150 Missbrauchsfälle im Bistum Lausanne, Genf, Freiburg

Bischof Charles Morerod äussert sich zum unabhängigen Bericht über die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche.

Bischof Charles Morerod in seinen Ordinariat in Freiburg. © RadioFr.

Natürlich, auch in seinem Bistum sei es zu sexuellen Missbrauchsfällen gekommen, erklärt Bischof Charles Morerod in seinem Büro in der Rue de Lausanne in Freiburg, und bedauert dies sehr. Laut der Archivarin der Diözese sind es um die 150 Fälle zwischen 1900 und heute.

Seit seiner Amtseinsetzung 2012 melde er jeden Fall der Polizei oder Staatsanwaltschaft. Es sei wichtig, dass sie als Bischöfe die Verantwortung übernehmen würden. Deshalb stimme er dem Vernichtungsverbot von Akten, wie es die Schweizer Bischofskonferenz beschlossen hat, vollumfänglich zu.

Notabene: Das Kirchenrecht verlangt die Vernichtung sämtlicher Akten, die im Zusammenhang mit sogenannten Sittlichkeitsverfahren stehen. Dies nach dem Tod des Täters oder zehn Jahre nach dessen Tat. Er habe sich diesem Verbot seit Jahren widersetzt, so Morerod weiter.

Wir können dies tun, ob wir dürfen, wäre eine andere Frage

Charles Morerod zum Vernichtungsverbot der Akten

Problematisch ist aber, dass noch existierende Akten teilweise lückenhaft sind. Ohne Erklärungen von Betroffenen sind sie schwer verständlich. Personaldossiers müssen aus diesem Grund besser dokumentiert werden - eine weitere Massnahme, die die Schweizer Bischofskonferenz vorschlägt. Dokumentiert und digitalisiert, ergänzt Morerod.

Der allmächtige Bischof

Ungelöst wird in Zukunft das Problem der übermässigen Macht des Bischofs bleiben. Er vereint die Judikative, Legislative und Exekutive in einer Person. Er führt die Untersuchung, urteilt und spricht eine Sanktion aus - oder eben nicht. Charles Morerod erklärt, dass dies eine zu grosse Belastung für den Bischof sei und er diesbezüglich bereits mehrmals an den Vatikan geschrieben habe.

Vertuschungsversuch von Bischof Morerod?

Zurzeit läuft ein Verfahren gegen Charles Morerod aufgrund der Vorwürfe des ehemaligen Generalvikars des Bistums, Nicolas Betticher. Dieser behauptet, Charles Morerod habe in einem von ihm gemeldeten Missbrauchsfall nicht interveniert. Er äussere sich nicht zu den laufenden Ermittlungen, so Morerod.

Ob er sich wie der Abt von Saint-Maurice bis zum Abschluss der Untersuchung selbst suspendieren wird, lässt er offen. Diese Frage werde nächste Woche im Rahmen der Bischofskonferenz erörtert.

RadioFr. - Corina Zurkinden
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