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Ein Stromgeschenk aus Murten?

Murten, Muntelier und Meyriez gehören zu den teuersten Stromgemeinden der Schweiz. Die angekündigte Preisreduktion von IB Murten relativiert sich.

Den Blick auf den Stromzähler will man in Murten vermeiden. © Keystone

Mehr als 2100 Gemeinden zählt die Schweiz. Murten, Muntelier und Meyriez sind alle drei unter den dreissig teuersten Stromgemeinden der Schweiz, dies wenn man einen durchschnittlichen Haushalt mit Standard-Tarif betrachtet. Alle drei Gemeinden beziehen den Strom von IB Murten. Diese werden auf nächstes Jahr den Strompreis wieder senken. Eine freudige Botschaft?

Wo sind die kantonalen Unterschiede?

Die Strompreise bei den meisten Gemeinden des Kantons Freiburg sind im grünen Bereich, also bei weniger als 26 Rappen pro Kilowattstunde (s. Karte). Schweizweit präsentiert sich der Kanton Freiburg damit vergleichsmässig günstig. Innerhalb des Kantos gibt es einige Gemeinden, welche teurere Stromrechnungen stellen. So zum Beispiel einige Greyerzer Gemeinden wie zum Beispiel Charmey oder Bulle. Fast doppelt so viel, nämlich 42.63 Rappen pro Kilowattstunden, bezahlt man in Murten. Die Gemeinden, die nicht grün eingefärbt sind haben alle eines gemeinsam: Sie beziehen ihren Strom nicht von der Groupe E, sondern von kleineren Anbietern: IB Murten oder Gruyères Energies SA. 

Hell-Grün: bis 26 Rappen pro kWh
Gelb: 26-28 Rappen pro kWh
Hell-Orange: 28-30 Rappen pro kWh
Dunkel-Orange: mehr als 30 Rappen pro kWh
Quelle: Strompreise Schweiz

Der Blick in die Bernische Nachbarschaft zeigt aber, dass es zum Beispiel auch in Riggisberg oder in der Plaffeiener Nachbarsgemeinde Oberwil im Simmenthal teurere Strompreise gibt. Diese Gemeinden haben alle etwas gemeinsam: Sie werden von kleinen Stromanbietern versorgt. 

Wieso gibt es so grosse Preis-Unterschiede im Kanton?

Aber wieso sind die kleinen Stromanbieter so viel teurer als die grossen? Um diese Frage beantworten zu können, muss man zuerst verstehen, dass sich der Strompreis aus verschiedenen Faktoren zusammensetzt, welche in einer relativ komplexen Wechselwirkung zueinander stehen.

1. Der Strom muss "transportiert" werden. Dies geschieht über das nationale Netz Swissgrid. Swissgrid hat die Preise letztes Jahr um einen halben Rappen pro transportierte Kilowattstunde erhöht. Diese Rechnung bezahlen die Stromanbieter.

2. Jede Gemeinde verlangt eine Abgabe pro Kilowattstunde, zwischen den Gemeinden variieren die Preise deshalb.

3. Doch der grösste Faktor und Hauptgrund für das grosse Gefälle zwischen der Region Murten und dem Rest des Kantons Freiburg liegt in der Eigenproduktion der Elektrizität der verschiedenen Stromanbieter. Die Groupe E produziert 40% ihres verkauften Stromes selbst, dies geht aus einem Bericht hervor. IB Murten hat hingegen laut ihrer Homepage keine eigenen Kraftwerke, sondern nur Fotovoltaikanlagen.

Der Hauptteil des verkauften Stromes wird also von den Stromanbietern selbst auch eingekauft. Der Ukrainekrieg und der Wassermangel liessen die Kosten für die Elektrizität nicht nur steigen, sondern destabilisieren sie auch. Prognosen sind schwierig und die Kundschaft trägt schliesslich die Kosten für diese Labilität des Marktes. Je grösser die selbst-produzierte Strommenge also bei einem Anbieter ist, desto weniger ist der Privatkunde dieser Labilität des Marktes ausgesetzt. Und genau deshalb bezahlt man bei IB Murten mehr für den Strom, als bei der Groupe E.

Wie sieht es nächstes Jahr aus?

Zurück zur freudigen Nachricht der IB Murten. Der Strompreis wird man für 2024 wieder senken. Wieviel am Ende aber weniger auf der Stromrechnung steht, wird erst Ende August kommuniziert. Durch die Senkung bei IB Murten und ein wohl wahrscheinlicher Anstieg des Preises bei der Groupe E dürfte der Kanton Freiburg nächstes Jahr bezüglich der Strompreise etwas näher zusammenrücken. Dass man in Murten aber zurück auf die Preise von 2022 geht, wäre eine Illusion. IB Murten schreibt auf seiner Internetseite, man versuche die externen Faktoren so genau wie möglich zu kalkulieren und eventuelle Preissenkungen sofort an die Kunden weiterzugeben. Die Frage stellt sich aber ganz allgemein: Welche Zukunft haben Kleinst-Stromanbieter in turbulenten Zeiten?

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RadioFr. - Renato Forni
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