Der bittere Abstieg der Düdingen Bulls

Nach dem verlorenen Playout-Final gegen Bellinzona steigen die Düdinger aus der MyHockey League ab. Mit einem sehr faden Beigeschmack.

Bitter enttäuschte Düdingen Bulls hadern nach dem besiegelten Abstieg mit dem Schiedsrichter. © RadioFr

Am Ende resultierte eine 4:5-Niederlage nach Verlängerung im entscheidenden fünften Spiel des Playout-Finals der MyHockey League. Das Spiel und die Serie waren verloren, der Abstieg in die 1. Liga besiegelt. Das Spiel zum Nachlesen gibt es hier im Liveticker:

Mangelndes Fingerspitzengefühl des Schiedsrichters

Nach der Partie waren überall im Stadion die gleichen Gespräche zu hören. Von den 545 anwesenden Zuschauerinnen und Zuschauern verstand kaum jemand, wie der Schiedsrichter den spielentscheidenden Pfiff tätigen konnte. Eine Aktion, wie sie oft zu sehen ist. Der Puck liegt neben dem Tor, Torhüter Sandro Zaugg wirft sich auf diesen und blockiert die Scheibe. 

Gleichzeitig springt auch Bulls-Verteidiger Alessio Vezzoli auf das Eis, versucht die Scheibe zu blockieren. Das Tor wird dabei aus der Verankerung gerissen, vielleicht sogar noch etwas früher. Eine mehr oder weniger normale Aktion. Der Schiedsrichter unterstellt Vezzoli hingegen, dieser habe das Tor mit Absicht verschoben. "Verhindern eines Tores durch einen Spieler - Penaltyschuss!" Dies das Verdickt des Unparteiischen. In der Verlängerung eines entscheidenden Spieles! Sehr bitter, denn Bellinzonas Gianluca Cortiana lässt sich nicht zweimal bitten und versenkt den Penaltyschuss gekonnt zum Sieg. 

Eine schlecht durchdachte Regelung für zulässige Spieler

Klar, dass es überhaupt so weit kommen musste, da müssen sich die Düdingen Bulls auch ein wenig an der eigenen Nase nehmen. In der Qualifikation hätten die Düdinger Eishockeyaner gut und gerne den einen oder anderen Punkt mehr gewinnen können. Dann hätten sie in den Playoffs gespielt und wären nie im Playout-Final gegen Bellinzona gelandet. Dies aber gelang nicht. 

Auch, weil im letzten Spiel gegen Langenthal der Gegner mit vielen Spielern auflief, welche während der Saison kaum für Langenthal gespielt hatten. Junioren des SC Bern oder ehemalige Spieler, welche stärker einzustufen sind und ausgeholfen haben. In der MyHockey League können Spieler immer eingesetzt werden, wenn sie mit einer B-Lizenz ausgestattet sind. Hätten zum Beispiel die Düdingen Bulls die jungen Gottéron-Spieler wie Kevin Etter, Dominik Binias, Kevin Nicolet oder Julien Rod mit einer B-Lizenz ausgestattet, hätten diese vor den Playoffs oder Playouts für Düdingen auflaufen können.  

Wenig Fairplay von Bellinzona

Sobald die Qualifikation aber zu Ende war, konnten nur noch Spieler eingesetzt werden, welche mindestens fünf Spiele in der abgelaufenen Qualifikation für das Team in der MyHockey League gespielt hatten. Im Falle von Bellinzona war dies bei einigen gestandenen Spielern aus der Swiss League der Fall. Patrick Incir spielte 20 Spiele in der Swiss League und hat eine Erfahrung von 155 Spielen in der National League. Auguste Impose stand in der laufenden Saison in 42 Spielen in der Swiss League auf dem Eis, zudem in 60 Spielen in seiner Karriere in der National League. Diese Liste kann mit Vitaly Lakhmatov, Gianluca Cortiana, Romain Montandon oder Michael Pastori nach weiter ergänzt werden. Allesamt bei den Bellinzona Rockets in der Swiss League unter Vertrag. 

Kaum einer der eben genannten Spieler spielte also in der MyHockey League in der laufenden Saison für Bellinzona. Ausser die mindestens fünf Spiele, um im Playout-Finale spielen zu können. Oder nicht einmal das! Michael Pastori war nur in vier Spielen in der MyHockey League auf dem Eis. Ende Januar wurde sein Vertrag aber kurzerhand von den Bellinzona Rockets zu GDT Bellinzona in die MyHockey League umgewandelt, damit auch er spielen konnte.

Hat Bellinzona überhaupt eine Zukunft?

Ohne all diese Spieler hatte GDT Bellinzona in der laufenden Saison in der MyHockey League mickrige neun Punkte aus 32 Spielen gewonnen. Zwei Siege sowie drei Niederlagen nach Verlängerung oder Penaltyschiessen, dazu 27 Niederlagen ohne Punktgewinn! Ein Torverhältnis von 49 geschossen Toren und 159 kassierten Toren! Unterirdisch schlecht. Düdingen hatte immerhin 29 Punkte gewonnen, 73 Tore geschossen und "nur" 121 Gegentreffer kassiert. Also deutlich besser, als die Gegner aus dem Tessin. Wenn da nicht die ganzen Spieler mit B-Lizenz gewesen wären, welche dann den Playout-Final komplett verfälscht und zu ihren Gunsten entschieden haben. 

Somit bleibt GDT Bellinzona in der MyHockey League und wird auch nächste Saison mit grosser Wahrscheinlichkeit im Tabellenkeller "umhergurken". Genau so, wie es übrigens die Bellinzona Rockets ebenfalls in der Swiss League machen. In der laufenden Saison holten sie 25 Punkte aus 45 Spielen. Abgeschlagen auf dem letzten Platz, weniger als die Hälfte der Punkte als Martigny auf dem zweitletzten Platz konnten die Tessiner holen. Weil aber aus der MyHockey League niemand in die Swiss League aufsteigen will oder darf, mussten die Bellinzona Rockets nicht einmal einen Playout-Final bestreiten. 

Die Zukunft der Düdingen Bulls ist offen

Egal, wie man die Sache dreht oder wendet: Für einen gesunden Sport und eine gute Juniorenförderung ist dieses Schema, welches im Tessin gefahren wird, keine gute Werbung. Im Gegenteil. "Wenn es hart wird, kann man einfach ein bisschen schummeln", sagt Bulls-Trainer Kirill Starkov dazu. Und die Spieler, welche am Ende der Kette stehen und beim Playout-Finale nicht einmal mehr spielen können, werden wohl auch nicht eine grosse Wertschätzung empfinden. 

Den Düdingen Bulls bleibt nun halt doch nur der Gang in die 1. Liga. Ein Neuaufbau mit jungen Spielern, ähnlich dem Schema, welches der Düdinger Eishockeyverein seit Jahren macht. Wie viele Spieler aus der aktuellen Mannschaft auch in Zukunft noch das Maillot der Bullen tragen, steht momentan noch in den Sternen. Sportchef Marc Moser konnte die Frage nicht beantworten, dies werden die nächsten Wochen zeigen. Denn alle Verträge sind natürlich an die MyHockey League gebunden und nach dem Abstieg somit nichtig. 

RadioFr. - Fabian Waeber
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