Der letzte Weg: "Jeder stirbt auf seine Weise"

Der Tod ist kein einfaches Thema. Viele Menschen verdrängen das Lebensende. Die Serie "Der letzte Weg" sensibilisiert.

Wohin es auf dem letzten Weg geht, weiss niemand. © Keystone

"Wir kommen alleine auf diese Welt und wir gehen alleine" – Ich weiss nicht, wie oft ich diesen Satz bereits gehört habe. Doch der Gedanke daran, alleine von dieser Welt zu gehen, bereitet mir Kopfzerbrechen. Was kommt danach? Wie fühlt sich Sterben an? Wieso habe ich Angst davor? 

Um mich mit all diesen Fragen auseinander zu setzen, mache ich mich auf den "letzten Weg". Ich treffe Menschen, die sich alle auf verschiedene Art und Weise mit dem Sterben auseinandersetzten. An meiner ersten letzten Station treffe ich auf Martin Vonlanthen und Anne-Christine Dölling. Beide engagieren sich freiwillig beim Verein "Wachen und Begleiten WABE Deutschfreiburg". 

90 freiwillige Mitglieder

Drei ganz unterschiedliche Organe waren daran beteiligt: Die Caritas, die Kirche und das Pflegefachpersonal des Spital Tafers. Die Philosophie von WABE Deutschfreiburg? Niemand soll alleine sterben. "Unsere Aktivmitglieder wachen hauptsächlich in der Nacht. Die Schichten beginnen um 22.00 Uhr und dauern in der Regel bis um 6.00 Uhr in der Früh", erklärt Anne-Christine Dölling. Diese Zeitspanne trifft auf den Wachdienst in privaten Haushalten zu. Schichten im Spital oder Pflegeheim sind kürzer. 

"Wir ermöglichen es de n Angehörigen damit, dass sie auch mal eine Pause einlegen und schlafen gehen können, ohne dass die sterbende Person alleine gelassen wird", erklärt Martin Vonlanthen, Präsident von WABE. 90 Aktivmitglieder haben im vergangenen Jahr 2900 Stunden gewacht. Alle in ihrer Freizeit. "Weil das Angebot auf Freiwilligkeit basiert, können wir nicht garantieren, dass immer jemand sofort einspringen kann", sagt Vonlanthen. Fast alle der Helfenden hätten im Privatleben noch Verpflichtungen. 

Der Tod schickt mich jedes Mal zurück ins Leben.

Vonlanthen und Dölling haben ihren eigenen Weg gefunden, um mit dem Sterben umzugehen. "Ich befasse mich mit der Situation und versuche nichts zu verdrängen. Ob es mir irgendwann einfach fällt, das weiss ich jetzt auch noch nicht", sagt Vonlanthen. Anne-Christine Dölling hatte früher Angst vor dem Tod: "Jedes Mal, wenn ich mich mit dem Thema befasse, schickt es mich zurück ins Leben." Sie überlege sich, was sie noch erleben oder tun wolle, bevor sie von dieser Welt gehe. 

Beim Sterben gebe es so viele unterschiedliche Wege, wie es Menschen gibt. "Jeder stirbt auf seine Weise. Manche sind in ihrem Leben aktiver. Sie sterben auch anders, als Menschen, die eher ruhiger leben", hat Vonlanthen den Eindruck. Es sei eine Bereicherung, Menschen auf diesem letzten Weg zu begleiten, sagt Dölling. Und vermutlich beruht diese Bereicherung auch auf Gegenseitigkeit. 

RadioFr. - Andrea Schweizer
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