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Niels Hintermann im Kreis der Favoriten

Niels Hintermann gehört bei den Abfahrten in Zermatt/Cervinia zu den grössten Schweizer Hoffnungen. Der Zürcher sagt, er fühle sich "so wohl wie schon lange nicht mehr".

Niels Hintermann blickt dem Renn-Wochenende gespannt entgegen © KEYSTONE/AP/MARCO TROVATI
Niels Hintermann posiert beim Medientreffen des Schweizer Ski-Nationalteams in Zermatt © KEYSTONE/PETER KLAUNZER
Niels Hintermann im Training vom Mittwoch am Weltcup Zermatt/Cervinia © KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT
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Es sieht - was das Wetter anbelangt - nicht gut aus in Zermatt. Am Donnerstag musste das Training wegen starken Schneefalls abgesagt werden, und auch für die folgenden Tage werden weitere Niederschläge und Wind prophezeit. Nachdem im Vorjahr die Premiere wegen Schneemangels hatte abgesagt werden müssen, ist die diesjährige Ausgabe erneut in Gefahr - zumindest die fürs Wochenende geplanten Abfahrten der Männer.

Eine Absage wäre nicht zuletzt für Niels Hintermann bitter. Der 28-Jährige hat eine starke Vorbereitung hinter sich und zeigte sich auch im Training vom Mittwoch auf der Höhe der Aufgabe. Mit seinem 3. Platz unterstrich der 1,90 m grosse Zürcher, was bereits die SRF-Experten Beat Feuz und Marc Berthod nach der Besichtigung der Piste "Gran Becca" gesagt hatten: Dass die Strecke wie gemacht sei für Hintermann.

Eine Aussage, die aber auch Druck aufsetzt. Entsprechend wiegelt der Abfahrer ab: Es sei eine "lässige" Strecke, so Hintermann. "Es ist schön, dass ich zu der favorisierten Gruppe gehöre, aber in dieser sind viele andere, die den Sieg ebenfalls wollen."

Innere Ruhe gefunden

Doch was, wenn die Rennen erneut nicht durchgeführt werden können, und Hintermann seine gute Frühform nicht ausnutzen kann? "Das entscheiden ja nicht wir Fahrer", sagt der Speed-Spezialist. "Natürlich wünsche ich mir, dass das Rennen stattfindet. Aber am Schluss muss man es so nehmen, wie es kommt." Eine Aussage, die von der hinzugewonnenen Gelassenheit zeugt. Bereits im August hatte Hintermann gegenüber "CH Media" gesagt: "In jungen Jahren gab ich immer Vollgas. Die Resultate zeigen: Seit ich es daneben ruhiger nehme, werde ich auf der Piste schneller."

Darauf angesprochen führt er aus, dass diese Entwicklung vor knapp drei Jahren begonnen habe. Geholfen habe ihm einerseits die Arbeit mit dem Mentaltrainer, andererseits die zunehmende Erfahrung, die gerade in der Disziplin Abfahrt eine grosse Rolle spielt. "Ich betrachte gute und schlechte Phasen differenzierter, lasse mich weniger von den Emotionen mitreissen", erklärt Hintermann.

Vor allem in der Saison 2021/22 hatte Hintermann einen grossen Sprung gemacht. Er erreichte in vier Abfahrten das Podest und feierte im norwegischen Kvitfjell seinen ersten Weltcupsieg seit 2017 und dem sensationellen Erfolg in der Kombination in Wengen. Dazwischen war er zum einen von Verletzungen zurückgeworfen worden, zum anderen war er sich auch selbst etwas im Weg gestanden. Längst hat Hintermann eingeräumt, dass er nicht zu den trainingsfleissigsten Athleten gehört habe. Inzwischen sei er jedoch deutlich disziplinierter.

Sommertraining mit den GCK Lions

So verfolgte Hintermann beim Aufbautraining in diesem Sommer einen neuen Ansatz. Durch seinen Schwiegervater in spe (nächstes Jahr steht die Hochzeit mit Freundin Lara an) entstand über einige Stationen der Kontakt zum Konditionstrainer der GCK Lions. Die beiden vereinbarten, dass sich Hintermann für die intensiven Übungseinheiten den Eishockeyanern anschliesst. Ein Entschluss mit positiver Wirkung: "Es hat Spass gemacht, diese Dynamik unter den Spielern zu erleben. Diese ist im Teamsport intensiver als bei uns im Ski-Sport." Seine Frühform schreibt Hintermann zu grossen Teilen dieser "spannenden Erfahrung" zu.

Nachdem er in der letzten Saison in der Abfahrt konstant in die Top 10 gefahren ist, sie in nur zwei Rennen verpasst hatte, belegte er in der Disziplinwertung den 6. Schlussrang. Der nächste Schritt wäre nun der erstmalige Vorstoss in die Top 5. Doch Resultat-Ziele mag Hintermann nicht. "Ich nehme mir einzig vor, das aktuell gute Gefühl und den Speed mit ins Rennen zu nehmen." Wenn dies gelingt, dürfte sich seine Ausbeute von bisher sechs Podestplätzen im Weltcup (fünf in der Abfahrt) schnell erhöhen.

SDA
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