Das Track Lab war ein voller Erfolg

Der etwas andere Leichtathletik-Wettkampf ging am Sonntag in Freiburg über die Bühne und bot den Zuschauern viel Spektakel.

Die Athletinnen und Athleten strahlen nach dem "Track Lab" um die Wette. © RadioFr.

Im Stadion St. Léonard fand am Sonntag zum ersten Mal das Track Lab statt. Wer nun nicht wirklich eine Vorstellung hat, was das ist: eigentlich ein Wettkampf in der Leichtathletik. Doch es ist eben kein normaler Wettkampf, sondern mehr ein Labor, wie die Veranstalter immer wieder betonten.

Die Disziplinen unterscheiden sich kaum von der "originalen" Leichtathletik, der Modus jedoch schon

Die Athletinnen und Athleten traten bei diesem Wettkampf nicht wie gewohnt in einem Einzelwettkampf Frau-gegen-Frau, bzw. Mann-gegen-Mann, an, sondern in verschiedenen Teams. Diese wurden am Samstagabend nahe der Kathedrale ausgelost und die verschiedenen Stars eines der sechs Teams zuteilt. Das Teilnehmerfeld hatte es dabei durchaus in sich. Stabhochsprung-Europameisterin Angelica Moser gab sich nur zwei Tage nach dem Diamond-League-Meeting in Rom die Ehre, Olympiasieger in der 4x400m-Staffel, Eugene Omalla war am Start und aus Freiburger Sicht interessierte natürlich die Leistung von Lokalmatadorin und U20-Europameisterin Audrey Werro.

Wie bereits oben erwähnt, ist es kein Leichtathletik-Wettkampf der normalen Art. Neben der Tatsache, dass man für die Teams Punkte sammelt, wurde auch disziplinenintern einiges geändert. So zählte beim Stabhochsprung nicht etwa die Höhe der Latte, sondern mit Laser wurde die tatsächlich gesprungene Höhe gemessen. Bei den Sprintdisziplinen wurde das Risiko von Fehlstarts minimiert und die Reaktionszeit auf 0.0 Sekunden gesenkt. Im Weitsprung hingegen wurde die Weite gemessen, die tatsächlich gesprungen wurde. Die "Steeple Mile" geht über eine Meile, statt wie gewohnt über 3000 Meter.

Frapp | Innovation und Spektakel im St. Léonard

Punkte sammelte man dann in den verschiedenen Disziplinen. Für den Disziplinensieg gab es acht Punkte, für den zweiten Platz sechs Punkte. Der oder die Dritte jeder Disziplin sammelte noch vier Punkte für sein Team, bevor es dann drei, zwei und einen Punkt gab für die Plätze vier, fünf und sechs.

Positive Bilanz und doch Einsicht bei der Direktorin

Léa Sprunger war in den vergangenen Tagen so etwas wie das Gesicht der Veranstaltung. Als Direktorin erklärte sie in verschiedenen Videos das Prinzip des Wettbewerbs, welches innovativ sein, jedoch nicht als Konkurrenz der bekannten Meetings gelten soll. Viel mehr soll es eben ein Testen sein, bei dem natürlich der Spass im Vordergrund steht. Nach dem "Lab" zeigte sie sich zufrieden, sah aber auch noch einige Baustellen für weitere Editionen, die es definitiv geben soll.

Favoritensieg zum Beginn

Eröffnet wurde das Meeting mit dem 100m Hürdenlauf der Frauen, wo Topfavoritin Nadine Visser der Konkurrenz enteilen konnte. Die Niederländerin konnte mit einer starken Zeit die ersten acht Punkte für das schwarze Team einfahren.

Nachdem die Wettkämpfe in Stabhochsprung und Weitsprung ihren Lauf nahmen und die ersten Runden durch waren, durften auch endlich die Männer über 200 Meter ran, wo man aus Schweizer Sicht gespannt auf Europameister Timothé Mumenthaler blickte. Nach rund 80 Metern musste dieser allerdings seinen Lauf abbrechen, gewonnen wurde das Rennen vom Südafrikaner Maswangany, der für das Team Gelb auf die Strecke ging.

Bei der Lokalmatadorin kochte das Stadion

Kurz vor 17 Uhr war es dann so weit. Der 800m-Lauf der Frauen stand an und unter den Teilnehmerinnen natürlich die Freiburgerin Audrey Werro. Mit Pacemaker bereits schnell gestartet, gab sie die Führung auch in der zweiten Bahnrunde nicht mehr ab und sicherte ihrem Team die acht Punkte. Mit 1:58,79 blieb sie klar unter zwei Minuten.

Sie zeigte sich nach dem Rennen zufrieden mit der Leistung und sprach von einem speziellen Gefühl, auf der Bahn, auf welcher sie jede Woche trainiert, auch vor Publikum laufen zu dürfen.

Ein enges Duell im Weitsprung und eine belgische Überraschung

Im Weitsprung konnte auch das blaue Team zum ersten Mal acht Punkte einfahren. Die WM-Bronzemedaillegewinnerin von 2023, Alina Rotaru-Kottmann, kam im letzten Sprung auf 6.64m und überflügelte damit die bis dahin führende Slowenin Filipic.

Über 400m zollte der Schweizer Lionel Spitz dem starken Feld Tribut. Er konnte mit den schnellsten bereits früh nicht mithalten. Gewonnen wurde das Rennen aber nicht etwa vom Staffel-Olympiasieger Omalla oder dem Bronzemedaille-Gewinner über die 400m Hürden, Alison dos Santos. Der Belgier Dylan Borlée machte den beiden einen Strich durch die Rechnung und konnte seinem Team Black die acht Punkte sichern.

Auch eine Jahresweltbestleistung wurde gelaufen

Intensiver und spannender sollte das Rennen in der Disziplin "Steeple Mile" werden. Über die nichtolympische Distanz setzte sich der Äthiopier Sime durch, der in 4:14.36 Minuten auch die schnellste Zeit des Jahres lief.

So waren also noch die Punkte aus den Disziplinen Speerwurf und Stabhochsprung ausstehend. Im Speerwurf setzte sich wenig überraschend der Olympiadritte Anderson Peters durch, der eine Weite über 80 Meter realisieren konnte.

Eine kleine Überraschung gab es hingegen im Stabhochsprung, wo sich nicht Europameisterin Angelica Moser durchsetzen konnte, sondern der junge Fabio Kissling, der mit seiner Höhe von 4.51m noch vier Zentimeter höher sprang als der grosse Star.

Moser relativierte ihre Leistungen nach dem Wettkampf und spricht von einem Wettkampf, der noch gewisse Tücken hat. Mit ihrer Leistung zeigte sie sich nicht zufrieden, blieb jedoch auch realistisch und gab den Veranstaltern auch gleich einige nützliche Tipps.

Ein Gewinnerteam und doch ganz viele Gewinner

Schlussendlich war es an der Spitze eine klare Angelegenheit. Angeführt von der Niederländerin Nadine Visser liess sich das schwarze Team den Sieg nicht mehr nehmen und konnte auch dank den Siegen von Kissling, Peters und Borlée den Sieg beim ersten "Fribourg Track Lab" bejubeln. Glücklich schienen schlussendlich allerdings fast alle Athletinnen und Athleten, sodass das Experiment definitiv als geglückt angesehen werden kann.

RadioFr. - Dominic Hodel
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