"Ich verzichte auf die 10'000 Franken"

Der Berufsfischer Pierre Schaer aus Murten hätte Anspruch auf eine finanzielle Unterstützung - kann sie aber nicht annehmen.

Pierre Schaer verzichtet im Moment auf eine finanzielle Unterstützung. © RadioFr.

Die interkantonale Fischerkommission stellt jährliche eine finanzielle Unterstützung von 10'000 Franken pro Jahr pro Person bereit, um den Berufsfischern in den Kantonen Freiburg, Waadt und Neuenburg bis 2027 zu helfen. Der Grund für diese Unterstützung ist der aktuelle Mangel an Fischen. Im letzten Jahrzehnt sind die Fänge drastisch von durchschnittlich 135 Tonnen auf 26 Tonnen in den letzten drei Jahren gesunken.

Betroffen sind die Felchen und Eglibestände. Im vergangenen Jahr wurden rund 127 Tonnen Fisch aus dem Neuenburgersee gezogen. 2022 wurden 116 Tonnen gefischt. Das sei aber weit hinter den über 300 Tonnen, die in anderen Jahren gezählt wurden, so die interkantonale Kommission.

Pierre Schaer, Berufsfischer auf dem Murtensee stellt sich die Frage, ob die 10'000 Franken pro Jahr Rettungsanker oder nur einen Tropfen auf dem heissen Stein sind: "Es ist ok, aber es sind nicht mal 1000 Franken pro Monat, das genügt nicht, um über die Runde zu kommen". Die finanzielle Unterstützung sei aber zumindest ein gutes Signal für die Fischer, sagt Pierre Schaer. 

"Ich bin auf diese 10'000 Franken angewiesen, aber es reicht trotzdem nicht", meint etwa Claude Delley, Berufsfischer in Portalban. Dieser Meinung ist auch Pierre Schaer, einer der vier Berufsfischer auf dem Murtensee:

Ich fange im Moment genug Felchen und Egli und kann dieses Hilfe nicht annehmem, das wäre masslos. 

Pierre Schaer hätte das Recht, diese finanzielle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Doch so lange der Murtensee genügend Fische hergibt, verzichtet er aufs Geld. "Der Murtensee mit seiner Phosphatkonzentration von 14 Mikrogramm pro Kubikmeter Wasser ist für die Fische gut. Vor über 20 Jahren waren es jedoch noch rund 130 Mikrogramm", erklärt der Murtner Profifischer. 

Der Neuenburgersee hat eine Phosphatkonzentration von rund 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Wasser, was einen signifikanten Rückgang seiner Fischpopulation bedeutet. "Phosphat braucht es ebenso wie Sauerstoff. Ohne Phosphat gibt es kein Plankton, ohne Plankton gibt es keine Fische, keine Frösche, nichts mehr", erklärt Pierre Schaer. 

Im Gegensatz zu verbreiteten Meinungen, ist Phosphat kein Gift. Es ist ein natürlicher Bestandteil, der für das ökologische Gleichgewicht und das Überleben von Fischen wesentlich ist. 

RadioFr. - Martin Zbinden
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