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Das Bundesamt für Kultur ehrt Freiburger Museum

Das Schweizer Museum und Zentrum für elektronische Musikinstrumente (smem) in Freiburg wird mit dem diesjährigen Spezialpreis Musik ausgezeichnet.

Im Schaulager des smem finden sich auf rund 600 Quadratmetern über 5000 elektronische Instrumente und Geräte. © RadioFr.

Das Bundesamt für Kultur anerkennt mit dieser Auszeichnung nicht nur die Bedeutung der Sammlung, sondern auch die Arbeit, welche im Schweizer Museum und Zentrum elektronischer Musikinstrumente (smem) geleistet wird. Mit rund 5000 Synthesizern, Effektgeräten und Mischpulten beherbergt das smem in Freiburg eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen in diesem Bereich. Ein Gang durch das Schaulager auf dem BlueFactory-Areal führt die Besuchenden durch die Geschichte der elektronischen Musik. Nebst Aufbewahrung, Dokumentierung und Instandhaltung der teils jahrzehntealter Geräte macht das smem die Sammlung auch der Öffentlichkeit zugänglich.

Von einigen Instrumenten und Geräten gibt es weltweit nur noch wenige Exemplare. ©RadioFr. 

Nachdem das smem bereits im Jahr 2022 mit dem kulturellen Nachwuchsförderpreis der Agglomeration Freiburg ausgezeichnet wurde, folgt nun die Honorierung auf nationaler Ebene durch das Bundesamt für Kultur. "Wir waren ziemlich überrascht, aber sind sehr froh, da der Preis auch eine grosse Anerkennung für den Verein und die Arbeit ist, die während den letzten sechs Jahren für den Aufbau und die Organisation dieser internationalen Sammlung und der Aktivitäten geleistet worden ist", sagt Christoph Allenspach, Präsident des smem, gegenüber RadioFr. 

Ein wertvoller Klangschatz

Der Bestand des smem basiert auf der Sammlung des Baslers Klemens Niklaus Trenkle, der während 40 Jahren Instrumente und Geräte zusammensuchte. 2016 übernahm der Museumsverein die Sammlung, woraus in den folgenden Jahren in Freiburg das smem entstand. "Wir sind per Zufall auf diese Sammlung aufmerksam geworden und waren am Anfang vom Umfang geschockt", erinnert sich Allenspach. Der über 100 Tonnen schwere Klangschatz wurde dann mit mehreren Lastwagen nach Freiburg transportiert und in einem rund 600 Quadratmeter grossen unterirdischen Raum auf dem BlueFactory-Areal eingelagert. Zig Synthesizer und elektronische Geräte, die teils vom Anfang des 20. Jahrhunderts stammen, Modelle, von denen es global nur noch wenige Exemplare gibt, im smem aber gleich mehrfach auf den hohen Regalen ruhen. Ein einzigartiger Bestand, der auch immer wieder internationale Persönlichkeiten aus der Musikbranche und Technik-Aficionados nach Freiburg locken, die, verblüfft ob der Sammlung, die Bekanntheit des smem in die Welt hinaustragen. „In der Stadt Freiburg gibt es nicht viele andere Institutionen, die eine solche Strahlkraft haben wie das smem“, meint Manuel Oberholzer,  Mitglied des smem, der als Feldermelder international im Bereich der elektronischen Musik agiert. „Musikschaffende aus aller Welt, die in der Region auftreten, wollen unbedingt das smem besuchen oder reisen extra für diese Sammlung nach Freiburg“.

Vereinspräsident Christoph Allenspach ©RadioFr.

Living Archive

Das smem versteht sich als lebendiges Archiv. "Es ist wie eine Klangbibliothek, die wohl einmalig ist", so Manuel Oberholzer. "Für Musikschaffende ist es zudem enorm wertvoll, hier Instrumente auszuprobieren und somit den eigenen Sound weiterzuentwickeln". Im sogenannten Playroom, der sich ebenfalls auf dem Areal der BlueFactory befindet und gemietet werden kann, können Interessierte oder Musikschaffende die Instrumente und Geräte der Sammlung entdecken, spielen oder für Aufnahmen nutzen. Das smem ist also nicht nur ein stiller Ort der Betrachtung, sondern ein lebendiges Archiv. "Bei so einem grossen Bestand ist der Begriff living archive natürlich relativ und viele Geräte sind auch nicht oder noch nicht funktionsfähig. Es werden aber sicher jede Woche einige Instrumente der Sammlung gespielt", so Allenspach. So arbeitet das smem auch mit vielen Konzertlokalen und Museen zusammen, wo die Instrumente und Geräte erklingen können.

