absehbaren schrittweisen Öffnung. "Wir sehen Licht am Ende des Tunnels."
Alles auf einen Schlag zu öffnen, sei unrealistisch und gefährlich, sagte Parmelin weiter. Es werde noch dauern bis zu einer gewissen Normalität des Lebens. "Wir müssen alle versuchen, diesen Weg aus dem Tunnel möglichst zu verkürzen." Das beste Mittel sei "testen, testen, testen" sowie rasches Impfen. Man müsse die asymptomatisch Infizierten finden, die unbewusst Leute ansteckten.
"Flexibel und bescheiden bleiben"
Gleichzeitig wagt der Bundesrat einen ersten Schritt in Richtung Normalität: Ab 1. März sollen Läden, Museen, Zoos und Aussenbereiche von Freizeitanlagen in der Schweiz wieder öffnen dürfen. Im Freien sollen Treffen mit 15 Personen möglich sein. Definitiv entscheiden will der Bundesrat in einer Woche, nach der Konsultation der Kantone.
Weitere Öffnungsschritte könnten je nach epidemiologischer Lage monatlich folgen. Ab 1. April ist unter anderem die Öffnung von Restaurantterrassen und Fitnesscentern geplant. Die nächsten Öffnungsschritte sind aber nicht in Stein gemeisselt. "Es ist schwierig zu sagen, wo wir in einem Monat sind", sagte Gesundheitsminister Alain Berset. Alle müssten "flexibel und bescheiden bleiben".
Im vergangenen Frühjahr hatte der Bundesrat die Massnahmen im Rhythmus von drei Wochen gelockert. "Das war zu schnell", sagte Berset. Man habe so die Effekte der Öffnungsschritte nicht genug analysieren können.
Beizer müssen sich gedulden
Auch mit der nun geplanten Strategie nimmt der Bundesrat ein gewisses Risiko in Kauf - bewusst, wie Berset sagte. Die Öffnungen zugunsten des sozialen Lebens müssen aber schrittweise erfolgen, "um Jo-Jo-Effekte zu verhindern". Erneute Schliessungen wären laut Berset schwierig zu kommunizieren.
Klar ist, dass der Bundesrat den betroffenen Menschen und Betrieben wieder Perspektiven geben will. Die Beizer bittet Berset dagegen noch um Geduld. Der Bundesrat sei sich bewusst, dass das für die Betroffenen sehr hart sei. Gegen die Öffnung von Restaurants spreche aber, dass man dort über längere Zeit mit vielen Menschen zusammen sei, was das Infektionsrisiko erhöhe.
Vermehrt abholen möchte der Bundesrat aber die jungen Leute. Für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre sollen gewisse Erleichterungen gelten. Minderjährige sollen etwa wieder Band-, Chor- oder Orchesterproben absolvieren dürfen. Auch beim Sport soll mehr möglich sein - einfach ohne Publikum. Die zunehmende Zahl von psychischen Beschwerden bei jungen Menschen rechtfertige diesen Schritt, sagte Berset.
Ein Bier und ein Glas Weisswein
Angesprochen auf die teils harte Kritik von aussen, betonten Parmelin, Berset und Finanzminister Ueli Maurer vor den Medien die Teamarbeit in der Landesregierung. Auch wenn jeweils einzelne Personen kritisiert würden - es sei immer der Bundesrat als Team, der die Entscheide fälle, sagte Parmelin.
Auch Maurer stellte sich schützend vor Berset, der bislang oft den Kopf für Kritik hinhalten musste: "Wir stehen als Gremium voll hinter den Beschlüssen. Es ist nicht der Berset, der entscheidet, sondern der Bundesrat. Und es ist nicht der Maurer, der das Portemonnaie öffnet, sondern der Bundesrat."
Trotz der Krise hat der Bundesrat die Leichtigkeit nicht ganz verloren, wie sich am Schluss der Medienkonferenz zeigte. Wo die Schweiz in einem Jahr stehe, fragte eine Journalistin. Er stehe hoffentlich auf einer Terrasse mit einem Bier in der Hand, antwortete Berset. Parmelin sagte, er sehe das ähnlich, würde aber kein Bier, sondern ein Glas Weisswein trinken.
Hier die Medienkonferenz zum Nachschauen: