Keine Kandidaten: Die Grünen brauchen eine Übergangslösung
Auf Co-Präsident Julien Vuilleumier folgt Interimspräsidentin Bettina Beer. Die Suche nach Kandidaten war erfolglos. Zumindest derzeit.
Er wurde mit einer Standing Ovation verabschiedet. Rund 40 Mitglieder der Freiburger Grünen haben am Mittwochabend im Düdingersaal Abschied genommen von ihrem Co-Präsidenten Julien Vuilleumier, der sein Amt nach viereinhalb Jahren niedergelegt hat.
Für Vuilleumier war es ein Abschied auf dem Höhepunkt. Die Freiburger Grünen hatten seit seiner Wahl ins Co-Präsidium 2020 auf nationaler wie auch auf kantonaler und kommunaler Ebene zulegen können. Dafür – und für seine Arbeit im Allgemeinen – gab es nur warme Worte. Von Staatsrätin Sylvie Bonvin-Sansonnens, von der Freiburger Gemeinderätin und seiner ersten Co-Präsidentin Mirjam Ballmer und von ihrer Nachfolgerin Bettina Beer. Vuilleumier, so Staatsrätin Bonvin-Sansonnens, sei Theaterdirektor, Regisseur und künstlerischer Leiter in Personalunion gewesen. Effizient, meist lächelnd, immer bodenständig.
Doch die grosse Frage an diesem Mittwochabend war: Wie weiter? Die Antwort auf diese Frage ist: sehr einfach und sehr kompliziert zugleich.
Eine Lösung fürs Präsidium gibt es erst in 125 Tagen
Die Findungskommission, sagte Nationalrat Gerhard Andrey, habe nach einem Nachfolger für Julien Vuilleumier gesucht – und muss auch gleich für Bettina Beer Ersatz finden. Denn Beer tritt im November eine neue Stelle an, die unvereinbar sei mit einem öffentlichen Amt. Deshalb stehen der Partei nun zwei Optionen offen: Entweder sie findet eine neue Doppelspitze – oder das Präsidium wird zur One-Man-Show, sekundiert von einer Person im Vizepräsidium. Das Problem an der Sache: Die Partei hat keine direkte Nachfolgelösung gefunden. Die Suche: kompliziert.
Denn der Partei stünde eine Lösung ab dem Jahr 2025 zur Verfügung. In 125 Tagen.
Wie diese Lösung genau aussehe, ob es sich wieder um ein Co- oder um ein klassisches Präsidium mit Vize handle, wollte Andrey nicht sagen. Und auch die Namen sollen bis auf Weiteres unter Verschluss gehalten werden. Die Spekulationen dürfen beginnen.
Die Co‑Präsidentin ist fort, lang lebe die Interimspräsidentin
Bis dahin wird Bettina Beer die Geschicke der Freiburger Grünen leiten. Sie habe sich der Partei zur Verfügung gestellt. Übergangsmässig und mit dem Einverständnis ihres künftigen Arbeitgebers. Die Co-Präsidentin wird zur Präsidentin ad interim.
Noch 125 Tage.
Abstimmungen im Blick
Für die Abstimmungen vom 22. September haben die Grünen Freiburg ihre Parolen gefasst. Einstimmig unterstützten die Grünen die Einführung von Ergänzungsleistungen für Familien im Kanton. Zu den Hauptargumenten gehören "Armutsbekämpfung, gezielte Unterstützung, bessere Lebens- und Entwicklungsbedingungen für Kinder". Auch die Biodiversitätsinitiative empfehlen die Grünen zur Annahme. Mit grosser Mehrheit (2 Ja, 19 Nein, 9 Enthaltungen) spricht sich die Partei gegen die Reform der beruflichen Vorsorge aus. Sie folgten insbesondere den von der Linken vorgebrachten Argumenten und waren der Meinung, dass es keine klare Verbesserung für Geringverdienende geben würde.