Workshop mit Studierenden der HSLU ©smem


Für die Pflege und Dokumentation des Bestands, die oft komplexe Reparatur der jahrzehntealten Geräte, die Kommunikationsarbeit sowie die Betreuung der Gäste ist das 20-30-köpfige Team des smem verantwortlich. Der Löwenanteil der Arbeit wird bénévol geleistet. "Pro Jahr sind das etwa 2000 Freiwilligenstunden. Einige Personen im Team haben gewisse Mandate, die kombiniert etwa einer 100 Prozent Stelle entsprechen", so Allenspach. Auch diese, mit viel Überzeugung geleistete, Arbeit honoriert das Bundesamt für Kultur mit diesem Spezialpreis für das smem. Damit "halten Institutionen, wie das smem, die Geschichte der Musik und der Musikproduktion lebendig", wie es in der Mitteilung heisst. Die Instandhaltung der Sammlung ist auch eine Frage es Know-Hows. "Kürzlich hat das Team ein Novachord wieder zum Laufen gebracht. Ersatzteile gibt es praktisch keine mehr. Da mussten in zig Stunden Lösungen gefunden werden, um das Instrument wieder erklingen zu lassen", erläutert Allenspach. 

Das Instrument wurde zwischen November 1938 und Juli 1942 von der Hammond Organ Company gebaut. ©RadioFr.
Werkstatt im smem ©RadioFr.

Entwicklungsräume

Wie sich das smem in Zukunft weiterentwickeln möchte und kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Das Jahresbudget von 200'000 Franken, bestehend aus einem Viertel eigens generierter Mittel und drei Vierteln aus Subventionsbeiträgen der Stadt Freiburg der Agglo und der LoRo, ist "relativ bescheiden, wenn man bedenkt, dass bereits die Miete ein Viertel dieses Betrags wegfrisst", so Allenspach. Wichtig für die nahe Zukunft ist laut dem Präsidenten des smem die Entwicklung des Playrooms, wobei noch nicht sicher ist, wie sich die Ambitionen des smem mit der Entwicklungsplanung des BlueFactory-Areals vereinen lässt. "Wir sind in Diskussion", so Allenspach.

Ob sich das smem in Zukunft zu einem Kompetenzzentrum in dem Bereich weiterentwickeln kann, hängt von viel Arbeit und Geld ab. "Nebst Reparatur und Instandhaltung der Instrumente machen wir bereits Projekte und Workshops mit Schulen, Studierenden und Musikschaffenden. Wir wünschen uns zwar, dass sich das smem in die Richtung eines solchen Zentrums weiterentwickeln kann, aber da sprechen wir wohl von jahrzehntelanger Arbeit", so Oberholzer. Bisher habe man sich hauptsächlich darauf konzentrieren können, zu existieren, "was alles andere als einfach war". 

Anerkennung des Schweizer Musikschaffens

Die Schweizer Musikpreise zeichnen das "herausragende und innovative Schweizer Musikschaffen aus und tragen zu dessen Vermittlung bei", wie es in der Medienmitteilung heisst. Seit 2014 kührt eine eidgenössische Jury für Musik elf Preisträgerinnen und Preisträger aus rund 60 Personen. Zu den Kriterien zählen unter anderem die exzellente Qualität des musikalischen Schaffens, Innovation als Fähigkeit, sich infrage zu stellen und stets neu zu erfinden oder die nationale und internationale Ausstrahlung der Musikschaffenden. Der Schweizer Grand Prix Musik ist mit 100'000 Franken dotiert, die Schweizer Musikpreise mit je 40'000 Franken, die Spezialpreise Musik mit je 25'000.

Die Cellistin Sol Gabetta erhält den diesjährigen Grand Prix Musik. Weitere zehn Preise gehen unter anderem an die Jodlerin Simone Felber, die Multiinstrumentalistin Simone Aubert oder an die Metalband Zeal & Ardor. Die gesamte Liste ist hier ersichtlich.

RadioFr. - Valentin Brügger
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