Freiburger Anwärter für Berner Agglo
Wenn Sensler Gemeinden wie Ueberstorf Verkehrsprobleme lösen wollen, schielen sie über die Kantonsgrenze.

Es gibt Momente, da fühlen sich Ueberstorferinnen und Ueberstorfer ein bisschen abgehängt. Ein gutes Beispiel sei der öffentliche Verkehr, sagt Syndic Hansjürg Liechti: "Unser Postauto fährt von Flamatt hinauf nach Ueberstorf und dann noch weiter nach Albligen, das ist alles. Wir kämpfen seit Jahren, dass wir am Morgen früh einen Anschluss auf den ersten Zug nach Flamatt haben. Am Abend ist es etwas besser, aber ab 20.30 Uhr ist fertig."
Um verkehrstechnisch den Anschluss nicht zu verpassen, möchte Ueberstorf – genau wie Wünnewil-Flamatt – bei der Agglomeration Bern mitmachen. Wie auf Freiburger Seite versuchen auch die Gemeinden rund um die Stadt Bern, Siedlung und Verkehr besser aufeinander abzustimmen. Wenn sie Lösungen im Rahmen des Agglomerationsprogramms ausarbeiten, dürfen sie für ihre teils kostspieligen Projekte auch auf Bundesgelder hoffen.
Kantone offen für Anliegen
Der Kanton Freiburg unterstützt die Absichten der Sensler Gemeinden, auf diese Weise im Kanton Bern ihr Glück zu finden. In der Agglomeration Bern seien Verkehrslösungen denkbar, von denen auch der Sensebezirk profitiere, sagt der Freiburger Agglo-Koordinator Michael Blanchard. "Das kann ein Park&Ride sein, oder ein Ausbau von Flamatt als Verkehrsplattform, oder auch der Ausbau des Langsamverkehrs nach Laupen – den Bern ohnehin plant. Bei diesem Projekt könnte man sich um Anschlüsse auf Sensler Seite bemühen."
Wie aber ist die Stimmung auf Berner Seite? Ist man dort bereit, Freiburger Gemeinden in die Agglo aufzunehmen? Solche Überlegungen hätten sich die Berner Agglo-Gemeinden bisher zu wenig gemacht, schätzt Thomas Iten. Er ist in der Regionalkonferenz Bern-Mittelland Präsident der Verkehrskommission und damit auch für die Agglomerationsprogramme zuständig. "Ich habe das Gefühl, man hat auf unserer Seite noch zu wenig über die Kantonsgrenzen hinaus gedacht."
Freiburg und Bern nehmen bald Stellung
Diese Diskussion müssten die Berner Gemeinden bald einmal führen, sagt Iten. Er gibt aber zu bedenken, dass eine kantonsübergreifende Zusammenarbeit auch technische und juristische Hindernisse habe, die nicht zu unterschätzen seien. Dem pflichtet der Freiburger Agglo-Koordinator bei. "Aber man muss auch sagen, dass es in der Schweiz viele Agglos gibt, die über die Kantonsgrenze funktionieren. Man müsste also das Rad nicht neu erfinden", sagt Michael Blanchard.
Zurzeit laufen in beiden Kantonen noch Vernehmlassungen zur Zukunft der Agglomerationsräume. Der Ueberstorfer Syndic Hansjürg Liechti hofft, dass dieser Prozess schnell vorangeht, "vielleicht auch mit politischem Druck der Kantone. Der Verkehr entsteht nicht im Kanton Freiburg alleine, und auch nicht alleine im Kanton Bern."
Immerhin haben die Kantone Freiburg und Bern bekannt gegeben, dass sie sich noch Anfang dieses Jahres zur Zukunft ihrer Agglomerationen äussern wollen. Somit dürfte bald klar sein, wie sich diese Angelegenheit weiterentwickelt.