Ein etwas bitterer Bonus für Daniel Eich
Daniel Eich bietet in der Judo-Halle von Paris eine tolle Show, steht am Ende aber mit leeren Händen da. Lachen kann der 24-jährige Aargauer dennoch.
Viel dramatischer kann einem eine Medaille nicht aus den Händen gleiten - oder gerissen werden - als Daniel Eich am Schweizer Nationalfeiertag in Paris. Etwa 30 Sekunden stand auf der Tafel das Wort "Winner" hinter Eichs Namen. Doch der Aargauer ahnte, das Unheil schon kommen.
Es war ein Fehler passiert; seinem Gegner um Bronze, dem Israeli Peter Paltchik, war eine Verwarnung (Shido) fälschlicherweise doppelt angerechnet worden; die Disqualifikation wurde zurückgenommen.
Äusserst fairer Verlierer
Ein absolut richtiger Entscheid, wie der äusserst faire Verlierer anschliessend ausführte. "Natürlich denkt man da, bitte lasst es stehen", gab Eich zu. "Es wäre schon cool gewesen. Aber ich fühle mich keineswegs betrogen. Es wäre ein Quatsch-Sieg gewesen." So blieb im in der Gewichtsklasse bis 100 kg nur der 5. Platz (im Judo gibt es zwei Dritte).
Am Vormittag hatte Eich mit drei zum Teil spektakulären Siegen, unter anderem gegen den Weltranglistendritten und WM-Zweiten Shady Elnahas, brilliert und die Halle elektrisiert. Immer wieder kamen die Chöre "Let's go, Dani". Vor der dreistündigen Mittagspause meinte er gegenüber Keystone-SDA: "Alles, was jetzt noch kommt, ist Bonus."
Am Ende ging es ihm aber wie vor drei Jahren in Tokio Fabienne Kocher. Auf drei Siege folgten zwei Niederlagen im Halbfinal und im Kampf um Bronze.
Bis zum Ende mitgemischt
Er konnte seinen Wettkampf aber erstaunlich schnell einordnen. "Es ist schon irgendwie ein bitteres Resultat", meinte er. "Ich bin aber auch froh, dass ich bis zum Schluss mitkämpfen konnte. Die Stimmung in der Halle ist mega cool, und am Ende war ich sogar nahe dran, eine Medaille zu machen." Immerhin habe er ja nicht zu den Favoriten gezählt. Nun müsse er sich damit abfinden, dass er bis zuletzt mitgemischt habe.
Im Halbfinal lag Eich schon nach neun Sekunden auf dem Rücken. "Das ist mir so noch nie passiert." Nervös sei er eigentlich nicht gewesen. Er habe sich nur auf den Kampf und nicht auf die Medaille fokussiert. Aber vielleicht sei er nach der Medaille "noch nicht ganz wach" gewesen. "Gegen den Georgier wäre es aber so oder so sehr schwer geworden."
Näher dran war er im Bronze-Kampf, wo er Paltchik eine Minute vor Schluss eine kleine Wertung zugestehen musste. "Danach ist er halt ein Profi, extrem stabil. "In dem Moment, wo ich ihn ein bisschen packen konnte, hat er seine Abtauchtechnik gemacht. Das war taktisch sehr geschickt."
Ferien und Skateboarden
Nun stehen für Eich lange Ferien an. "Die nächsten drei bis vier Monate ist Pause vom Judo angesagt, da trainiere ich sicher nicht", erzählte er. Dann kann er sich auch wieder seinem grossen Hobby, Skateboarden, widmen. Da hat er in den Monaten vor Olympia zurückgesteckt. Gerne wäre er auch in Paris die Wettkämpfe der Skateboarder schauen gegangen, doch "leider habe ich kein Ticket bekommen."
Nach der Pause hat er aber schon Los Angeles 2028 im Visier. "Ich habe schon Lust auf noch mehr Olympia", versicherte er.