Deutschfreiburg muss es richten

Im Ständerat gibt es keine Verschiebung. Isabelle Chassot und Johanna Gapany verteidigen ihren Sitz. Die SP geht leer aus. Ein Kommentar.

Die geschlagene Alizée Rey gratuliert der wiedergewählten Isabelle Chassot. © RadioFr.

Es bleibt alles beim Alten: Der Freiburger Ständerat bleibt bürgerlich. Der Kanton wird auch in den nächsten vier Jahren durch Isabelle Chassot (Mitte) und Johanna Gapany (FDP) vertreten. Am Wahlsonntag konnte die SP zwar Boden gut machen und den Abstand auf lediglich 914 Stimmen Differenz verkleinern, zum Sitzgewinn hat es aber nicht gereicht. Doch wie ist das gestrige Wahlresultat zu interpretieren? War es ein Spitzenresultat der SP oder ein schwaches Abschneiden des bürgerlichen Lagers?

Schwaches Abschneiden der bürgerlichen Allianz 

In meinen Augen war es klar eine schwache Performance der bürgerlichen Parteien. Mit einem Wähleranteil von 59 Prozent der Wählerstimmen (Mitte, FDP, SVP) hätte der Unterschied wesentliche klarer als 914 Stimmen Differenz ausfallen müssen. Denn die vereinte Linke (SP, Grüne, M-L-CSP) ihrerseits bedingt im Vergleich lediglich ein Wähleranteil von 34 Prozent. 

So betrachtet standen die Chancen relativ gut, dass die Linke ihren Sitz hätte zurückerobern können. Den Sitz, den die SP vor zwei Jahren aus der Hand geben musste. Einerseits, weil die Gegnerin damals zu stark war und andererseits, weil die SP versucht hatte, den Sitz mit einem französisch-sprachigen Oberamtmann zu verteidigen. 

Viel besser als am gestrigen Wahlsonntag hätte das Setting für die SP nicht ausfallen können. Denn gleichzeitig mit dem zweiten Wahlgang wurde über die Dettec-Vorlage abgestimmt - einem Thema, dass die Linke bekämpft hat und das SP-Wählerinnen und -Wähler an die Urne brachte. Die Situation war sogar noch vorteilhafter, nicht bloss die Terminkolission der Dettec-abstimmung und dem zweiten Wahlgang spielte der Linken in die Hände, sondern auch der Frust der SVP-Wählenden. Viele von ihnen blieben der Wahlurne fern, weil sich ihr Kandidat, Pierre-André Page, aus strategischen Gründen zurückzog. Damit fielen viele Stimmen weg. Aber trotz dieser Bedingungen gelang es er Linken nicht, genügend Stimmen zu erhalten. 

Es braucht eine deutschsprachige Person

Das Fazit aus dem gestrigen Wahltag ist klar: Die vereinigte Linke muss mehr Stimmen ausserhalb der Städte holen. Dies ist jedoch eine sehr schwierige Aufgabe, weil die ländlichen Gemeinden tendenziell rechter wählen. Darum müssen die linken Parteien ein anderes Wählerpotenzial ausschöpfen: Deutschfreiburg. 

Wenn die SP ihren Sitz zurückerobern will, muss eine Person her, die die deutsche Minderheit wieder vertritt. Nur mit diesem Sprachenbonus wird es der SP gelingen, den Sitz im Ständerat zurückzuerobern. Es bleiben der Partei also vier Jahre, um eine Kandidatin aufzustellen, die dieses Profil erfüllt und der es gelingt, die Stimmen auf dem Land zu gewinnen. Jemand, dem es gelingt auch die Wählerschaft im Sense- und im Seebezirk abzuholen. Denn tritt die bürgeliche Allianz im Kanton geschlossen auf, wird es für die Linke sehr schwer, im Stöckli wieder Fuss zu fassen. 

RadioFr. - Philipp Bürgy
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