Ein Buch über das ehemalige Augustiner-Gefängnis

Ein Historiker hat sich für ein ehemaliges Gefängnis in Freiburg interessiert. Entdeckung einer historischen, aber vergessenen Einrichtung.

Das Gebäude, in dem heute das Kantonsgericht untergebracht ist, diente von 1848 bis 1916 als Gefängnis. © Keystone

Das Augustiner-Gefängnis war Teil eines Systems des "à peu près, à la bonne fribourgeoise", wie es ein Abgeordneter des Grossen Rates 1882 bezeichnete. Es war von 1848 bis 1916 in Betrieb und befand sich am Ufer der Saane in Freiburg, in dem Gebäude, in dem heute das Kantonsgericht untergebracht ist.

Dieses "vergessene Gefängnis", das bislang kaum erforscht wurde, ist das Hauptthema der Masterarbeit des 27-jährigen Freiburgers Adrien Gross. Da es zahlreiche Archive gibt, konnte der junge Historiker ein umfassendes Porträt dieser Einrichtung erstellen. Aus seiner Arbeit ist ein Buch geworden, das im Oktober in der Reihe "Aux sources du Temps Présent" erschienen ist.

Der Einfluss des Sonderbunds

Bevor das Gebäude das Augustiner-Gefängnis beherbergte, war es ein Kloster. Es wurde nach dem Sonderbundskrieg eröffnet, in dem sich katholische Konservative und Radikale bekämpften.

Während des Konflikts wurden viele Radikale in alten Freiburger Gefängnissen wie dem Jaquemart-Turm oder dem sogenannten Mauvaise-Gefängnis inhaftiert. "Die Radikalen, die in Freiburg eine politische Elite darstellten, wurden sich damals bewusst, wie unhygienisch die Gefängnisse waren", erklärt Adrien Gross.

1847 stirbt Pierre Frölicher, ein Freiburger Radikaler, im Gefängnis. Das Ereignis schockiert die Öffentlichkeit und führt zur Eröffnung des Augustiner-Gefängnisses. Die Einrichtung sollte eine humanere Unterbringung der Gefangenen ermöglichen. Das Kloster wird von den Radikalen geschlossen und es werden Bauarbeiten durchgeführt. Das Gefängnis wird 1848 eröffnet.

Ein wahres Sammelsurium

"Das Augustiner-Gefängnis ist ein wahres Sammelsurium, in dem eine von vier Personen verurteilt wird", erklärt Adrien Gross. Man fand dort politische Gefangene, Geisteskranke, Landstreicher oder auch Kinder, die sich nicht an die Schulordnung gehalten haben. Im Durchschnitt wurden im Augustiner-Gefängnis dreissig Personen festgehalten, die von vier bis fünf Angestellten bewacht wurden.

Die Haftbedingungen hingen vom Status des Häftlings ab. "Ein Landstreicher fand sich in einer Zelle mit einem Dutzend Personen wieder und schlief auf Holzbrettern", erzählt Adrien Gross. "Ein Pfarrer hingegen, der wegen Beleidigung eingesperrt war, wurde in einer Offizierszelle untergebracht. Er durfte sein Bettzeug mitnehmen und Essen wurde ihm von seinen Verwandten gebracht."

Dieses System funktionierte bis in die frühen 1900er Jahre. Insbesondere die Eröffnung der Strafanstalt Bellechasse gab dem Augustiner-Gefängnis schliesslich den Rest, sodass es 1916 geschlossen wurde.

RadioFr. - Léo Martinetti / vdn
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