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"Wir werden nicht Opfer unseres Erfolgs"

Freiburger Bierbrauereien sind klein, aber finanziell stabil. Anders als bei der Grossbrauerei Chopfab-Boxer steigt ihnen der Erfolg nicht zu Kopf.

Den Freiburger Bierbrauereien droht nicht so schnell das finanzielle Aus. © RadioFr.

Vor einigen Wochen wurde bekannt, dass die Winterthurer Bierbrauerei Chopfab Boxer finanziell vor dem Aus steht. Vor einigen Tagen hat nun die Appenzeller Brauerei Locher die Aktienmehrheit der Brauerei übernommen und sie damit vor dem finanziellen Ruin gerettet. 

Auch im Kanton Freiburg gibt es kleine Bierbrauereien. Kämpfen diese mit ähnlichen Problemen? Ist eine Krise beim Freiburger Bier in Sicht?

Kleiner Erfolg statt grosse Krise

Anders als die Winterthurer Grossbrauerei stehen Bierbrauereien finanziell gut da. Sowohl die Freiburger Biermanufaktur in der Stadt Freiburg als auch die Sensler Brauerei Juscht's in Plaffeien müssen aktuell keine Finanzkrise fürchten, wie sie auf Anfrage mitteilten. Einer der wichtigsten Punkte dabei sei, dass die Freiburger Brauereien kein rasches Wachstum anstreben.

Was die Freiburger Bierbrauereien von der Grossbrauerei Chopfab Boxer unterscheidet, ist vor allem die Grösse und die Wirtschaftsstrategie. Während das Winterthurer Unternehmen sehr rasch sehr viel investiert hat und dann rasant gewachsen ist, verfolgen die hiesigen Brauereien eine andere Strategie, wie Uwe Siegrist, der Geschäftsleiter der Freiburger Biermanufaktur erklärt:

Wir wachsen lieber langsam und haben keine Schulden, als Opfer unseres Erfolgs zu werden. 

Uwe Siegrist, Geschäftsleiter Freiburger Biermanufaktur

Laut Siegrist verzichte man auf Kredite und einen schnellen Erfolg. "Klar hätten wir schneller wachsen können. Und ich war eine Zeit lang auch neidisch auf den Erfolg von Chopfab Boxer. Aber wenn ich heute schaue, dann sind sie in einer Krise, weil sie Schulden haben. Und das ist das Risiko, das mit dem schnellen Erfolg kommt", so Siegrist.

Auch bei der Sensler Bierbrauerei Juscht's in Plaffeien bleibt man lieber klein. Wie der Bierbrauer Iwan Egger erklärt, produzieren sie nur so viel, wie Nachfrage vorhanden ist und stürzen sich nicht nur auf den Erfolg.

Wir haben immer nur so viel investiert, wie nötig war. Und wir hatten auch keine Investoren. Unser Ziel war ein gesundes Wachstum.

Iwan Egger, Bierbrauer Juscht's Senslerbier

Die Sensler Bierbrauerei Juscht's fing damals mit 50 Liter Bier pro Woche an. Heute produzieren sie gute 100'000 Liter Bier im Jahr - ganz ohne Schulden.

Appenzeller Brauerei wird immer grösser

Die Appenzeller Brauerei Locher hat die Aktienmehrheit des kriselnden Bierherstellers Chopfab Boxer übernommen. Die Marke bleibt jedoch als eigenständiges Unternehmen erhalten. 

Mit dieser Übernahme wächst die Brauerei Locher noch weiter. Bereits jetzt ist Locher die drittgrösste Brauerei der Schweiz, hinter Heineken und Feldschlösschen. Laut Uwe Siegrist von der Freiburger Biermanufaktur habe Locher erst vor kurzem die Berner Brauerei Egger ins Boot geholt. "Viele Brauereien gehören zu Locher. Ganz deklariert ist das nur in den wenigsten Fällen", erklärt Siegrist. 

Wie viele Brauereien nun zum Appenzeller Konzern gehören, lässt sich nicht offiziell beziffern. Denn detaillierte Absatzzahlen veröffentlichen nur die wenigsten Brauereien, so Siegrist weiter. 

RadioFr. - Vanja Di Nicola
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