Yann Sommer erklärt seinen Nati-Rücktritt

Auch um mehr Zeit für Familie und Klub zu haben, tritt Yann Sommer aus dem Nationalteam zurück.

Yann Sommer äusserte sich am Flughafen Zürich zu seinem Nati-Rücktritt © KEYSTONE/MICHAEL BUHOLZER

Vor gut zwei Wochen beschloss Yann Sommer, sich aus dem Nationalteam zurückzuziehen. Kommuniziert hat er seinen Abschied erst am Montagmorgen - zunächst via Mail vom Schweizerischen Fussballverband und etwas später persönlich gegenüber den Medien am Flughafen Zürich, den er von Mailand aus für die Medienkonferenz angepeilt hatte. Bereits am Nachmittag ging es wieder zurück nach Norditalien. Am letzten Wochenende ist er mit Inter Mailand in die Saison gestartet.

Der Entscheid:

"Ich wollte mir während der EM keine Gedanken zu meiner Zukunft machen. Dafür war dieses Turnier zu wichtig. Ich wollte voll konzentriert sein. Ich bin mit dem Trainerstab übereingekommen, dass ich zuerst in die Ferien gehe, mich mit meiner Familie bespreche und wir uns im August in Mailand treffen. Ich habe mir viele, viele Gedanken über meine Zukunft gemacht. Warum? Weil es ein extrem wichtiger Entscheid ist. Die Nationalmannschaft hat mir immer sehr, sehr viel bedeutet. An dieser EM hat nochmals alles gepasst. Die Stimmung, die Fans, die Leistung, der Erfolg. Es hat mir nochmals sehr viel bedeutet, für unser Land zu spielen."

"Im August habe ich (Goalietrainer) Patrick Foletti getroffen. Wir sind zusammengesessen und haben offen und ehrlich über meine Zukunft gesprochen. Ich habe ihm mitgeteilt, wie ich mich fühle. Es war ein sehr gutes, ehrliches und persönliches Gespräch. Er hat mich in meinem Entscheid bestätigt, bekräftigt. Man konnte mir nicht mehr versichern, dass ich in Zukunft die Nummer 1 sein würde. Das gehört zum Geschäft. Das ist normal und auch gut so. Mir ist wichtig, dass wir einen ehrlichen Austausch hatten. Das war für mich aber nicht der Hauptgrund, um zurückzutreten. Vielmehr soll der Fokus nun mehr auf der Familie und dem Klub liegen."

Die Erinnerungen:

"Der EM-Achtelfinal gegen Frankreich (an der EM 2021) war sicher eines der grössten Highlights. Weil die ganze Historie dieses Spiels so unglaublich war und es ein entscheidender Moment der Schweizer Nationalmannschaft war. Wir hatten einen unglaublichen Glauben an uns. Das war für mich ein sehr spezieller Moment. Wir kamen zurück in den Match nach einem 1:3-Rückstand und hatten eine fantastische Euphorie. Und dann das Ende mit dem gehaltenen Penalty von Mbappé. Klar, das war einer der Highlights meiner Nationalmannschafts-Karriere. Die Bilder, die wir danach gesehen haben, wie die ganze Schweiz auf den Strassen feierte, waren sehr berührend und wunderschön."

"Aber es gab über die Jahre auch viele andere schöne Momente, die ich erlebt habe, mit Siegen und Qualifikationen für Turniere. Jedes einzelne Turnier war ein Highlight. Es hat mir sehr viel bedeutet. Deshalb war es für mich eine sehr schöne, erfolgreiche, emotionale Reise. Ich bedauere nichts. Ich gehe immer All-in, das heisst ich mache immer alles, um den bestmöglichen Erfolg zu haben. Klar, eine Niederlage bedauert man schon, aber es gehört dazu und man lernt aus den harten Momenten."

Die Zukunft:

"Die Familie freut sich jetzt auf etwas mehr Zeit mit mir. Für meine Tochter, die Älteste, ist es cool. Sechs Wochen EM sind eine lange Zeit. Auch ansonsten ist die Nationalmannschaft zeitintensiv, als Fussballer ist das natürlich wunderbar, aber als Familie, als Familienvater nicht immer einfach."

"Fussballerisch habe ich noch eine sehr tolle Aufgabe bei diesem grossen Klub. Was die Zukunft bringen wird, werden wir sehen. Ich werde nicht jünger. Es gibt aber noch gar keine Gedanken, wie es in den nächsten zwei, drei, vier Jahren aussieht. Ich schliesse nichts aus. Es ist möglich, dass ich bis 40 Fussball spiele. Natürlich bin ich von meinem Körper abhängig. Aber ich habe mir immer gesagt: 'Ich bin so lange Goalie, wie ich es auch gerne mache.' Mir gibt der Fussball noch immer sehr viel. Ich habe auch mit 35 noch Hühnerhaut, wenn ich ins San Siro auflaufe."

SDA
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