Luxuriöse Shoppingtour im fünfstelligen Bereich
Eine junge Frau verprasst 30'000 Franken mit einer gestohlenen Kreditkarte. Ungünstigerweise tätigte sie alle Einkäufe in Freiburg, so wurde sie entlarvt.
Ende der 80er Jahre waren Kreditkarten noch selten und wurden überwiegend im Ausland genutzt. Dies galt auch für eine junge Studentin aus Südamerika, die von ihren Eltern für ihren Studienaufenthalt an der Universität Freiburg eine Kreditkarte erhalten hatte. Die Überraschung war gross, als die Eltern die monatliche Abrechnung mit Ausgaben von 30'000 Franken entdeckten. Auch ihre Tochter war völlig fassungslos. Sie versicherte ihren aufgebrachten Eltern, keine Einkäufe mit der Kreditkarte getätigt zu haben, und stellte nach intensiver Suche fest, dass ihre Karte verschwunden war.
Die Studentin wandte sich an die Polizei und erstattete Anzeige wegen Diebstahls gegen Unbekannt. Schliesslich landete der Fall auf dem Schreibtisch von Guido Kessler, der damals als Fahnder bei der Kantonspolizei Freiburg tätig war.
Polizeiliche Fleissarbeit
Die detaillierte Analyse der Abrechnungen offenbarte ein überraschendes Bild: Alle Einkäufe mit der gestohlenen Kreditkarte waren in Boutiquen und Kleidergeschäften in der Stadt Freiburg getätigt worden. Guido Kessler begann daraufhin, diese Geschäfte eines nach dem anderen abzuklappern.
So hani haut alli Gschäft abklopfet.
Er hatte Glück: Viele Verkäuferinnen erinnerten sich an eine Kundin mit ausländischem Akzent, die regelmässig Kleidung der Grösse 38 gekauft hatte. Sie konnten die Person auch sehr genau beschreiben.
Ein erster Verdacht fiel auf eine Kommilitonin der Studentin. Der Studentin war nämlich aufgefallen, dass diese ständig neue und teure Kleidung trug. Und ihr Aussehen entsprach den Beschreibungen der Verkäuferinnen!
Es isch uffällig gsi - sie het ging nüi Chlider aghäbe.
Deshalb stellte Guido Kessler eine Fototafel zusammen, die verschiedene Frauen mit ähnlicher Statur und ähnlichem Alter zeigte, darunter auch die verdächtige Kommilitonin. Mit dieser Fototafel besuchte er erneut alle Geschäfte, und tatsächlich: Die Verkäuferinnen konnten die Verdächtige eindeutig identifizieren!
Bei der Durchsuchung ihres Zimmers fand die Polizei rasch die gestohlene Kreditkarte. Sie war auf der Unterseite des Schreibtisches befestigt. Die junge Frau gestand den Diebstahl der Karte ohne Umschweife. Das Motiv? Einkaufen, ohne auf den Preis achten zu müssen!