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Fünf Skitourengänger im Wallis gestorben

Fünf der sechs vermissten Skitourengänger sind im Gebiet des Bergs Tête Blanche im Kanton Wallis am Sonntagabend tot aufgefunden worden. Die sechste Person wurde bis zum Montagabend nicht gefunden. Die Rettungskräfte setzen die Suche fort.

Die Gruppe befand sich auf der Skitourenroute zwischen Zermatt und Arolla in den Walliser Alpen. Die Tête Blanche liegt auf halbem Weg zwischen den zwei Ortschaften. (ArchivbilD) © Keystone/OLIVIER MAIRE
In der Walliser Gemeinde Vex versammeln sich am Montagabend rund 300 Menschen zu einer Mahnwache für die fünf tot geborgenen Skitourenfahrer. © KEYSTONE/EPA/VALENTIN FLAURAUD
In Vex VS gedachten am Montagabend rund 300 Menschen der fünf toten Skitourengänger. © KEYSTONE/EPA/VALENTIN FLAURAUD
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Die Todesumstände der fünf ums Leben gekommenen Skitourengänger waren am Montagabend noch unklar. Ob die Alpinisten erfroren oder durch eine Lawine starben, konnte laut Polizei noch nicht gesagt werden.

"Zuerst fanden wir zwei Personen, die stark unterkühlt auf dem Schnee lagen", sagte Anjan Truffer, Rettungschef der Bergrettung Zermatt in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung".

Truffer und sein Team seien direkt zu den Koordinaten geflogen, welche die Vermissten tags zuvor durchgegeben hatten. Dank Sondierungsstangen und Lawinenverschüttetensuchgeräten hätten die Rettungskräfte später zwei weitere Personen gefunden, die unter einer Schneedecke lagen. Eine weitere Person sei etwa 30 Meter entfernt gelegen. Bei erfrorenen oder unterkühlten Menschen sehe man nicht sofort, ob sie überlebt hätten, sagte Truffer. Vor Ort sei versucht worden, die Personen zu reanimieren. Einzelne Personen seien in Spitäler geflogen worden.

Während der Bergung sei es dunkel und sehr windig gewesen. "Ohne jemanden zu verurteilen: Bei dem Wetter geht man nicht auf den Berg", sagte Truffer. Der Wetterbericht für das Gebiet sei für das ganze Wochenende schlecht gewesen und es sei von Touren abgeraten worden. "Am Ende muss jeder selber entscheiden, ob er zu einer Tour startet", sagte der Rettungschef.

Untersuchung ist im Gange

Die Staatsanwaltschaft habe eine Untersuchung zu den genauen Umständen des Dramas eingeleitet, sagte Generalstaatsanwältin Béatrice Pilloud am Montag an der Medienkonferenz in Sitten. "Wir wollen die Chronologie der Ereignisse verstehen, die zu diesem Drama geführt haben."

Der Walliser Polizeikommandant, Christian Varone, sagte, dass die Skitourengänger während des Wartens auf eine Rettung "alles getan hätten, um sich zu schützen". Weitere Einzelheiten wollte er nicht bekanntgeben.

Auch die formelle Identifikation der Opfer sei noch im Gange. Bekannt sei, dass fünf der Skitourengänger zu einer Walliser Familie gehörten und ein Opfer aus der Stadt Freiburg komme, sagte Varone. Gemäss früheren Angaben der Polizei waren die Alpinisten im Alter zwischen 21 und 58 Jahren. Einer der Vermissten war Mitglied der Exekutive von Vex VS, wie der Präsident der Gemeinde bestätigte.

Der Polizeikommandant und die Generalstaatsanwältin drückten den Familien der Opfer ihr Beileid und Mitgefühl aus. Der Grosse Rat des Kantons Wallis gedachte am Montag mit einer Schweigeminute der Opfer. Am Montagabend fand in Vex eine Mahnwache für die fünf Skitourengänger statt. Rund 300 Menschen gedachten der Opfer und zündeten Kerzen an.

An die äusserste Grenze gegangen

"Es wurde alles in die Wege geleitet, menschlich und materiell, um diese sechs Personen zu retten. Die Retter, die Polizisten sind wirklich bis an die äusserste Grenze ihrer Möglichkeiten gegangen", sagte Varone. "Manchmal muss man sich gegenüber der Natur geschlagen geben." Er hielt auch fest, dass es eine rote Linie gebe, die nicht überschritten werden dürfe, um nicht die Rettungskräfte in Gefahr zu bringen.

"Bisher seien fünf Personen leider tot aufgefunden worden. Die Suche wird fortgesetzt, um die sechste in einem erweiterten Gebiet der Region Tête Blanche zu lokalisieren", sagte der Polizeikommandant.

Aufgrund des guten Wetters sei am Montag insbesondere visuell nach der letzten vermissten Person gesucht worden, sagte Alexandre Briguet, Leiter der kantonalen Walliser Rettungsorganisation, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Zudem seien Lawinenverschütteten-Suchgeräte, weitere Ortungsgeräte und Sondierungsstangen eingesetzt worden. Die Suche werde mit der einbrechenden Dunkelheit unterbrochen und am kommenden Tag wieder aufgenommen.

Sturm, Lawinengefahr und schlechte Sicht

Die Gruppe war am Samstagmorgen bei relativ guten Wetter in Zermatt aufgebrochen, um noch am selben Tag nach Arolla zu gelangen. Sie kam jedoch nie am Zielort an. Ein besorgtes Familienmitglied, das dort auf sie wartete, benachrichtigte gegen 16.00 Uhr die Rettungskräfte.

Die Skitourengänger konnten schliesslich, etwa eine Stunde später, dank eines Anrufs eines von ihnen bei der Bergrettung lokalisiert werden. Ein Wintersturm behinderte jedoch die Suche, an der laut der kantonalen Walliser Rettungsorganisation etwa 35 Personen und elf Helikopter beteiligt waren.

Am Samstagabend musste eine Rettungskolonne, die von Zermatt aus gestartet war, auf 3000 Meter Höhe umkehren, woraufhin die Rettungsversuche am Boden aus Sicherheitsgründen eingestellt wurden. Während der Nacht von Samstag auf Sonntag sei ein Wachdienst eingerichtet, um jedes Wetterfenster zu bewerten, das einen Rettungseinsatz ermöglichen könnte, fuhr Varone fort. Allerdings ohne Erfolg.

Ein Rettungsteam konnte schliesslich am Sonntag gegen 18.30 Uhr in der Nähe der Dent-Blanche-Hütte abgesetzt werden. Es erreichte gegen 21.20 Uhr den Sektor Tête Blanche, wo es auf einer Höhe von rund 3500 Metern über Meer die Leichen von fünf der sechs vermissten Personen entdeckte.

Das Unglück vom Wochenende weckt Erinnerungen an das Bergdrama am Pigne d'Arolla vom April 2018, bei dem sieben Menschen ums Leben kamen. Damals waren insgesamt 14 Skitourengänger in zwei Gruppen auf der Haute Route von Chamonix (F) in Richtung Zermatt von einem Wetterumsturz überrascht worden.

SDA
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