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Kein Pokal, aber emotionale Geschichten

Drei Filmemacher begleiteten Gottéron in den vergangenen Playoffs eng. Herausgekommen ist eine emotionale Dokumentation über Andrei Bykow und Co., die nun im Kino läuft.

Ein voller Kinosaal bei der Vorpremiere von «Until the End» am Dienstagabend. © Charles Ellena

Die Idee für den Film entstand im vergangenen November, als Gottéron von Sieg zu Sieg eilte. «Es sah danach aus, als könnte es das Jahr von Gottéron werden. Wir fragten uns: Wie können wir sicherstellen, dass es genügend dokumentiert wird, wenn die Mannschaft tatsächlich den ersten Meistertitel der Clubgeschichte holt?», sagte Gottérons Manager Communication & Brand, Marc-André Berset, am Dienstagabend bei der Vorpremiere in Freiburg. Die Antwort: mit einem Dokumentarfilm über die Playoff-Zeit.

Motivationskünstler Dubé

Und so begleiteten Realisator Fabian Jobin und seine beiden Helfer Guillaume Mugabo Munyankindi und Arthur Gremaud die Freiburger mit drei Kameras. Hinzu kamen zwei GoPro-Kameras in der Kabine. «Ich bin ein schüchterner Mensch. Manchmal versteckte ich mich in der Dusche, um möglichst wenig zu stören», sagte Guillaume Mugabo Munyankindi über den nicht alltäglichen Job. In der Regel gilt die Kabine als heilig, Einblicke erhält die Öffentlichkeit selten.

Diese intimen Einblicke sind denn auch die Hauptstärke des knapp 70-minütigen Films. Sie zeigen unter anderem den nach der Saison entlassenen Trainer Christian Dubé als emotionalen Motivator. Etwa als er den überraschten und mit feuchten Augen dasitzenden Spielern vor dem entscheidenden Viertelfinalspiel gegen Lugano ein Video mit Motivationsbotschaften ihrer Frauen und Kinder zeigt. Zu sehen sind auch kleine Spielereien und Rituale, zum Beispiel, wie im Viertelfinal nach jedem Sieg der beste Spieler einen aufblasbaren und mit dem Lugano-Logo bedruckten Plastikclown zerstören darf.

Julien Sprunger (rechts) war bei der Premiere ebenfalls dabei. Bild: Charles Ellena

Andrei Bykow als roter Faden

«Until the End» heisst die Dokumentation, die derzeit in Freiburg, Bulle und Payerne im Kino läuft. Bis zum Schluss, in der deutschen Übersetzung. Das sportliche Ende kam im Halbfinal gegen Lausanne ziemlich schnell. Statt des ersten Meistertitels dokumentiert der Film deshalb emotionale Geschichten. Insbesondere das Karriereende von Clubikone Andrei Bykow dient als roter Faden. Bykow spricht im Film über die schwierigen Momente und kommentiert sogar seinen letzten Shift. Auch bei den Teamkameraden ist das Thema in der Kabine allgegenwärtig – was noch einmal aufzeigt, wie beliebt er im Team war. Immer wieder machen Mitspieler in ihren Motivationsreden darauf aufmerksam, dass es Bykows letzte Playoffs sind.

«Es war sehr speziell, ins Kino zu kommen und mir einen Film anzuschauen, in dem es auch um mich geht. Ich habe jedenfalls viel geweint; der Film hat mich berührt, er ist wirklich gut gemacht», sagte Bykow nach der Vorpremiere mit roten Augen. Die Kameras in der Kabine hätten ihn nicht gestört. «Wir mussten höchstens darauf achten, möglichst oft Kleider zu tragen», sagte er schmunzelnd. «Die Jungs arbeiteten sehr diskret. Und ich bin glücklich, sind meine letzten Wochen dokumentiert worden. Klar, mit einem Meistertitel wäre es noch schöner gewesen, aber abgesehen davon kann ich mir kaum ein cooleres Karriereende mit mehr Klasse vorstellen», sagte Bykow, der die Bühne des Kinosaals mit Krücken betrat, weil er sich in seiner kurzen Karriere als Fussballer im Sommer gleich beim ersten Pflichtspiel mit dem FC Central schwer am Knie verletzt hatte.

Andrei Bykows Karriereende dient dem Film als roter Faden. Bild: Keystone

Passende Schlussszene

Gottéron folgt mit dem Dokumentarfilm einem Trend. Nicht zuletzt seit dem Aufkommen von Streamingdiensten wie Netflix oder Amazon Prime gibt es immer mehr selbst produzierte Dokumentarfilme von Stars und Sportteams. So behalten diese bestmöglich die Kontrolle über ihr Bild in der Öffentlichkeit. Das ist auch bei Gottéron so. Die Produzenten (By the Way Studio und Upperview Productions) sind auch sonst die Kommunikationspartner des Clubs. Gottéron hatte zudem das Recht, alles herauszuschneiden, was dem Image des Clubs schaden könnte. «Wir haben aber fast nichts gestrichen», sagte Marc-André Berset.

Im Film wird mehrheitlich Französisch gesprochen, es gibt aber auch deutsche Passagen, etwa wenn Jakob Lüdi immer wieder einmal mit Rückblenden die Geschichte des Clubs erzählt.

Insgesamt ist eine kurzweilige Dokumentation entstanden, die für Anhänger von Gottéron interessant und unterhaltsam ist, weil sie die Fans – natürlich auch mit dem genreüblichen Pathos – nah an ihre Lieblinge rankommen lässt. Da ist es letztlich auch egal, dass die Schlussszene eine andere ist, als es sich die Initianten im November erträumt hatten. Statt dass Captain Julien Sprunger auf der Kathedrale den Meisterpokal in die Höhe stemmt, ist in der letzten Szene Clublegende Slawa Bykow zu sehen. «Eines Tages werden wir den Titel gewinnen», sagt er versöhnlich. Ein passenderes Ende kann man sich für einen Film über Gottéron kaum vorstellen.

Freiburger Nachrichten - Redaktion / Matthias Fasel
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