Fängt der Fachkräftemangel bereits bei den Lehrstellen an?
Stefanie Näf von Yousty, dem grössten Lehrstellenportal der Schweiz, erläutert die Lehrstellensituation im Kanton Freiburg und gibt Auskunft.
Der Fachkräftemangel verschärft sich seit Jahren. Viele Unternehmen klagen über das Fehlen von qualifizierten Bewerberinnen und Bewerbern. Jedes Jahr schliessen in der Schweiz rund 80'000 Jugendliche die obligatorische Schule ab. Im Kanton Freiburg sind es jährlich rund 3500 bis 4000 Jugendliche. Nicht ganz die Hälfte entscheidet sich für eine Lehre. Seit Jahren bleiben hierzulande um die 10'000 Lehrstellen unbesetzt. Für den Lehrstart im August 2022 entsprach dies rund 14 Prozent. Der Fachkräftemangel kann also nicht an der Zahl angebotener Lehrstellen liegen.
Mehr Lehrstellen als Lehrstellensuchende
Vor allem Gesundheitsspezialistinnen und Gesundheitsspezialisten, IT-Fachleute und ingenieurtechnische Fachleute sind aktuell schwierig zu finden.
Die Lehrstellen in diesen Berufen sind sehr beliebt und häufig zeitnah besetzt.
Deshalb könne man nicht sagen, dass der Fachkräftemangel schon bei den Lehrstellen anfängt, erklärt Stefanie Näf, Kommunikationsverantwortliche von Yousty, dem grössten unabhängigen Lehrstellenportal der Schweiz. "Es ist generell wichtig, dass wir die Berufsbildung in allen Bereichen und Branchen stärken, damit wir der Überakademisierung und dem Fachkräftemangel entgegenwirken können."
Welche Berufe haben den schwierigsten Stand?
Besonders Firmen in den Brachen Bau, Gastronomie und Hotellerie haben Mühe, ihre Lehrstellen zu besetzen. Im Kanton Freiburg sind dies folgende Berufe:
- Elektroinstallateur, Elektroinstallateurin
- Schreiner, Schreinerin
- Anlagenbauer, Anlagenbauerin
- Heizungsinstallateur, Heizungsinstallateurin
- Koch, Köchin
- Restaurantfachmann, Restaurantfachfrau
Für den Sommer 2023 sind schweizweit noch 18'500 Lehrstellen offen.
Im Kanton Freiburg gibt es aktuell noch 500 freie Lehrstellen für den Sommer.
Offene Lehrstellen im Kanton Freiburg gibt es unter anderem noch für folgende Berufe:
- Detailhandelsfachmann, Detailhandelsfachfrau
- Kaufmann, Kauffrau
- Elektroinstallateur, Elektroinstallateurin
- Koch, Köchin
- Gärtner, Gärtnerin
- Sanitärinstallateur, Sanitärinstallateurin
Worauf achten beim Bewerbungsschreiben?
Wenn es um das Bewerbungsschreiben geht, empfiehlt Näf, sich drei Fragen zu stellen:
- Warum dieser Beruf?
- Warum diese Firma?
- Welche meiner Stärken und Eigenschaften passen zum Beruf und der Firma?
Es ist wichtig, fehlerfreie, komplette Bewerbungsunterlagen einzureichen, die auf jede Firma individuell angepasst sind und mit denen man sich von der Konkurrenz abhebt.
Mustervorlagen und Tipps fürs Bewerbungsschreiben und Vorstellungsgespräch gibt es auf Yousty.ch.
Weshalb soll man heute eine Berufslehre machen, Herr Bundesrat Guy Parmelin?
Der Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung hat nach der gymnasialen Matura eine Lehre als Landwirt absolviert und danach das eidgenössische Meisterdiplom in Landwirtschaft und Weinbau gemacht.
Nach einer beruflicher Grundbildung stehen alle Türen offen. Man kann sogar Bundesrat werden.
Wie Guy Parmelin seinerzeit den Berufswahlprozess erlebte und weshalb man in seinen Augen heute eine Berufslehre machen soll, erklärt er im Interview zum Nachhören:
