"Dass damals ein Sensler kam, war nicht selbstverständlich"

Matthias Wider zieht als abtretender Rektor des Kollegiums St. Michael Bilanz. Die Jugend hat sich in seiner Zeit dort verändert.

Der abtretende Rektor Matthias Wider (links) und der neue Rektor Martin Steinmann (rechts) vor dem Rektorbüro im Freiburger Kollegium St. Michael. © zvg

Heute ist für die Schülerinnen und Schüler des Kollegiums der letzte Schultag. Dasselbe gilt auch für den abtretenden Rektor des Kollegiums St. Michael, Matthias Wider. Nach knapp 40 Jahren in der Institution und 15 Jahren als Rektor wird der Sensler pensioniert. Er war der erste deutschsprachige Rektor der modernen Zeit des Kollegiums. 

Die Sprachenfrage

"Dass ein Sensler Rektor wird, war damals nicht selbstverständlich", kann sich Matthias Wider erinnern. Er habe jedoch sofort von einem Zeichnungslehrer Karikaturen über sich selbst erstellen lassen, um zu signalisieren, dass „der Deutschschweizer“ nicht alles auf den Kopf stellen werde. Wirkliche Probleme hatte Matthias Wider jedoch wegen seiner Sensler Herkunft nie. Und auch wenn sich die Zeiten geändert haben, fügt Matthias Wider mit einem Lächeln an: 

Es gibt auch heute noch so Hinterwäldler, die denken, dass der neue Rektor Martin Steinmann nun wieder deutschsprachig sei und dass das nicht gut sei.

Der aktuelle Vorsteher und neue Rektor Martin Steinmann ist im Schönberg aufgewachsen, seine Muttersprache ist Schweizerdeutsch, doch er ist perfekt zweisprachig. Nach seiner Kollegiumszeit im Heilig Kreuz studierte er an der Universität Freiburg, bevor er seit 2003 im Kollegium St. Michael unterrichtete. Martin Steinmann sieht die Sprachenfrage ebenfalls weiterhin als aktuell:

Im Kanton Freiburg gibt es manchmal ein periodisches Aufflammen von solchen Sprachenfragen, aber nicht mehr mit dieser Virulenz. Ganz erledigt sind sie nicht.

Klar ist jedoch, dass der neue Rektor Martin Steinmann seine Energie in andere Schwerpunkte investieren will.

Herausforderungen: Jugend und Digitalisierung

Als Matthias Wider in den 1980er-Jahren seinen Unterricht vorbereitete, hatte er zu Hause noch Matrizen getippt, diese in die Schule genommen und durch die Schnapsmaschine gezogen. Kein Schelm, wer hier nur Bahnhof versteht. Mit dem Computer ist dies heute nicht mehr vorstellbar. Die Digitalisierung ist jedoch eine der grössten Herausforderungen, welche auf den neuen Rektor Martin Steinmann zukommt. Die Digitalisierung, mit dem BYOD (bring your own device) ist mittlerweile zu einem Politikum geworden. Martin Steinmann wird seine Akzente setzen können, wird sich jedoch auch der Bildungsdirektion anpassen müssen. Nebst der Digitalisierung stehen für Steinmann zwölf interne Projekte an, welche teilweise schon am Laufen sind.

Eine weitere grosse Herausforderung, die sich in den letzten Jahren gezeigt hat, ist bei den Schülerinnen und Schülern selbst zu finden, sagt Matthias Wider:

Wir haben heute eine Jugend, die nicht mehr so resilient ist und mit teilweise mit psychischen Schwierigkeiten kämpft. Das Collège muss ihnen dabei helfen.

Was Matthias Wider in seiner Pension machen wird und ob die Schülerinnen und Schüler sowie die Eltern den neuen Rektor Martin Steinmann als Zäsur wahrnehmen werden, das hörst du im kompletten Interview:

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