Die erste Wildhüterin im Kanton Freiburg

Mit Virginie Lacotte ist erstmals eine Wildhüterin vereidigt worden - nun zieht sie nach 100 Tagen im Amt eine erste Bilanz.

Virginie Lacotte ist die erste Frau im Amt als Wildhüterin. © RadioFr

Im Kanton Freiburg wurde letztes Jahr zum ersten Mal überhaupt eine Frau in das Amt als Wildhüterin vereidigt. Virginie Lacotte hat ihre Tätigkeit als Wildhüterin letzten November begonnen. Zuvor war sie als Beamtin bei der Kantonspolizei Bern tätigt. Die 37-jährige Freiburgerin ist nun für den Aufsichtskreis 1 zuständig: 

Als Wildhüterin verbringt sie ihre Tage oft im Auto auf Patrouille und ist je nach Einsatz auch in den entlegensten Gebieten unterwegs. Dabei trägt sie nicht nur die Verantwortung für das Wohl der Wildtiere, sondern ist auch eine wichtige Ansprechperson für Landwirte und für die Bevölkerung.

Die Wildhüterin ist unter anderem zuständig für die Überwachung der Jagd und der Fischerei, die Kontrollen bezüglich des Gewässerschutzes, die Feststellung und Abschätzung der von Wildtieren verursachten Schäden und das Eingreifen bei verletzten Wildtieren, wie Nachsuche, Einsammeln und Verwerten.

Im Interview zieht Virginie Lacotte eine erste Bilanz nach ihren rund 100 Tagen im Amt als Wildhüterin.

RadioFr: Wie hast du deine gut drei Monate als erste Wildhüterin erlebt?

Virginie Lacotte: 100 Tage klingen schon nach einer langen Zeit. Für mich ging sie jedoch wie im Flug vorbei. Ich habe im Moment noch viel zu lernen und kann täglich neue Erfahrungen sammeln. Ich fühle mich im Team der Wildhüter gut aufgenommen. Sie unterstützen mich gut bei meinen Aufgaben. An dieser Stelle möchte ich auch meinem Vorgänger Pascal Balmer danken, der mich in den ersten Wochen nach meinem Amtsantritt begleitet hatte

Wie ist es, als erste Frau im Amt als Wildhüterin im Kanton Fribourg zu sein? Ist es heute noch angemessen, diese Frage überhaupt noch zu stellen?

Ich finde es etwas traurig, dass wir noch darüber sprechen müssen. Ich habe mich als Virginie Lacotte beworben und nicht speziell als Frau. Es ist schade, dass solche Unterschiede noch eine Rolle spielen. Auf der anderen Seite bin ich froh, dass Frauen solche Positionen erreichen können. Es ist wichtig. Wir Frauen sind genauso fähig wie Männer. Es kommt auf die Kompetenz an, und die ist zum Glück nicht geschlechtsspezifisch.

Es gab vor einigen Jahren einen Fall, bei dem eine Frau sich mehrmals und ohne Erfolg als Wildhüterin beworben hatte und die Stelle nicht bekam. Hast du davon gehört?

Nein, um ehrlich zu sein. Ich habe die letzten sieben Jahre im Kanton Bern gearbeitet und von dieser Geschichte nichts mitbekommen. Als ich mich beworben habe, wusste ich nichts davon. Ich habe erst im Nachhinein davon erfahren. Aber es betrifft mich nicht, daher kann und will ich dazu auch nicht viel sagen.

Was war das Prägendste in diesen ersten 100 Tagen im Amt?

Ich habe wieder eine Dienstwaffe und Gewehre für Abschüsse im Rahmen des Wildtiermanagements, z.B. bei schadenstiftenden Wildschweine und Rehe oder für Hegeabschüsse. Der Hegeabschuss betreffen den Abschuss aller kranken, schwachen, verletzten und überalterten Tieren. Es ist nicht einfach, Tiere zu töten. Als Polizistin bin ich den Umgang mit Waffen gewohnt und dafür ausgebildet. Ich muss es aber wiederholen, es bereitet mir keine Freude, Tiere zu töten. Aber es ist Teil meines Jobs und ich verstehe den Sinn dahinter. Wildhüterin zu sein, ist aber ein schöner Job, ich bin viel draussen in der Natur. Leider verbringt man aber auch viel Zeit im Auto und muss oft weite Strecken zurücklegen. Es ist ein schöner Job, aber auch anspruchsvoll, mit unregelmässigen Arbeitszeiten. 

Zum Glück bist du aber nicht ständig alleine unterwegs, du hast eine treue Begleitung dabei.

Das ist meine Hündin, sie heisst Paillette und ist 11 Monate jung. Sie hilft mir, verletzte oder tote Tiere aufzuspüren. Es gibt jeden Tag Tiere, die auf der Strasse verletzt werden und die dann flüchten und später sterben. Dank ihrer Nase kann ich die Tiere finden und wenn es nötig ist, die Tiere auch erlösen.

Im Moment lernst du fast jeden Tag Neues dazu. Was steht als Nächstes an?

Bis jetzt wurde ich etwas ins kalte Wasser geworfen und bilde mich parallel während der Arbeit weiter. Nächstes Jahr werde ich mit meiner eigentlichen Ausbildung beginnen bis hin zu den eidgenössischen Berufsprüfungen zur Wildhüterin und zur Fischereiaufseherin, mit entsprechenden schriftlichen und mündlichen Prüfungen.

Das Interview führte Martin Zbinden

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