Wann ist ein Mann ein Mann?

Diese Frage beschäftigte Herbert Grönemeyer schon in den 80er Jahren. Anna Binz diskutiert sie mit dem Männerberater Christoph Gosteli.

Christoph Gosteli zu Gast in der Gesprächssendung META bei Anna Binz © RadioFr.

Was bedeutet es, im 21. Jahrhundert und vor dem Hintergrund aktueller feministischer, antipatriarchaler und genderkritischer Bewegungen ein Mann zu sein? Christoph Gosteli beschäftigt sich mit dieser Frage spätestens seit er vor sieben Jahren als Berater beim Männerbüro in Zürich, einer Beratungs- und Informationsstelle für Männer in Konfliktsituationen, zu arbeiten begann.

Sich mit dieser Frage nicht auseinandersetzen zu müssen, sei auch ein Ausdruck männlichen Privilegs.

Als Mann kann man sich immer verstecken. Wenn unter Freunden sexistische Bemerkungen fallen, kann ich auch einfach schweigen und es passiert nichts. Dieses Privileg haben TINFA*-Personen nicht.

Es habe aber auch etwas Befreiendes, die eigene Männlichkeit zu hinterfragen. "Männlichkeit ist oft auch ein Korsett." All diese Anforderungen, die den Männern von der Gesellschaft aufgedrückt werden, seien dermassen widersprüchlich, dass Mann sie gar nicht erfüllen könne. Gleichzeitig nerve es ihn aber auch, dass bei diesem Thema immer wieder die Frage des Profits aufkomme.

Es geht hier nicht um Profit, sondern um Gerechtigkeit!

Vom Vater zum Feministen

Als Christoph Vater wurde, habe das auch noch einmal einiges ausgelöst. Es sei aber auch ein Klischee, dass Männer erst dann zu Feministen werden, wenn sie Vater einer Tochter werden. Bei ihm habe dieser Prozess schon vorher begonnen. Durch das Vaterwerden habe er aber realisiert, dass Mütter in vielen Dingen immer noch eine sehr andere Ausgangslage haben. Das chronische schlechte Gewissen, wenn man nicht bei den Kindern sei, habe er beispielsweise nicht und es würde ihm auch nicht von der Gesellschaft aufgedrückt, wie es bei seiner Frau der Fall sei. Der Satz "Du kannst ja auch einfach mal weggehen!" werde der Sache daher nicht gerecht.

Wenn er einen Sohn hätte, dann würde er ihm vor allem vermitteln wollen, dass er sich in der Öffentlichkeit so verhält, dass sich das Umfeld wohl fühlt.

Als Cis-Mann musst du dich schlussendlich fragen, auf welcher Seite du sein möchtest: Bist du auf der Seite des Fortschritts, im Sinne einer Welt, in der es möglichst allen gut geht, oder nicht? Möchtest du jemand sein, mit dem Menschen gerne Zeit verbringen und sich wohlfühlen, oder nicht?

Das ganze Gespräch über Männlichkeit gibt es hier:

RadioFr. - Anna Binz
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