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Mit Mentorin Spirig nach fast ganz oben

Nicola Spirig, die letzte Schweizer Olympiasiegerin im Triathlon, spielt eine entscheidende Rolle auf dem Weg zu Julie Derrons Silbermedaille. Sie freut sich fast genau so sehr über den Erfolg.

Die Zürcher Triathletin Julie Derron präsentiert ihre Silbermedaille © KEYSTONE/ANTHONY ANEX

Im Zielbereich fallen sich Julie Derron und Nicola Spirig freudestrahlend um den Hals. "Wer hätte das geglaubt", fragen sie sich. "Ausser uns." Spirig, die in London 2012 Gold und vier Jahre später in Rio Silber gewonnen hatte, war schon vor dem Rennen sehr zuversichtlich, äusserte sich öffentlich aber zurückhaltend, um keinen zusätzlichen Druck auf Derron zu laden.

"Das geht mir sehr nahe", erzählt Spirig im Anschluss der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. "Weil Julie so lange mit mir trainiert hat, fünf oder sechs Jahre." Sie war für die 27-jährige Zürcherin in den letzten Jahren Vorbild, dann Trainingspartnerin und schliesslich Mentorin. So sehr, dass Derron deren Vorbereitung auf London fast eins zu eins kopierte. "Ich habe auch zwei Halb-Ironmans gemacht, um Kraft und Ausdauer zu trainieren", erzählt sie nach dem Rennen. "Wahrscheinlich ist das die Geheimlösung."

Suttons Erfahrung und Menschenkenntnis

Derron trainiert wie vorher Spirig beim Erfolgscoach Brett Sutton. "Er ist ein unglaublich guter Coach mit sehr, sehr viel Erfahrung und sehr viel Menschenkenntnis", schwärmt Spirig. "Er trainiert keine gleich, sie haben alle andere Trainingspläne." Und er habe sie, Spirig, als Mentorin genutzt, um Julie so weit zu bringen. "Ich habe mit ihr auch über Olympia gesprochen, darüber, was da auf einen zukommt."

Das Leben von Julie Derron war nicht immer so rosig. Vor drei Jahren verpasste sie die Qualifikation für die Spiele in Tokio, Anfang 2023 zog sie sich einen Ermüdungsbruch der Hüfte zu. "Es war mental schwierig zu wissen, dass danach nicht mehr viele Chancen für die Olympiaqualifikation bleiben", erinnert sich Derron nun. Sie nutzte aber gleich ihre erste Möglichkeit und konnte so das Olympiajahr beruhigt angehen.

Vier Monate in China

Vier Monate verbrachte sie in China zum Trainieren. "Das war sicher eine Herausforderung, aber es hat mir extrem viel gebracht", stellt Derron fest. "Ich konnte mich zu 100 Prozent auf den Sport konzentrieren und hatte eine super Trainingsgruppe. Das gab mir Anfang Jahr eine super Basis." Vor allem im Schwimmen konnte sie enorm von den starken Chinesinnen profitieren. "Sie konnten mich pushen und ans Limit bringen." Den Sommer über arbeitete sie dann in St. Moritz, wo in der Schlussphase auch Nicola Spirig sie besuchte.

Das Resultat ist nun diese doch recht überraschende Silbermedaille. Überraschend zumindest für die anderen. Denn Spirig wusste schon vor dem Rennen: "Julie war sehr, sehr gut in Form." Das Schwimmen sei die Basis gewesen. "Und an Olympischen Spielen sei es vermutlich nicht schlecht, wenn man ohne zu viel Druck hineingehen kann. Vor allem, wenn es die ersten sind."

Vielleicht macht es Derron ja bei den zweiten umgekehrt als Spirig und lässt auf Silber Gold folgen. Sie weiss ja, wen sie fragen muss, wie es geht.

SDA
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