Schweizer Armee dezentralisiert sich

Die Schweizer Armee hat den Verkauf von Bunkern gestoppt. Als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine dezentralisiert sich die Armee vermehrt, wie Armeechef Thomas Süssli im Interview mit Tamedia sagte.

Die Schweizer Armee setzt auf Verteidigung, wie Armeechef Thomas Süssli im Interview mit Tamedia sagte. (Archivbild) © KEYSTONE/ENNIO LEANZA

Die Luftwaffe werde beispielsweise trainieren, improvisierte Standorte zu betreiben, sagte Süssli im am Montag publizierten Interview weiter.

Zurzeit gehe die Armee zudem durch den Katalog der Führungs- und Kampfanlagen. Dazu gehörten auch Bunker, deren Standorte bereits bekannt seien. "Wir müssen das nehmen, was wir haben", sagte Süssli. Auch bereits bekannte Anlagen hätten einen militärischen Nutzen, wenn in einer bestimmten Region viele vorhanden seien. Die Armee soll nicht mit wenigen Bombenangriffen ausser Gefecht gesetzt werden, wie aus dem Interview hervorging.

Die Armee kommunizierte bereits im August, dass sie vermehrt auf Verteidigung setzt. Im Zuge des Kriegs in der Ukraine erhöhte sie den Eigenschutz. "Wir müssen immer zuerst unsere Unterkünfte und Lager schützen, bevor wir andere schützen können", sagte Süssli. Auch verstärkte sie die Spionageabwehr. Weitere Massnahmen würden die Vorräte und Infrastruktur betreffen. Details wollte er dazu nicht nennen. Insbesondere auf Munitionsvorräte angesprochen, hielt sich Süssli bedeckt.

Ersatzteile auf Vorrat

Seit rund einem Jahr gehört die Munitionssparte des Rüstungskonzerns Ruag dem italienischen Waffen- und Ferngläserhersteller Beretta. "Es wäre gut, wenn die Schweiz bei der Munition eine gewisse Autonomie hätte", sagte Süssli.

Der Verkauf der Munitionssparte war ein politischer Entscheid. Im Falle einer Krise, hätte laut dem Armeechef auch eine Schweizer Firma Probleme, Munition zu produzieren. "Deswegen legen wir mehr Vorräte an", sagte er. Als Beispiel nannte Süssli Ersatzteile für den Kampfjet F-35.

Internationale Zusammenarbeit sicherstellen

Zudem stellt die Armee laut Süssli die Zusammenarbeit mit anderen Streitkräften sicher. Im Notfall würde diese nicht von jetzt auf sofort funktionieren. Nicht zu unterschätzen für Nato-Mitglieder sei der Schweizer Beitrag im Kosovo.

Konkrete Entscheide gebe es noch nicht, inwiefern die Schweiz dort zusätzliche Aufgaben übernehmen werde. "Im Bereich Cyber oder ABC, also atomar-biologisch-chemischer Abwehr, könnte die Schweiz mitwirken", sagte Süssli. In der Sommer-Session verlängerte das Parlament den Einsatz der Schweiz im Kosovo bis 2026.

SDA
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