«Es ist ein Teil von mir, aber nicht mehr omnipräsent»
Andrea Baeriswyl litt in ihrer Primarschul- und Sekundarschulzeit unter Mobbing. Heute ist sie selbst Primarlehrerin und zweifache Mutter.
Damals sei der Begriff "Mobbing" erst gerade aufgekommen und viele Lehrpersonen und Eltern wussten noch nicht, wie damit umzugehen. "Es fehlten auch die Ressourcen". Heute gibt es Fachpersonen, Schulsozialarbeiter*innen, Radgebertelefone oder die mobile Einheit an die man sich wenden kann.
Mir hat damals eine Vertrauensperson gefehlt, bei der ich einfach mal alles hätte abladen können, ohne das gleich etwas geschieht oder die Situation gar noch verschlimmert wird.
Andrea hätte sich nach der Primarschule einen Neuanfang gewünscht. Die Spielchen gingen aber in der Oberstufe weiter.
Als Lehrperson versuche sie heute von den zur Verfügung stehenden Fachpersonen Gebrauch zu machen.
Ich selbst finde es schwierig einzuschätzen was ich machen soll, kann und darf.
Die Betroffenen in Watte zu packen sei genau so wenig eine Lösung wie die Täter*innen zu bestrafen. "Ich versuche diese Vertrauensperson für meine Schüler*innen zu sein, die mir damals gefehlt hat und ich glaube das gelingt mir nicht schlecht." Als Mutter sei sie in Bezug auf Mobbing aber weniger souverän. "Ich bin ein gebranntes Kind. Wenn ich solche Situationen gegenüber meinen Kindern erlebe, dann werde ich böse..."
Nach drei weiteren durch Mobbing geprägten Jahren konnte Andrea nach der Oberstufe endlich diesen Neuanfang machen, den sie sich schon nach der Primarschule gewünscht hätte.
Danach habe sie nie mehr Mobbing an eigenem Leibe erfahren und konnte mit dem Thema abschliessen.
Ich hoffe dass ich mit meiner Geschichte anderen Betroffenen dabei helfen kann ihre Mobbingerfahrung zu verarbeiten. Für mich ist dieses Kapitel heute abgeschlossen. Es ist ein Teil von mir, von meiner Vergangenheit aber es ist nicht mehr omnipräsent.
Das ganze Gespräch über Mobbing gibt es hier: