Drei Szenarien sind möglich

Die Nationalen Wahlen versprechen Spannung - auch hier im Kanton Freiburg. Die Einschätzungen von Philipp Bürgy.

Lediglich fünf Sitze sind sicher: Diejenigen der Ratslinken, ein Sitz der Mitte und die beiden Sitze der FDP und der SVP. Nun startet das Rennen um die verbleibenden beiden Sitze. Dabei gibt es insgesamt drei Szenarien.

Erstens: Wenn man sich den Wähleranteil der SVP bei den letzten Wahlen anschaut und sich vor Augen führt, welches Proporzpech die SVP erlitten hatte, so könnte man davon ausgehen, dass die SVP ihren zweiten Sitz zurückholen könnte. Vor allem auch deshalb weil die Grünen in den nationalen Prognosen an Boden verlieren und die SVP dazugewinnen könnte.

Zweitens: Eine weitere Anwärterin für einen der beiden umkämpften Sitze ist die Mitte. Zwar wurde Marie-France Roth Pasquier bei den letzten Wahlen mit dem deutlich schlechtesten Resultat gewählt, dafür geht sie aber als bisherige Nationalrätin in die Wahlen. Dies spricht für die Frau aus dem Greyerzbezirk. Dazu kommt, dass die Mitte mit der GLP eine starke Listenverbindung eingegangen ist, was Prozente liefern könnte. 

Drittens: Das linke Lager. Die Verbindung der SP und der Grünen könnte zusammen Wähleranteile in den hohen Zwanziger-Prozenten einfahren. Das heisst, es würde reichen, um die drei Sitze des linken Lagers zu verteidigen. Verstärkt wird dieses Szenario dadurch, dass die SP und die Grünen zusammen drei bisherige Nationalräte, also hochkarätige Kandidatinnen und Kandidaten, ins Rennen schicken. Gesetzt sind dabei Valérie Piller-Carrard und Gerhard Andrey. Ursula Scheider-Schüttel würde in diesem Szenario den dritten linken Sitz besetzen.

Eine Partei muss Federn lassen

Eine der drei angesprochenen Parteien und Verbindungen wird ihr Ziel in den Wahlen 2022 verpassen. Entweder kann die Mitte den zweiten Sitz nicht mehr holen, oder das linke Lager gibt einen seiner drei Sitze ab, oder die SVP verpasst es, den zweiten Sitz im Nationalrat zurückzuholen. In diesem letzten und wahrscheinlich realistischsten Szenario bleibt alles wie es ist. 

Der Blockbuster fürs Stöckli

Auch im Ständerat gibt es eine Konstante, Isabelle Chassot. Sie wird den Sitz für die Mitte verteidigen. Dabei stellt sich nur noch die Frage: Schafft sie es im ersten Wahlgang oder nicht? Dieses Detail könnte grosse Auswirkungen haben auf die Chancen der linken Parteien. Wird Chassot im ersten Wahlgang gewählt, so dürften im zweiten Wahlgang nur noch zwei Kandidatinnen und Kandidaten ins Rennen gehen. Es werden dies Johanna Gapany von der FDP und Gerhard Andrey der Grünen sein. In diesem Fall wird das Rennen extrem eng, mit leichten Vorteilen auf Seiten von Johanna Gapany. 

Wird Isabelle Chassot der Mitte aber nicht im ersten Wahlgang gewählt, so würde das Rennen noch spannender. Vier Kandidierende könnten für die beiden Sitze ins Rennen gehen. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wären dies Isabelle Chassot, Johanna Gapany, Gerhard Andrey und Pierre-André Page. Dieses Szenario könnte für die Linke die besten Chancen darstellen, weil die Bürgerlichen sich wahrscheinlich nicht auf ihre Kandidaten Gapany oder Page einigen könnten und die SVP Pierre-André Page nicht zurückziehen würde. So würden sich die Bürgerlichen gegenseitig die Stimmen wegnehmen und Gerhard Andrey wäre der lachende Dritte. Und am Ende wären es Isabelle Chassot der Mitte und Gerhard Andrey der Grünen, die die Sitze im Stöckli besetzen würden. 

RadioFr. - Philipp Bürgy
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