"Corinne Suter ist keine Diva"

Der Sensler Stefan Brügger trainiert die besten Schweizer Skifahrerinnen und Skifahrer - als gelernter Koch.

Der Sensler Stefan Brügger ist Athletiktrainer bei Swiss Ski © Swiss Ski

Stefan Brügger ist Konditionstrainer und wissenschaftlicher Mitarbeiter beim schweizerischen Skiverband (Swiss Ski). Der 28-jährige Sensler aus Plaffeien betreut seit dieser Saison die besten Abfahrer, darunter Marco Odermatt, Niels Hintermann, Stefan Rogentin und auch den Freiburger Alexis Monney.

Zuvor war der Sportwissenschaftler und gelernte Koch mitverantwortlich für die Fitness und für den technischen Fortschritt der Abfahrerinnen wie Corinne Sutter, Jasmine Flury, Priska Nufer oder Joana Hählen. Im Interview spricht Stefan Brügger über seine Tätigkeit bei Swiss Ski.

RadioFr: Stefan Brügger, schön hast du mitten in der Weltcupsaison Zeit gefunden, eine kurze Pause einzulegen und kurz für zwei Tage heimzukommen. Der Rennkalender im Weltcup erlaubt dir nicht viel Freizeit im Moment.

Stefan Brügger: Ja, es ist viel los, aber die Zeit habe ich mir sehr gerne genommen. Jetzt gerade im Winter bin ich sehr selten zu Hause in Plaffeien, etwas mehr dann im Sommer. Aber geniessen kann ich es trotzdem. Es ist schön, wenn ich hier sein kann. 

Du bist Konditionstrainer, aber auch technischer Skitrainer auf den Pisten und beobachtest und analysierst im Anschluss jede Bewegung der Athleten. Wie sieht deinen Job im Weltcup aus?

Das ist ein weiter Begriff, Konditionstrainer. Es geht vor allem darum, die Form der Skifahrer über den Winter zu halten, das, was man sich im Sommer antrainiert hat. Es geht auch darum, sie zu unterstützen. Im Konditionstraining am Renntag ist es eine Wettkampfvorbereitung. Wir können versuchen, physische Reize zu setzen. Es ist auch wichtig, die Athleten bei Laune zu halten. Ein wichtiger Punkt ist die Verletzungsprävention.

Du warst Trainer bei den Frauen im Elite-Kader von Swiss Ski. Seit dieser Saison bist du es bei den Männern. Allgemein, es ist ein Traumjob. Wie bist du dazu gekommen?

Nach meiner abgeschlossenen Lehre als Koch begann ich mit dem Sportstudium in Magglingen und bin nun am Bachelor. Letztes suchte ich ein Praktikum. Ich kam auf Swiss Ski und fragte dort an. Ich schrieb ganz einfach eine Motivations-Mail. Dadurch kam ich schliesslich zu einem Praktikum als Konditionstrainer. Zuerst arbeitete ich in der Europacup-Gruppe, bei den Riesenslalom-Fahrerinnen. Dann riefen mich die Cheftrainer der Weltcup-Gruppe, Thomas Stauffer und Reto Nydegger an. Ich wollte die Chance unbedingt packen. Sie haben mich direkt nach dem Praktikum angestellt. 

Ich brachte das ganze Paket mit. Ich bin nicht unbedingt der absolute Experte auf den Ski. Ich bin auch nicht der absolute Experte, was die Kondition anbelangt. Was mir da noch fehlt, ist die ganze Erfahrung, die ich nun am Sammeln bin. Was ich mitbringe, ist die wissenschaftliche Analyse, vor allem im Speed-Bereich. Geschwindigkeitsanalyse mittels GPS und anderen coolen Tools. Dort kann ich glänzen und bringe den grössten Mehrwert mit ins Team. Ich kann mit der Analyse helfen und den Fahrerinnen und Fahrer sagen und erklären, wo sie Tempo verloren haben oder wie sie die Kurven gefahren sind und ob es noch schneller gehen kann. 

Du hast unter anderem Corinne Suter oder Jasmin Flury trainiert. Wie ist der Respekt oder die Zusammenarbeit mit den absoluten Cracks?

Das war am Anfang eine spezielle Situation. Ich musste mich zuerst etwas daran gewöhnen. Im Grossen und Ganzen war es für mich ein einfacher Einstieg. Diese Fahrerinnen sind pflegeleicht. Sie haben alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt und sind trotzdem auf dem Boden geblieben und sind keine Diven. Es braucht natürlich ein gewisses Vertrauen. Das muss man sich zuerst erarbeiten. Man muss das Vertrauen gegenseitig aufbauen. Aber sobald sie mich kennengelernt haben, ist das sehr schnell gut gekommen. Als Trainer arbeitet man im Sinne des Athleten. Man will das Beste für den Athleten. Sie haben das von mir zu spüren bekommen. Dadurch konnte ich mein Vertrauen gewinnen. 

Als Nächstes stehen dieses Wochenende die Speedrennen Val Gardena-Gröden auf der Saslongpiste an. Wie sieht das Rennwochenende mit deiner Trainingsgruppe aus?

Diese Wochen ist allgemeiner Trainingsalltag da. Da fahren die Athleten drei, vier Läufe, je nachdem, wie sie sich fühlen. Dann gibt es am Nachmittag etwas Kondition. In Gröden findet heute und am Samstag je eine Abfahrt statt, dazwischen ein Super-G am Freitag. Am 28. Dezember geht es dann schon wieder weiter in Bormio, Schlag auf Schlag. Das sind vollgepackte Wochen. Aber über Weihnachten bin ich zu Hause in Plaffeien. 

Wir haben es eingangs Gespräch erwähnt, du bist gelernter Koch. Dann kochst du das Weihnachtsmenü für die Familie? 

Meine Mutter fragt immer, ob ich noch die gute Sauce machen kann. Ich koche sehr gerne. Es braucht aber Zeit. Aber so lange ich zu Hause bin, helfe ich gerne in der Küche.

Das Interview führte Martin Zbinden.

RadioFr. - Martin Zbinden
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