Freiburg not amused über Berns neue Lehrerausbildung

In der Deutschschweiz mangelt es an Lehrpersonen. Auch in Deutschfreiburg. Bern prescht vor, was Freiburg keine Freude macht.

Mit einer Schnellbleiche zur Lehrperson? Keine gute Idee findet der Vorsteher beim Amt für deutschsprachigen Unterricht des Kantons Freiburg. © Keystone

Noch ist nicht klar, wie viele Lehrpersonen im kommenden Schuljahr an Deutschfreiburger Schulen fehlen. "Wir haben sicher eine Herausforderung zu managen. Im aktuellen Jahr führen wir eine Klassenliste und müssen erst abschätzen, wie viele Personen ohne Zieldiplom wir benötigen", sagt Andreas Maag, Vorsteher beim Amt für deutschsprachigen Unterricht im Kanton Freiburg. 

Im vergangenen Jahr waren es derer zehn. Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger sind gefragt. Die Ausbildung gestaltet sich allerdings anstrengend, besonders für berufstätige Interessierte. Erst braucht es eine eidgenössische Matur, danach muss das Zieldiplom innert drei Jahren absolviert werden.

Schneller zum Lehrberuf in Bern 

Wer das Zieldiplom nicht in der Tasche hat, der muss mit Lohneinbussen rechnen. "Eine Lehrperson befindet sich in der Lohnklasse 18. Ohne Zieldiplom verdient eine quereinsteigende Person vielleicht in der Lohnklasse 12 oder 16. Das wird durch das Amt für Ressourcen und das Personalamt bestimmt", erklärt Maag. 

Ein Quereinstieg ohne Zieldiplom ist finanziell nicht gleich attraktiv. - Quelle: Keystone

Einfacher gestaltet sich der Quereinstieg in den Lehrerberuf im Nachbarkanton Bern. Die pädagogische Hochschule PH Bern hat eigens dafür einen neuen Lehrgang geschaffen. Mit der Berufsmatur ohne Ergänzungsprüfung direkt einsteigen und nach drei Jahren Vollzeit Schülerinnen und Schüler vom Kindergarten bis in die 6. Klasse unterrichten können. Am Ende wartet ein gleiches Gehalt wie für alle Bachelor-Absolventinnen und -Absolventen. 

Das Angebot stösst nicht nur bei Bernerinnen und Bernern auf Interesse. Angemeldet haben sich bisher auch sieben ausserkantonale Studierende.

Wenn man denkt, es sei in Bern jetzt einfacher, dann kann ich nur sagen, dass wir hier in Freiburg keine billige, sondern eine qualitativ gute Lösung suchen.

Denn auch hier im Kanton Freiburg arbeitet man an einer Lösung für Quereinsteigende. 

Berns Angebot stösst sauer auf

"Wir haben den Studiengang ausgeweitet auf mehrere Semester. Möglich ist also eine Teilzeitanstellung beim Staat und nebenbei ein Studium", sagt der Vorsteher. Wie viele Semester es brauchen wird, ist noch nicht sicher. Genauso wenig wie der Start dieser neuen Ausbildung, die ein Angebot der PH Freiburg und der Universität Freiburg sein wird. Entweder soll es im Frühjahr 2024 oder 2025 so weit sein, sagt Andreas Maag. 

Die ganze Deutschschweiz kämpft gegen den Lehrpersonenmangel. - Quelle: Keystone

"Wenn man an den Grundregeln etwas ändert, dann müsste es in Absprache mit anderen, gleichwertigen Ausbildungsinstitutionen geschehen", sagt Maag zum neuen Ausbildungsgang der PH Bern.

Was wir jetzt sehen, ist eine à-la-Carte-Lösung gewisser PHs. Wie die Anstellungsbedingungen am Schluss aussehen werden, ist allerdings unklar.

In Freiburg ist man über den Berner Weg also nicht wirklich erfreut. 

Einen Haken hat der Studiengang im Kanton Bern aber doch. Das Zieldiplom ist am Ende nur in Bern gültig. "Mein persönliches Anliegen ist, den Quereinsteigenden am Ende eine gute Ausbildung und dieselben Anstellungsbedingungen zu bieten wie allen anderen Lehrpersonen", sagt Andreas Maag. Bis es so weit ist, wird es allerdings noch einen Moment dauern. 

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RadioFr. - Andrea Schweizer
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