SOB-Chef kritisiert Bahnausbau-Pläne

Südostbahn-Direktor Thomas Küchler kritisiert den von der Regierung geplanten Bahnausbau scharf: "Die Perspektive Bahn 2050 des Bundesrats ist ein grundlegender Fehler."

Südostbahn-Direktor Thomas Küchler kritisiert den von der Regierung geplanten Bahnausbau scharf: "Die Perspektive Bahn 2050 des Bundesrats ist ein grundlegender Fehler." (Archivbild) © KEYSTONE/GAETAN BALLY

Südostbahn-Direktor Thomas Küchler kritisiert den von der Regierung geplanten Bahnausbau scharf: "Die Perspektive Bahn 2050 des Bundesrats ist ein grundlegender Fehler."

Küchler taxierte die geplanten Ausbauschritte des Bahnsystems als vorwiegend politisch motiviert. Einzig der Tunnel zwischen Lausanne und Genf sei nötig, weil es in der Romandie "grosse Probleme" gebe. "Aber die anderen Projekte sind alle Forderungen der Kantone", so Küchler, der für den Branchenverband in der ständerätlichen Verkehrskommission war. "Ich bin mir wie in einem Basar vorgekommen", so der Direktor der Südostbahn (SOB) dazu in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung".

Die Politik schaue nur darauf, wie viel Geld im Bahninfrastrukturfonds liege "und jeder Kanton plant und äussert Wünsche", sagte Küchler. "Jede Milliarde, die wir für Ausbauten ausgeben, führt pro Jahr jedoch zu Folgekosten von 30 bis 40 Millionen Franken. Die finanziellen Folgen des letzten und des nächsten Ausbauschritts sind massiv." Der gesetzlich vorgesehene Substanzerhalt müsse Vorrang vor Erweiterungen haben. "Dem Bundesrat und der Verwaltung aber fehlt der Wille, den Kantonen Grenzen zu setzen."

Küchler: "Verdammt gefährlich"

Die letzte Woche vom Nationalrat abgesegnete Strategie kehre die Hierarchie um: Statt von oben nach unten, werde von unten nach oben geplant. "Die Planungshierarchie des Schweizer ÖV-Systems beginnt mit dem internationalen Verkehr und dem nationalen Fernverkehr, die als Rückgrat dienen", sagte Küchler. "Die Strategie Bahn 2050 kehrt dieses Paradigma um, indem sie den Agglomerationsverkehr stärken will. Das ist verdammt gefährlich."

Zwar sehe der Bund für den Unterhalt für die nächste Vierjahresperiode mehr Geld vor. "Mit der Teuerung ist real aber weniger Geld als vorher eingeplant", so Küchler. "Gleichzeitig hält der Bund im Bahninfrastrukturfonds eine Reserve von einer Milliarde Franken zurück, für irgendwelche zusätzlichen Ausbaumassnahmen." Mit Blick auf Deutschland warnte Küchler davor, beim Unterhalt zu sparen.

Küchler sieht eigene Branche in der Pflicht

Der SOB-Direktor sieht auch die eigene Branche in der Pflicht: Diese solle vermehrt Ausbauten hinterfragen, die keinen Sinn ergäben. "Es kann nicht sein, dass der Bund allein mit den Kantonen für die Angebotsplanung zuständig ist. Die Bahnen müssen zwingend wieder mitreden", sagte Küchler. Und: "Hilfreich wäre, beim Bahninfrastrukturfonds transparent auszuweisen, welche Mittel für den Unterhalt gebunden sind und was für den Ausbau zur Verfügung steht."

Der Nationalrat hatte sich letzte Woche bei der Beratung von Änderungen bei den Bahnausbauschritten 2025 und 2035 dem Ständerat angeschlossen. Insgesamt sollen die entsprechenden Kredite von 2,6 Milliarden Franken um 350 Millionen Franken aufgestockt werden. Das Geschäft war damit bereit für die Schlussabstimmung. Neben einem neuen Eisenbahntunnel auf der Strecke Lausanne - Genf soll unter anderem der Lötschberg-Basistunnel durchgehend statt nur teilweise auf zwei Spuren ausgebaut werden. Dazu sollen die Mittel etwa der Entflechtung in Pratteln BL, dem Ausbau des Bahnhofs Ebikon LU und der Realisierung des Morgartenrings in Basel zugutekommen.

SDA
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