10'000 Franken Hilfe für die Fischer

Die Kantone Waadt, Neuenburg und Freiburg verlängern die finanzielle Unterstützung für die Berufsfischer am Neuenburgersee. Für Fischer Claude Delley nicht ausreichend.

Für Claude Delley ist die Situation der Fischerei im Neuenburgersee "katastrophal", vor allem wegen des Kormorans. © Frapp / Keystone

Die Fischerei ist auf dringende Hilfe angewiesen. Die Berufsfischer sind mit einem Rückgang der Fänge konfrontiert. Nun sollen sie finanzielle Unterstützung in Höhe von 10'000 Franken pro Jahr und Person erhalten. Ende Juni ist die interkantonale Kommission der Kantone Waadt, Neuenburg und Freiburg zusammengekommen, um eine Bilanz zur Situation der Fischerei am Neuenburgersee zu ziehen. Am Montag hat diese bekanntgegeben, dass sie ihre Unterstützung für den Zeitraum 2025-2027 erneuern wird.

"Man nimmt, was man bekommt, aber es reiche nicht - man arbeite mit Verlusten", so Claude Delley, Berufsfischer in Portalban. "10'000 Franken reichen nicht für den Kauf von Netzen oder Benzin, also müssen wir diese Summe auf mehrere Posten verteilen, ohne dass sie wirklich zu einem würdigen Lohn beiträgt."

Weniger Tonnen

Es fehlt an Fischen, insbesondere die Zahl der Felchen schwindet dahin. Die Fänge sind von durchschnittlichen 135 Tonnen im letzten Jahrzehnt auf 26 Tonnen in den letzten drei Jahren gesunken.

Was die Bilanz der Fänge im 2023 betrifft, wurden im vergangenen Jahr 127 Tonnen Fisch aus dem Neuenburgersee gezogen. Das ist ein leichter Anstieg im Vergleich zu 2022 (116 Tonnen), bleibt aber dennoch weit hinter den über 300 Tonnen, die in anderen Jahren gezählt wurden, so eine Mitteilung der interkantonalen Kommission.

Der Kormoran im Visier

Wer trägt die Schuld? Der Kormoran nistet seit 2001 rund um das interkantonale Gewässer. Er soll am Mangel der Fische Schuld sein. Sie würden alles wegfressen, so Delley. Er schätzt den vom Kormoran ausgehenden Schaden an seinen Netzen und Fängen auf 60'000 Franken pro Jahr. Eine Studie zeigt einen jährlichen Bruttoschaden von 217'000 Franken. Das entspricht 4,7 Prozent des jährlichen Bruttoertrags.

Diesem Vogel will die internationale Kommission den Wind aus den Flügeln nehmen. Im Rahmen des Vernehmlassungsverfahrens zur Revision der eidgenössischen Jagdverordnung hat sie dem Bund vorgeschlagen, die Schonzeit für den Kormoran vom 1. März auf den 1. April zu verlängern. Damit soll die Ansiedlung neuer Brutkolonien eingedämmt werden. Zudem fordert sie die ganzjährige Erlaubnis zum Abschuss junger Kormorane.

Parallel dazu liegt eine Motion der Rechten zur Regulierung der Population des schwarzen Vogels beim Freiburger Staatsrat vor. Bis Ende September hat der Staatsrat Zeit, um darauf zu antworten.

Rolle der Fischzucht

Doch die Schuld trifft nicht allein den Kormoran. Auch die Erwärmung und Verschmutzung des Wassers, sowie die Ankunft eines weiteren unerwünschten Tieres sind für diese bedenkliche Statistik verantwortlich: die invasive Quagga-Muschel. Sie bedecke den natürlichen Laich, so Claude Delley. Die überlebenden Fische würden von den Vögeln gefressen werden und hätten somit keine Zeit, sich fortzupflanzen, sagt Derrey. "Nur der Laich, den wir in der Fischzucht retten können, dient als Ersatz", so Derrey weiter, der seit über vierzig Jahren in der Fischzucht tätig ist.

Mit dem Fischaufzuchtbetrieb soll der See wieder mehr Fische zählen können. Eine Studie konnte zeigen, dass die Fischaufzucht einen Beitrag zur Population von 20 Prozent für die Silberfelchen und 50 Prozent für die Grossfelchen oder Sandfelchen leistet.

SDA / RadioFr.
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