Russische Armee positioniert sich neu - Experteninterview

Laut Nato gibts keine Signale der Entspannung im Ukraine-Krieg. Professor Siegfried Weichlein der Uni Freiburg kommentiert den Stand der Dinge.

Jens Stoltenberg, Nato-Generalsekretär, sieht keine Entspannung im Ukraine-Krieg. Russische Truppen würden sich nicht zurückziehen sondern neu positionieren. Foto: Thibault Camus/AP/dpa © Keystone/AP/Thibault Camus

"Nach unseren Geheimdienstinformationen ziehen sich russische Einheiten nicht zurück, sondern positionieren sich neu", sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Donnerstag in Brüssel.

Russland versuche, seine Truppen neu zu gruppieren, Nachschub zu organisieren und die Offensive im Donbass zu verstärken. Gleichzeitig werde der Druck auf die Hauptstadt Kiew und andere Städte aufrechterhalten.

"Wir können mit weiteren Offensivaktionen rechnen, die noch mehr Leid bringen", sagte Stoltenberg. Zu den Verhandlungen zwischen Vertretern und der Ukraine und Russlands meinte der Norweger, es sei gut, dass miteinander gesprochen werde. Bislang habe man allerdings keine echte Änderung bei Russlands Hauptziel gesehen, einem militärischen Erfolg. Deshalb müsse man auch bereit sein, die Ukraine weiter zu unterstützen.

In den jüngsten Verhandlungen mit der Ukraine hatte Russland zugesagt, seine Kampfhandlungen an der nördlichen Front bei Kiew und Tschernihiw deutlich zurückzufahren. So solle Vertrauen aufgebaut werden, sagte Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin am Dienstag nach dem Treffen in Istanbul. Im Westen kamen gleich danach Zweifel auf, ob solche Zusagen verlässlich sind.

Strategiewechsel mit katastrophalen Folgen

Nach über fünf Wochen seit der russischen Invasion der Ukraine machen sich zunehmend strategische Veränderungen der russischen Streitkräfte bemerkbar. Klar ist, dass die ursprünglichen Kriegspläne Russlands nicht mehr verfolgt werden, respektive fehlschlugen. Zudem lassen die immer häufigeren Angriffe auf zivile Ziele Erinnerungen an vergangene Interventionen der russischen Streitkräfte aufflackern, wie etwa in Tschetschenien oder die Zerstörung der syrischen Stadt Aleppo.

Im Gespräch mit Valentin Brügger von RadioFr. erläutert Siegfried Weichlein, Professor für Zeitgeschichte an der Uni Freiburg, den Stand der Dinge, kommentiert das Verhalten des russischen Präsidenten Wladimir Putin und verweist auf die Wichtigkeit des internen Widerstands in Russland gegen den Krieg in der Ukraine:

SDA / RadioFr. - Valentin Brügger / rb
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