Der kantonale Lehrermangel auf Primarstufe ist prekär
Im Kanton Freiburg fehlt es an Stellvertretungen die einspringen, wenn eine Lehrperson ausfällt. Vor allem in den Kindergarten- und Primarklassen sei dies ein Problem. Das bestätigt der Staatsrat auf eine Anfrage aus dem Grossen Rat.

Die Erziehungsdirektion führte für das letzte Quartal 2020 eine Erhebung durch, um die Situation besser zu veranschaulichen. Demnach seien in diesem Zeitraum pro Monat rund 7700 Lektionen von Stellvertretungen übernommen worden. Der Mangel an stellvertretenden Lehrpersonen war bereits vor der Pandemie gross, in den letzten Monaten wurde es aber immer schwieriger, passendes Personal zu finden. Das erklärt auch Andreas Maag, Vorsteher des Amtes für den deutschsprachigen obligatorischen Unterricht: «Das grosse Problem liegt bei Mutterschaftsvertretungen oder schwangeren Lehrerinnen, die im Moment ein ärztliches Attest besitzen und nicht mehr arbeiten können.» Denn da würden Lösungen benötigt, die 16 Wochen oder länger dauern. «Hier geht es zum Teil um grössere Pensen – und da wird es ganz schwierig.»
Oft habe man intern Lösungen gefunden oder konnte auf pensionierte Fachkräfte zurückgreifen. Aber in der jetzigen Situation, in der immer mehr Leute über mehrere Wochen ausfallen, gerät auch die Koordination an seine Grenzen: «Und wenn das auch nur 30 Personen sind, die fehlen dann irgendwann.» Man wolle schliesslich nicht einfach irgendjemanden vor die Klassen stellen, sondern Personen, die dies engagiert und kompetent ausführen können. Lehrpersonen zu ersetzen, habe zwar schon die letzten Jahre etwas Sorge bereitet, «aber mit Covid ist es jetzt absolut auf dem Nullpunkt.»
Bereits 2019 Ausbildungsplätze erhöht
Der Staatsrat wollte bereits 2019 gegen diesen Lehrpersonenmangel vorgehen und erhöhte die Ausbildungsplätze an den Pädagogischen Hochschulen von 150 auf 200 Plätze. Aber es dauert drei Jahre, bis diese Personen ausgebildet sind, deshalb kommen diese erst im Schuljahr 2023/24 zum Einsatz. Es gäbe aber noch eine weitere Option: Studentinnen und Studenten bereits früher vor Klassen stellen. Dadurch würden laut Maag Ausbildung und Praktikum kombiniert und zugleich lernen Studierenden, die volle Verantwortung zu übernehmen. Dabei würden sie durch ein Mentoring betreut. «Dafür haben wir Lösungen gefunden. Denn wir sind einfach auf dünnem Eis.»
Laut Andreas Maag bräuchte es dafür aber einen politischen Entscheid. Dabei stünden die Studierenden aber vor einer Zwickmühle, da die PH-Studentinnen und –Studenten eine umfängliche Ausbildung wollen, bevor sie beginnen, zu unterrichten. Es braucht deshalb schlichtweg mehr Lehrpersonen. «Und das ist ein Appell an die Jungen: Es gibt im Moment keinen besseren Job punkto Sicherheit und verschafft Einblick in eine spannende Welt», so Maag.




