Nawalny soll in Moskau beerdigt werden

Zwei Wochen nach seinem Tod soll der bekannte Kremlgegner Alexej Nawalny an diesem Freitag in der russischen Hauptstadt Moskau beigesetzt werden.

Alexej Nawalny soll in der russischen Hauptstadt Moskau beigesetzt werden. Foto: Fabian Sommer/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits © Keystone/dpa/Fabian Sommer

Die Trauerfeier in der Kirche zu Ehren der Gottesmutterikone "Lindere meine Trauer" im südöstlichen Bezirk Marjino ist für 14.00 Uhr Ortszeit (12.00 Uhr MEZ) geplant, wie Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch am Donnerstag bestätigte.

Zwei Stunden später soll dann die Beisetzung auf dem rund eine halbe Stunde zu Fuss entfernten Friedhof Borissowskoje erfolgen. Anwesend sein will dabei auch der deutsche Botschafter in Russland, Alexander Graf Lambsdorff, wie die Deutsche Presse-Agentur auf Anfrage erfuhr. Befürchtet wird, dass der russische Machtapparat hart gegen Nawalnys Unterstützer vorgehen wird.

Schon am Donnerstag bezog die Polizei vor dem Friedhof Stellung und kontrollierte Ausweise sowie Taschen von Passanten. Zudem wurden zahlreiche Absperrgitter zum Friedhofsgelände gebracht. Schon in den vergangenen Wochen wurden russlandweit Hunderte Menschen festgenommen, die an Denkmälern Blumen für den bekannten Oppositionspolitiker niederlegen wollten.

Nawalny-Sprecherin Jarmysch beklagte zudem auf der Plattform X (früher Twitter), dass die Behörden die Vorbereitungen für die Trauerfeier weiter behinderten. So sei es noch immer nicht gelungen, einen Leichenwagen zu organisieren, um Nawalnys Körper in die Kirche zu bringen, schrieb sie am Donnerstagnachmittag. Die Moskauer Bestattungsunternehmen erhielten Drohanrufe von Unbekannten, die sie davor warnten, den Leichnam zu transportieren. "Trotz aller Widerstände wird die Verabschiedung von Alexej morgen definitiv stattfinden", bekräftigte sie aber.

Es ist bei weitem nicht das erste Mal, dass Nawalnys Angehörige und Unterstützer über Druck und Erpressungsversuche vonseiten der russischen Behörden berichten. Für besonderes Entsetzen sorgte etwa, dass die Behörden Nawalnys Leiche zunächst rund eine Woche unter Verschluss hielten und Mutter Ljudmila Nawalnaja gemeinsam mit einem Anwalt in der Polarregion nach dem Körper suchen musste.

Dann wollte der Machtapparat sie dazu zwingen, die Beisetzung ihres Sohnes heimlich abzuhalten, wie Ljudmila Nawalnaja mehrfach sagte. Dagegen jedoch sträubte sie sich und forderte öffentlich, dass die Russen die Möglichkeit haben sollten, sich von Nawalny zu verabschieden.

Schliesslich erklärte Nawalnys Team dann, einen Ort für die Trauerfeier organisieren zu wollen. Die Suche gestaltete sich allerdings erwartungsgemäss schwierig. Einen Saal, in dem Nawalnys Körper - wie nach russisch-orthodoxer Tradition üblich - für alle Trauernden zugänglich vor dem Trauergottesdienst aufgebahrt wird, fanden sie nicht. Deshalb soll es jetzt nur Andacht und Beerdigung geben. Kurz vor der Präsidentenwahl am 17. März sind dem Kreml jegliche grösseren kritischen Veranstaltungen ein Dorn im Auge.

Nawalny ist offiziellen Angaben zufolge am 16. Februar im Alter von 47 Jahren in einem Straflager nördlich des Polarkreises gestorben. Der scharfe Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin war durch einen Giftanschlag im Jahr 2020 und ständige Einzelhaft im Lager körperlich sehr geschwächt. Seine Unterstützer und auch viele internationale Beobachter sind sich deshalb einig, dass von einer "natürlichen" Todesursache, wie es auf dem Totenschein heissen soll, keine Rede sein kann.

SDA
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