Im Sensebezirk fehlen die Gemeindeschreiber
Viele Sensler Gemeindeverwaltungen sind im Umbruch. Lassen sich noch neue Gemeindeschreiberinnen und Gemeindeschreiber finden?
In Bösingen wird in diesem Jahr der langjährige Gemeindeschreiber pensioniert, ebenso in Plaffeien und in Kerzers. Der Gemeinde Giffers fehlt im Moment eine Gemeindeschreiberin. Der Gemeindeschreiber von Tafers wird sein Amt bald verlassen. Wünnewil-Flamatt suchte vor fünf Jahren einen neuen Gemeindeschreiber, Düdingen erst vor zwei Jahren. Ein Umbruch ist im Gange.
Die Gründe, weshalb die Gemeindeschreiber ihr Amt verlassen, sind vielseitig und reichen von Pensionierungen bis zu Neuorientierungen. Die neue Besetzung der freigewordenen Stellen ist eine Herausforderung.
Generationenwechsel im Gange
Viele Gemeindeschreiber, die nun ihr Amt beenden, haben jahrzehntelang auf diesem Beruf gearbeitet. Junge Gemeindeschreiberinnen und -schreiber zu finden, ist schwierig. "Es gibt gute Ausbildungsmöglichkeiten für Gemeindeschreiber. Ob jedoch gerade die jüngeren Generationen tatsächlich auf diesem Beruf arbeiten möchten, wage ich zu bezweifeln", sagt Helmut Corpataux, Gemeindeschreiber von Tafers.
Kein verstaubter Bürojob
Früher war er der "Dorfkönig", heute ist es ein modernder Manager-Job. Der Gemeindeschreiber ist das Bindeglied zwischen der Verwaltung, dem Gemeinderat und der Bevölkerung. Neben EDV-Kenntnissen und Führungskompetenzen braucht es auch eine gute Menschenkenntnis.
Technische Entwicklungen haben den Beruf noch herausfordernder gemacht. Kundinnen und Kunden können ihre Anliegen via E-Mail anbringen und erwarten eine Bearbeitung innert kürzester Frist.
Was muss sich ändern?
Als Gemeindeschreiberin oder Gemeindeschreiber hat man lange Präsenzzeiten. Mit Sitzungen am Abend und Wahlen und Abstimmungen an den Wochenenden ist es kein gewöhnlicher "9-to-5-Job". Ausserdem steht man gerade im eigenen Dorf in der Öffentlichkeit und wird auch ausserhalb der Arbeitszeiten auf sein Amt angesprochen. Das sind Arbeitsbedingungen, die gerade für die jungen Generationen selten mehr infrage kommen.
Helmut Corpataux sieht verschiedene Lösungsansätze für das Problem. Es brauche neue Arbeitsmodelle, wie Home-Office oder Arbeitsteilung mit Stellvertretungen. Auch das Bild des Gemeindeschreibers muss "entstaubt" werden.
Im Sensebezirk besteht noch keine Notlage wegen mangelnden Gemeindeschreiberinnen und -schreibern. Zumindest keine grössere als in anderen Teilen der Schweiz. Aber die Gemeindeverwaltungen können nicht mehr aus dutzenden Bewerbenden auswählen, wie dies noch vor zehn, zwanzig Jahren der Fall war. Es wird sich zeigen, wer sich in Zukunft der Herausforderung Gemeindeschreiberin oder Gemeindeschreiber annehmen wird.