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Martin Dougoud trotz Platz 4 zufrieden

Der Kanute Martin Dougoud mag zwar Schokolade, so nennen die Romands einen 4. Platz, noch lieber hätte er aber natürlich eine Medaille im Slalom im Kajak-Einer gehabt. Dazu fehlten 57 Hundertstel.

Martin Dougoud verpasste die Bronzemedaille am 1. August ganz knapp © KEYSTONE/ANTHONY ANEX

"Wenn mir einer gesagt hätte, dass ich heute Vierter werde, dann hätte ich unterschrieben", sagte Dougoud. Doch eben, wenn so wenig zur Medaille fehlt, ist es "im Moment schon eher schwierig." Was ihn etwas frustriere, sei das zweite Tor, das ihm in der Qualifikation, im Halbfinal und im Final Probleme bereitet habe. So belegte er nach der ersten Zwischenzeit lediglich Rang 11 unter den zwölf Finalisten.

Wie er auf den nicht optimalen Start reagierte, kommt nicht von ungefähr. Der 33-jährige Genfer hat viel im mentalen Bereich gearbeitet, praktizierte auch Hypnose. Diese half ihm, Blockaden zu lösen. So fiel es ihm lange Zeit schwer, zu sagen, dass er Spitzensportler im Kajakfahren sei. Zudem hatte er immer wieder Probleme mit der Motivation, sogar an den Olympischen Spielen 2021 in Tokio, wo er den 13. Platz belegte. Das gehört nun der Vergangenheit an.

Dougoud ist ein Sinnbild dafür, was mit Beharrlichkeit erreicht werden kann. In der Juniorenklasse sowie in der U23 war sein Niveau lediglich Durchschnitt. Dennoch entschloss er sich, alles auf die Karte Kanu zu setzen. Er zog nach Pau in Frankreich, wo er perfekte Trainingsbedingungen vorfindet. Der Schweizer Teamchef Pierre Labarelle sagt über ihn: "Er macht mehr als andere, trainiert sehr viel." Labarelle weiter: "Frustrierend ist, dass sich niemand an einen 4. Platz an Olympischen Spielen erinnert. Wir sind aber sowieso stolz auf ihn. Er ist ein Vorbild und eine Inspiration für den Rest der Mannschaft."

Begeistert von Dougoud zeigte sich auch der frühere Top-Kanute Mike Kurt, der in Paris als Experte für das Schweizer Fernsehen arbeitet: "Er war mental unglaublich stark. Im Halbfinal machte er oben einen Fehler, nach dem du normalerweise aus dem Boot steigst und nach Hause gehst." Auch im Final habe er zurückgeschlagen, nachdem er oben etwas hängen geblieben sei und viel Zeit verloren habe. "Ich glaube, er kann sich keinen Vorwurf machen."

Kurt findet, dass es nun an der Zeit sei, eine Kanu-Strecke in der Schweiz zu bauen. Das hat er sich auf die Fahne geschrieben. So gibt es das Projekt Wildwasserpark Bannwil. "Im Moment ist es eine finanzielle Frage", sagte Kurt. "Darum wäre ein Medaillengewinn sportpolitisch schön gewesen." Eine Chance hat Dougoud in Paris allerdings noch: im neuen Format Kajak-Cross. "Dort kann alles passieren", so Kurt.

SDA
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