Schweizer Reederei MSC umschifft Suezkanal

Nach Angriffen von jemenitischen Huthi-Rebellen auf Schiffe im Roten Meer hat die Container-Reederei MSC mit Sitz in Genf ihre Fahrten durch den Suezkanal vorerst gestoppt.

Das Container-Schiff "MSC Sofia Celeste" auf dem Weg nach Antwerpen in Holland. (Archivbild) © Keystone/EPA/OLIVIER HOSLET

Die weltweit grösste Container-Reederei will damit das Leben ihrer Seeleute schützen. Ein Frachter des Unternehmens war am Freitag auf der Durchfahrt durch das Rote Meer von einer Drohne angegriffen worden, wie MSC am Samstag mitteilte. Alle Besatzungsmitglieder der "MSC Palatium III" seien wohlauf. Am Schiff entstand Brandschaden. Es wurde aus dem Verkehr gezogen.

Aufgrund des Vorfalls würden die MSC-Schiffe den Suezkanal in Richtung Osten und Westen nicht mehr befahren, bis die Passage durch das Rote Meer sicher sei, teilte MSC mit. Die Schiffe fahren stattdessen um das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas. Die Fahrten dauern so mehrere Tage länger.

Auch die Reedereien Maersk und Hapag-Lloyd verkehren vorerst nicht mehr durch den Suezkanal. Der Kanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet damit die kürzeste Verbindung auf dem Seeweg von Asien nach Europa. Etwa zehn Prozent des gesamten Welthandels laufen über das Rote Meer.

Miliz will Schiffe nach Israel stoppen

Seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas hat die schiitische Huthi-Miliz im Jemen schon mehrfach Drohnen und Raketen auf Israel abgefeuert und Schiffe im Roten Meer angegriffen. Die Huthi-Rebellen drohen, jedes Schiff auf dem Weg nach Israel anzugreifen, solange nicht die Einfuhr von Lebensmitteln und Medikamenten in den Gazastreifen erlaubt wird.

Zuletzt wurden mehrere Handelsschiffe im Roten Meer attackiert. Die vom Iran unterstützten Rebellen beschossen am Freitag auch den Container-Frachter "Al Jasrah" in der Meerenge zwischen dem Jemen und Dschibuti.

Ein britisches Kriegsschiff schoss nach Angaben von Verteidigungsminister Grant Shapps im Roten Meer eine mutmassliche Angriffsdrohne ab. Das Fluggerät habe die Handelsschifffahrt im Visier gehabt, schrieb Shapps am Samstag im Kurznachrichtendienst X (früher Twitter). Der Zerstörer "HMS Diamond" habe eine Rakete vom Typ Sea Viper abgefeuert und das Ziel zerstört. Weitere Angaben etwa zur Herkunft der Drohne machte Shapps zunächst nicht. Die britische Marine hat in der Region ausser der "HMS Diamond" noch die Fregatte "HMS Lancaster" sowie drei Minenjäger und ein Hilfsschiff im Einsatz zum Schutz der zivilen Schifffahrt.

Britischer Minister: Bedrohung für Handel

Vor wenigen Tagen hatte ein Zerstörer der US-Marine im Roten Meer auf einen Notruf eines Tankers reagiert, der nach amerikanischen Angaben von den jemenitischen Huthi-Rebellen angegriffen worden sein soll. Nach Angaben des zuständigen Regionalkommandos des US-Militärs sollen Kräfte der Huthis versucht haben, an Bord des Tankers zu gelangen. Der Versuch sei aber gescheitert. Daraufhin seien zwei Raketen aus Gebieten im Jemen, die von Huthis kontrolliert werden, auf das Schiff abgefeuert worden. Beide hätten ihr Ziel verfehlt. Zudem sei eine aus diesem Gebiet gestartete Drohne abgeschossen worden.

Der britische Verteidigungsminister Shapps nannte die Angriffe eine "direkte Bedrohung des internationalen Handels und der maritimen Sicherheit im Roten Meer". London sei weiterhin bestrebt, "diese Angriffe abzuwehren". Die Royal Navy ist seit 1980 durchgehend mit Schiffen in der Region präsent. Neben der "HMS Diamond" sind derzeit die Fregatte "HMS Lancaster" sowie drei Minenjagdboote und ein Hilfsschiff in der Golfregion im Einsatz.

Der Verband Deutscher Reeder forderte ein internationales militärisches Bündnis mit deutscher Beteiligung zum Schutz der zivilen Schifffahrt. Das deutsche Verteidigungsministerium prüfte zuletzt eine entsprechende Bitte auch der USA.

SDA
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