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Dem Erbe Gedenken schenken

Im Rahmen der Europäischen Tage des Denkmals machte Freiburg unter dem Thema «vernetzt» verschiedene kulturelle Orte zugänglich. Einer davon war Treffpunkt der Freiburger Freimaurer-Logen.

Der Espace Pertuis, verborgen zwischen Wohnhäusern. © Charles Ellena

Die Europäischen Tage des Denkmals schenken der Vergangenheit Bedeutung. Orte, die dem Publikum oftmals unzugänglich sind, laden zu Ausstellungen und Führungen ein. Dies soll laut Veranstaltern das Interesse gegenüber dem baulichen und immateriellen Erbe aufrechterhalten. Auch der Kanton Freiburg hat unter dem Motto «vernetzt» zwölf verschiedene kulturelle Denkmäler dem Publikum zugänglich gemacht. Dieses Jahr haben gemäss dem Amt für kulturelle Güter rund 4’000 Personen an Führungen und Besuchen im ganzen Kanton teilgenommen.

Das Thema «vernetzt» wurde besonders durch Herrschaftssitze wie die Schlösser Murten und Muntelier dargestellt. Die Verbindungen in Vallon und Marsens mit dem antiken Rom waren auch Zeugen für Vernetzungen im Kanton Freiburg. Durch Busse aus dem vergangenen Jahrhundert wurden Besucherinnen und Besucher in der ganzen Stadt miteinander vernetzt: Mit ungefähr 1000 Besucherinnen und Besuchern waren die Fahrten mit den Retro-Bussen durch die Stadt dieses Jahr das beliebteste kulturelle Erbe in Freiburg.

Ein verborgener Tempel in der Freiburger Neustadt war zwar etwas weniger besucht als die Retro-Busse, allerdings mindestens genauso interessant.

Ein versteckter Tempel

Erfolg, Macht und Verschwörungstheorien. Ordensgemeinschaften und Logen sind umgeben von vielen Mythen und Geheimnissen. Fast so verborgen wie diese Logen versteckt sich ein alter Tempel in der Freiburger Neustadt. Der Geheimbund der Freimaurer hat diesen Tempel in der alten Brunnengasse vor vielen Jahren für ihre Treffen benutzt. Heute heisst dieser Ort Espace Pertuis, benannt nach der nebenan liegenden Wohnsiedlung.

Der Zugang zum Espace Pertuis liegt versteckt zwischen Wohnhäusern. Bild: Charles Ellena

Freimaurer in Freiburg

Die Freiburger Logen hielten an diesem Ort ihre geheimen Treffen ab. Zwei Räume mit gewölbten Decken waren Schauplatz der Rituale der Loge. Im Hauptraum des Espace Pertuis erklärt Aloys Lauper, wissenschaftlicher Berater beim Amt für Kulturgüter, die Entstehung dieses Orts. «Ursprünglich handelte es sich bei diesem Tempel um eine Grotte», sagt Aloys Lauper. Bereits im 18. Jahrhundert eröffneten die Freimaurer in Freiburg Logen. 1877 gründeten diese wiederum eine Gemeinschaft und erwarben ein Grundstück in der alten Brunnengasse. Zu diesem Grundstück gehörte unter anderem diese Grotte im Sandstein. «Die Grotte wurde von den Freimaurern ausgebaut und renoviert», sagt Lauper vor Ort.

Die Erhöhung gleicht einem Podest in einer Kirche. Bild: Charles Ellena

Der Espace Pertuis glich einer klassischen Kirche. Auf einem erhöhten Thron sass der wichtigste Ordensträger. Die Freimaurer waren in Grade eingeteilt, wobei es in den Freiburger Logen drei verschiedene dieser Grade gab. «Die Logenmitglieder unterstehen einer Geheimhaltungspflicht», so Lauper. Mitglieder durften also niemandem von Vorgängen innerhalb des Tempels erzählen. Wie genau die Rituale aussahen und was darin besprochen wurde, wissen nur die Logenmitglieder selbst.

Die Freiburger Loge musste gemäss den heutigen Betreibern das Grundstück wegen internen Schwierigkeiten 1885 verkaufen. Die Franziskanerinnen «Missionaires de Maire» zogen rund drei Jahre nach dem Verkauf in den Tempel ein.

Besucherinnen und Besucher im ehemaligen Freimaurer-Tempel. Bild: Charles Ellena

Vom Kloster zur Kulturstätte

Die Franziskanerinnen verliessen nach 85 Jahren Anfang der 70er-Jahre den heutigen Espace Pertuis. Die Grotte wurde gemäss der Eigentümerschaft in den 80er-Jahren entsakralisiert, war also kein heiliger Ort mehr. Die Grotte wurde anschliessend als Kulturstätte genutzt: Diverse Künstler führten Konzerte, Ausstellungen und Theater in der Stätte auf. Heute wird der Tempel von privaten Eigentümern betrieben. Der Ort kann für verschiedene Anlässe gemietet werden.

Freiburger Nachrichten - Redaktion / Mara Reidy
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