Impfzertifikat soll im Juni bereit stehen
Der Bundesrat will im Juni ein Impfzertifikat zur Verfügung stellen. Mit dem Ausweis soll es Privilegien für Getestete, Geimpfte und Genesene geben.

Weitere Öffnungen frühestens Ende Mai
Aufgrund der epidemiologischen Lage und den weitreichenden Öffnungsschritten am vergangenen Montag werde es vor dem 26. Mai kaum weitere Lockerungen geben. Längerfristig will er mit einem Drei-Phasen-Modell zur Normalität zurückkehren. Dies teilte der Bundesrat am Mittwoch nach seiner Sitzung mit. Am 12. Mai will er eine Auslegeordnung vornehmen und allenfalls ein Öffnungspaket bei den Kantonen in die Vernehmlassung schicken.
In drei Phasen zurück zur Normalität
Für die langfristige Planung hat der Bundesrat am Mittwoch ein Drei-Phasen-Modell bei den Kantonen in die Konsultation geschickt. Es besteht aus einer Schutzphase, einer Stabilisierungsphase und einer Normalisierungsphase.
Je mehr Personen geimpft sind, desto weniger bestehe die Gefahr, dass das Gesundheitswesen überlastet wird, heisst es in der Mitteilung. Entsprechend orientiert sich die Strategie am Impffortschritt.
Nach dem Modell befindet sich die Schweiz derzeit in der Schutzphase. Diese Phase gilt so lange, bis alle impfwilligen besonders gefährdeten Personen mit zwei Dosen vollständig geimpft sind. Bis dahin müssen die Massnahmen aufrechterhalten werden. Der Bundesrat geht davon aus, dass dies Ende Mai der Fall ist.
Danach folgt die Stabilisierungsphase, die so lange dauert, bis alle Erwachsenen Personen in der Schweiz, die sich impfen lassen möchten, geimpft sind. Bei einer Impfbereitschaft von 60 Prozent rechnet der Bundesrat, dass dies Ende Juli der Fall sein wird. Voraussetzung sei jedoch, dass es nicht zu weiteren Lieferengpässen komme und die Impfkampagne planmässig voranschreite.
In die Bar nur mit dem Covid-Zertifikat
Die Homeoffice-Pflicht will der Bundesrat in dieser Phase - also frühestens ab Ende Mai - aufheben. Die Pflicht soll aber nur dann in eine Empfehlung umgewandelt werden, wenn die Betriebe ein Testkonzept vorlegen.
Ebenfalls möglich sein sollen der Zugang zu Bars und Diskotheken sowie Grossveranstaltungen. Dies allerdings nur für geimpfte, genesene oder getestete Personen. Als Nachweis soll das Covid-Zertifikat gelten, das derzeit entwickelt wird.
Impfzertifikat ab Juni
Der Bund arbeite intensiv an dieser Lösung. Mit dem Ausweis soll es Privilegien für Getestete, Geimpfte und Genesene geben.
Der Entscheid, mit welchem Unternehmen der Impfausweis ausgearbeitet werden soll, werde in den nächsten Tagen fallen.
Aufhebung der Maskenpflicht
Schliesslich folgt nach der Impfung aller Erwachsenen die Normalisierungsphase mit der weitgehenden Aufhebung der Massnahmen. Der Bundesrat ist der Meinung, dass in dieser Phase keine starken gesellschaftlichen Massnahmen mehr zu rechtfertigen sind. Dies würde bedeuten, dass auch die Maskentragepflicht, Abstandsregeln sowie die Kapazitätsbeschränkungen aufgehoben werden.
Sollten sich nach dieser Phase erneut viele Menschen anstecken, behält sich der Bundesrat vor, gewisse Massnahmen erneut einzuführen - dies allerdings nur für all jene Menschen, die nicht geimpft sind.
"Es braucht eine hohe Impfbereitschaft in der Bevölkerung"
Dies sagte der Gesundheitsminister am Mittwoch vor den Medien in Bern. Er hat am Mittwoch einen Appell an die Bevölkerung für das Impfen gerichtet. Nur so könnten Massnahmen gelockert werden. Impfen und sich testen lassen, seien die wichtigsten Massnahmen, erklärte Berset. "Es gibt keine Abkürzung."
Daneben verteidigte Berset geplante Privilegien für Geimpfte respektive mögliche Restriktionen für Nichtgeimpfte. Für den Bundesrat sei es nicht gerechtfertigt, weitreichende Massnahmen aufrecht zu erhalten, weil "gewisse Leute sich nicht impfen lassen wollen. Das geht nicht."
"Covid-Zertifikat hat nichts mit Impfzwang zu tun"
Jeder Mensch in der Schweiz könne weiterhin selber entscheiden, ob er sich impfen lassen wolle oder nicht. Etwas andres sei gar nicht rechtens. Die Aufgabe des Staates sei, den Zugang zu Impfungen zu ermöglichen.
Gleichzeitig erklärte Berset, dass Geimpfte helfen würden, die Epidemie einzudämmen. Deshalb erachtete er Privilegien für entsprechende Personen für gerechtfertigt. So könnte es laut Berset möglich werden, dass künftig etwa bei Veranstaltungen wie Konzerten Besucher am Eingang das Covid-Zertifikat vorweisen müssen.
Zur möglichen Frage der Diskriminierung von Nichtgeimpften sagte Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim BAG, dass man den "Spiess auch umdrehen" könne: "Warum sollen Geimpfte Massnahmen mittragen müssen, die nötig sind, weil einige wenige Menschen sich nicht impfen lassen", fragte er.
Berset: Appell zur Vorsicht und Lob für die Bevölkerung
Die Bevölkerung habe die Krise bisher sehr gut gemeistert. Mit dem Drei-Phasen-Modell habe der Bundesrat am Mittwoch die grossen Linien fixiert, die aus der Krise führen sollten, sagte Gesundheitsminister Alain Berset am Mittwoch vor den Medien in Bern
Das Szenario sei sehr ehrgeizig. "Aber wir haben vieles in den eigenen Händen", so Berset. Und er sei zuversichtlich, dass ein solider Ausstieg aus der Krise gelingen könne. Denn: "Die Bevölkerung hat bisher sehr gut mitgespielt." Mit dem Drei-Phasen-Modell könne man den Menschen in der Schweiz eine Perspektive geben.
Der wichtigste Erfolgsfaktor sei eine möglichst hohe Impfbereitschaft. Denn es werde mit den Lockerungen immer mehr Kontakt geben. Berset appellierte deshalb auch mehrmals an die Bevölkerung, weiterhin vorsichtig zu sein. Je nach Entwicklung der epidemiologischen Lage seien Rückschritte und Verschärfungen jederzeit möglich.
Bundesrat will sich demnächst zu Grossveranstaltungen äussern
Der Bundesrat hat am Mittwoch laut Gesundheitsminister Alain Berset dazu eine erste Diskussion geführt. Es sei kompliziert, die Durchführung von Grossveranstaltungen auf die Beine zu stellen, sagte Gesundheitsminister Alain Berset vor den Medien in Bern. Der Bundesrat wolle für die Organisatoren Planungssicherheit und eine Perspektive schaffen. Allerdings seien Vorhersagen zur Entwicklung der Pandemie schwierig. Entscheide getroffen wurden noch nicht.




