Ein Festival in einem interessanten Spannungsfeld
Im Juli findet die 9. Ausgabe des Les Georges statt. Dabei gibt es spezielle Punkte, welche die Verantwortlichen beachten müssen.

Für die neunte Ausgabe des Festival Les Georges ist neu ein Duo bestehend aus Séléna Bühler und Lola Nada für das Programm verantwortlich. Bühler ist bereits seit 2014 fester Bestandteil des Festivalteams und hat mehrjährige Erfahrung im Agentur- und Booking-Bereich. Lola Nada ist ein Neuzugang. "Wir haben schnell bemerkt, dass Lola Nada weiss, welche Musik zum Les Georges passt und dass sie unsere Identität versteht", meint Festivalleiter Xavier Meyer. Passende Musik zu finden sollte für Nada, mit ihrer langjährigen Erfahrung als Agenturleiterin, Managerin und als Mitwirkende bei verschiedenen Festivals, eine bewältigbare Herausforderung sein. "Ich war mehrmals als Besucherin am Festival, aber vor allem auch die Diskussionen im Team sind wichtig, um die richtigen Entscheidungen zu treffen", erklärt Nada.
Learning by Doing
In den acht bisherigen Ausgaben des Les Georges haben sich bestimmte Entscheide als erfolgreich erwiesen. Einige davon wollen die Verantwortlichen auch für die neunte Ausgabe beibehalten. Beispielsweise sind seit Beginn die sechs Festivaltage in drei kostenlose und drei kostenpflichtige Abende aufgeteilt. Dies birgt die Chance, neue Leute für das Festival zu begeistern, ist aber punkto Programmselektion eine Herausforderung. "An den kostenpflichtigen Abenden haben wir ein musikinteressiertes Publikum, das sich sehr auf die Konzerte fokussiert.
An den kostenlosen Abenden haben wir viele Gäste, die eher diese Stadtfest-Atmosphäre geniessen. Dabei kommen filigrane und ruhige Konzertmomente etwas weniger zu Geltung. Für diese Abende haben wir daher ein etwas festiveres Programm gewählt", so Séléna Bühler. Eine schwierige Aufgabe also, Acts für ein Festival auszuwählen, dessen Publikum einerseits eher poppige Musik bevorzugt und andererseits aussergewöhnliche Acts aus dem alternativen Bereich wünscht.

Menge und Einzugsgebiet
Ein weiterer Entscheid der Festivalverantwortlichen ist die Errichtung einer zweiten Bühne. Seit der letzten Ausgabe finden die Konzerte im Wechsel zwischen der Hauptbühne und der kleineren Bühne "Le Square" statt, was ein umfangreicheres Programmangebot ermöglicht. So bestand das Line-up der ersten Festivalausgabe aus knapp 20 Acts, in diesem Jahr sind es 33.
Nur wie klingt ein typisches Programm des Festivals Les Georges? In den letzten Jahren haben sich für die einzelnen Abende gewisse Schwerpunkte herauskristallisiert. Dienstags sind meistens eher rockige Geschichten zu hören, Mittwochs sind Rap und HipHop-Acts an der Reihe etc. "Wir haben in den letzten Jahren gemerkt, dass solche quasi Themenabende gut funktionieren", so Bühler.
Auffällig ist in diesem Jahr der hohe Anteil an hiesigen Künstler*innen. Von den 33 Acts stammen 21 aus der Schweiz und davon wiederum 10 aus der Region Freiburg. "Es gehört zu unserer Pflicht, nebst den internationalen Bands auch spannende nationale und regionale Acts zu präsentieren", zeigt sich Bühler überzeugt. Dazu gehört laut Bühler und Nada auch der Einbezug des Musikschaffens aus der Deutschschweiz. Mit dem Murtner Rapper Cinnay, Jessiquoi und Sirens of Lesbos aus Bern, Pet Owner und Jon Hood aus Luzern sowie den Talenten von La Gustav stammen sechs Programmpunkte aus der Deutschschweiz. So viel wie noch nie am Les Georges. "Wir müssen eine gewisse Vielfalt präsentieren, neue und spannende Projekte auf die Bühne bringen und eine Mischung finden, die unique ist", so Nada.
Eines unter vielen
Der Aspekt einer bemerkbaren Eigenart ist hier speziell hervorzuheben. Das Les Georges ist eines von über 400 Festivals in der Schweiz und findet gleichzeitig wie das Montreux Jazz Festival oder das Gurten Festival statt. Gerade für die kostenpflichtigen Abende am Festival Les Georges ist die Wahl des Programms entscheidend, um potenzielles Publikum von der eigenen Sache zu überzeugen.
Rund 15'000 Personen besuchten im letzten Jahr das Freiburger Stadtfestival. An den drei kostenfreien Abenden war der Georges-Python-Platz voll besetzt, an den drei kostenpflichtigen Abenden fanden jedoch weniger Personen ans Les Georges, als beispielsweise im Vergleichsjahr 2019. Damals zählten die Verantwortlichen über 18'000 Gäste. Ob die geringeren Ticketverkäufe im vergangenen Jahr auf die Programmwahl zurückzuführen sind, ob das Festival Les Georges Mühe hatte, sich gegenüber den gleichzeitig stattfindenden Festivals zu behaupten oder ob da Corona-Nachwehen das Ausgehverhalten des Publikums beeinflussten, bleibt offen.
Festivalleiter Xavier Meyer glaubt jedenfalls an den Erfolg der diesjährigen Ausgabe des Les Georges und vertraut auf die Programmwahl der beiden neuen Co-Programmatorinnen. "Die kostenfreien Abende ziehen immer und an den kostenpflichtigen Abenden stehen tolle Acts auf der Les Georges Bühne, die man in dieser Konstellation nicht oft sieht. Ich bin sehr optimistisch."