Ein emblematischer Ort: Greyerz und sein Schloss

Früher diente das Schloss Greyerz zur Verteidigung. Heute strömen jährlich 100'000 Touristen in eines der wichtigsten Schlösser der Schweiz.

Das Schloss Greyerz wurde früher als Verteidigungs- und Wohnschloss benutzt. Heute befindet sich darin ein Museum. © RadioFr.

Fährt man in die kleine Stadt Greyerz, so sieht man das Schloss bereits aus der Ferne. Sichtbar auf einem Hügel, lässt sich bereits erschliessen, zu welchem Zweck das Schloss gebaut wurde. In Greyerz angekommen, folgt zunächst ein Spaziergang durch das Städtli. Dabei scheint ein Hauch dieser Zeit immer noch in der Luft zu hängen. Die kleine Stadt sieht nämlich genau so aus, wie man sich eine mittelalterliche Stadt vorstellt.

Die Stadt Greyerz mit ihrem Schloss im Hintergrund. (Bild: RadioFr.)

Wie eine Genfer Familie das Schloss prägte

Wann das Schloss genau gebaut wurde, ist unklar. In den Archiven wird das Schloss zum ersten Mal 1244 erwähnt. Gebaut wurde es von den Grafen aus Greyerz, welche dann auch darin gewohnt haben. Damals diente das Schloss als Verteidigungsschloss und verfügte über einen Graben rundherum mit einer Zugbrücke. Der letzte Graf im Besitz des Schlosses war Michael von Greyerz, der 1554 bankrott ging. Die Städte Freiburg und Bern übernahmen daraufhin die Grafschaft und teilten sie auf. 

Ein Jahr später übernahm Freiburg das Schloss. So waren von Mitte des 16. bis Mitte des 19. Jahrhunderts im Schloss Greyerz Freiburger Landvögte anwesend. In dieser Zeit hatte das Schloss also eine administrative Funktion. Danach kauften der Kanton Freiburg das Schloss und es blieb für kurze Zeit in deren Besitz.

1849 kaufte es die Familie Bovy-Balland aus Genf. Gerade die Familie Bovy habe etwas sehr Schönes für das Schloss gemacht, erklärt Elise Meyer. Sie ist Konservatorin der Sammlungen im Schloss Greyerz.

Diese Familie hat die Wandmalereien im Stile Trouvadour angefertigt und immer ihre Künstlerfreunde eingeladen.

Nebst den Wandmalereien hat die Familie Bovy weitere Spuren hinterlassen. Antoine Bovy war Medailleur und ist der Stempelschneider dreier Schweizer Münzen: des Fünfzigrappenstücks, des Einfrankenstücks und des Zweifrankenstücks.

Wer genau hinschaut, kann die Signatur von Antoine Bovy auf jedem Zweifrankenstück sehen. (Bild: RadioFr./Frapp)

Besuchende aus Frankreich und den USA

1939 kaufte der Kanton Freiburg das Schloss zurück und machte daraus ein Museum. Die besuchbaren Räume erstrecken sich auf einer Fläche von 4300 Quadratmeter. Ab diesem Zeitpunkt kann das Publikum diverse Sammlungen anschauen, in 16 verschiedenen Ausstellungsräume. Dabei gibt es auch Räume, die als sehr wichtig gelten, so beispielsweise der Rittersaal. Daniel Bovy beschliesst kurz nach seinem Einzug ins Schloss diesen Raum dem Andenken an die Grafen von Greyerz zu widmen. Dafür liess er die Wände mit ihren Malereien aus der Zeit der Landvögte überdecken.

Der Künstler der Wandmalereien stellt Greyerzer Sagen und Geschichten dar. Diese sollen die Taten der Grafen darstellen. (Bild: RadioFr.)

Heute gilt das Schloss Greyerz als ein Schmuckstück in der Schweizer Schloss-Welt. Im Jahr 2023 zählte das Schloss 183'000 Besucherinnen und Besucher, davon kamen 46 Prozent aus der Schweiz, sagt Elise Meyer. Das bedeutet, dass über die Hälfte der Besuchenden aus dem Ausland stammen. So sind dies allen voran Gäste aus Frankreich (14 Prozent), gefolgt von den USA (11 Prozent), Spanien (3,4 Prozent) und Kanada (2,4 Prozent). Der asiatische Kontinent macht insgesamt 4 Prozent aus, wobei die meisten Besuchenden aus Südkorea und Indien kommen.

Wieso aber ist das Schloss so beliebt? Für Elise Meyer ist klar, was für eine Besonderheit das Schloss Greyerz mit sich bringt:

Dieses Schloss befindet sich in einer Stadt. Zusammen mit dem Schloss gibt es ein Ensemble, was wirklich toll ist. Es ist selten, dass es so viele alte Gebäude aus der mittelalterlichen Romantik zusammen sind.

Auch wenn die kleine Stadt Greyerz und ihr Schloss altertümliche Gebäude sind und seit über 700 Jahre existieren, befindet sich das Schloss in einem top Zustand. Das habe auch einen guten Grund, erklärt Elise Meyer: "Immer, jeden Tag, jede Woche gibt es etwas zu sanieren. Das ist auch der Grund, wieso sich das Schloss Greyerz in so einem guten Zustand befindet. Es war immer bewohnt und wurde immer gepflegt."

RadioFr. - Tracy Maeder
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