Dem alten Kino Corso soll neues Leben eingehaucht werden

Unter dem Namen Kino Korso entsteht ab September ein neues Kulturlokal in Freiburg. Die Betreiber setzen auf ein vielfältiges Angebot.

Das alte Kino Corso zeigte bis 2010 an der Pérollesstrasse Filme. © Google Street View

Auf die Leinwände des alten Kinos Corso wurden zuletzt im Jahr 2010 Filme projiziert. Erst sechs Jahre später versuchte der Club Shine die Räumlichkeiten zu bespielen. Nach einem Brand anfangs 2020 stand das Endroit an der Pérollesstrasse 15 wieder leer. Ab September soll das Kino Korso – bewusst mit K – in neuem Glanz erstrahlen. „Nebst den Filmvorführungen beinhaltet das Konzept auch einen täglichen Barbetrieb sowie die Möglichkeit, die Räumlichkeiten vielfältig kulturell zu nutzen“, erklärt Christian Ströhle. Als Teil des Filmverleihs „Outside the Box“, zusammen mit Thierry Spicher und Sebastiano Conforti, sowie mit dem Westschweizer Kinobetreiber Laurent Toplitsch hat Ströhle das Projekt mitlanciert. Nebst den drei Kinosälen, die insgesamt 500 Personen fassen, will man vor allem auch den grossen, mondänen Eingangsbereich des alten Kinos besser nutzen. In der Mitte des Raumes wird eine Bar eingerichtet. Täglich ab Mittag soll ein Bar-/Bistrobetrieb die Klientel zum Verweilen anlocken. Zudem bestehe auch die Möglichkeit, den Raum für Konzerte, DJ-Sets, Vorträge, Kleinkunst aller Art zu nutzen. „Wir stellen uns vor, dass das Korso zu einem Treffpunkt wird und die Freiburgerinnen und Freiburger den Ort mitgestalten“, so Ströhle.

Mitgestaltung als Hauptaspekt

Seit der Pandemie sind die Publikumszahlen der Schweizer Kinos um 35 bis 50 Prozent eingebrochen und in der Stadt Freiburg liegt mit den Kinos Arena Cinemas und Cinemotion Rex die Konkurrenz in Laufdistanz. Ergibt es Sinn, in diesem Kontext ein Kino neu zu eröffnen? „Wir möchten mit dem Filmprogramm vor allem auch das deutschsprachige Publikum ansprechen, dessen Bedürfnisse wir in Freiburg nicht genügend abgedeckt sehen“, meint Ströhle. Die Filme werden zwar zusätzlich mit französischen Untertiteln versehen, punkto Filmstarts orientieren sich die Betreiber aber an der Deutschschweiz. Weiter soll das Kino Korso für die Realisierung vielfältiger kultureller Ideen Raum bieten. So sollen im Sinne eines partizipativen Projektes hiesige Akteure in die Programmation der Veranstaltungen miteinbezogen werden. Weiter möchten die Betreiber Kunstschaffenden in Form von Residenzen Platz zur Entfaltung oder für Experimente bieten. „Ziel ist es klar, die Leute von hier zu involvieren, damit sie das Korso mitgestalten und hier auch gerne Zeit verbringen, sich treffen, konsumieren etc.“, so Ströhle. Dafür wurde extra der Trägerverband „le gri-gri“ gegründet. Interessierte können sich via Mailadresse kinokorso@gmail.com melden und an Inhalt und Form des Korso-Programms mitwirken.

Finanziell selbsttragend

Der Besitzer des Gebäudes hat nach dem Brand im Shine Club die Räumlichkeiten renovieren lassen. Die künftigen Betreiber des Kinos Korso rechnen mit Kosten von einigen hunderttausend Franken, um alles konzeptgetreu herzurichten. Für die Lancierung des Projekts haben Ströhle und seine Mitinitianten bei der Stadt Freiburg, der Agglo sowie der Loterie Romande Unterstützungsanträge eingereicht. „Das bleiben einmalige Beträge, womit wir die Sache ins Rollen bringen können. Danach soll sich das Kino Korso finanziell selbst tragen. Es widerspricht unserer Idee, dass die öffentliche Hand für den Betrieb aufkommt“, so Ströhle. Der Erlös aus den Filmvorführungen spielt für die Kasse des neuen Korsos eine untergeordnete Rolle. Kinobetreiber kaufen Filme nicht ein, sondern teilen sich die Ticketpreise mit dem Filmverleih. Daher soll das Korso vor allem durch den Barbetrieb und die Rahmenveranstaltungen finanziert werden. „Es ist ein spannendes Projekt mit gewissen Risiken. Aber schon der Ort und die Möglichkeiten, wie die Räumlichkeiten genutzt werden können, haben uns überzeugt“. Das Kino Korso wird ab kommenden September das Freiburger Kulturangebot ergänzen.  

RadioFr. - Valentin Brügger
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