Sturz, Frust und Schürfwunden
Regen, nasse Strassen, Stürze: Beim Zeitfahr-Rennen der Frauen gab es viele Opfer - auch Elena Hartmann.
"Nur ein bisschen Haut weg", konstatierte Elena Hartmann mit Blick auf ihren blutenden Ellbogen und den roten Fleck seitlich am Oberschenkel unter dem aufgeschürften Dress.
Die 33-Jährige musste bei Regen nach 15 km in einem Kreisel zu Boden. "Die Strasse war extrem rutschig. Zeitweise wie ein Eisfeld", sagte die im Kanton Zug wohnhafte Bündnerin. "Der Regen hat wohl auch noch einen Teil Dreck aufgeweicht."
Elena Hartmann verbarg ihren Frust nicht, zumal sie die Schuld am Sturz auf die eigene Kappe nahm. "Ich war schon zu Beginn des Rennens ein paar Mal nahe am Sturz dran und hätte gewarnt sein müssen. Aber ich dachte, es würde in diesem Kreisel mehr leiden." Sie habe sich bei Rennhälfte wirklich toll gefühlt, gespürt, dass ein tolles Resultat drin liege. "Und dann war ich in der Euphorie wohl zu wenig konzentriert." Deshalb resultierte ein für sie enttäuschender 17. Rang.
Kaum bei Regen trainiert
Der Coach Edi Telser hätte vor dem Start auf die schwierigen Bedingungen hingewiesen. "Aber es war dann viel schlimmer, als ich es mir vorgestellt habe." Vielleicht habe sich auch gerächt, dass sie eine Schönwetter-Fahrerin sei. "Bei Regen trainiere ich in der Schweiz oft indoor", gestand sie.
"Da erhalte ich einmal eine Chance, und ich vergeige es", ging die Polizistin hart mit sich ins Gericht. Eigentlich hätte Elena Hartmann, die neben dem Radsport 20 Prozent bei der Kantonspolizei Zürich angestellt ist, nach ereignisreichen Wochen mit Tour de Suisse, Schweizer Meisterschaften und Giro d’Italia eine ruhigere Phase vorgesehen. Diesen Plan durfte sie über Bord werfen. Erst vor gut zwei Wochen hatte die 33-Jährige erfahren, dass sie die erkrankte Marlen Reusser ersetzt. Die Bernerin habe ihr per Telefon noch Mut zugesprochen und betont, dass sie sich freuen und nicht als Profiteurin sehen solle.
Los Angeles 2028 im Kopf
"Das hat mir im Vorfeld extrem geholfen", sagte Elena Hartmann. Nun denke sie bereits darüber nach, ob sie es in Los Angeles als 37-Jährige besser machen könne. "Ich will so lange weitermachen, bis ich zum Schluss komme, dass nicht mehr möglich ist für mich.", sagte die Athletin, die via den Triathlon zum Radsport fand und erst seit gut einem Jahr voll auf die Karte Sport setzt.