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Tönende Tauben über Alterswil

Im Rahmen des Belluard Bollwerk Festivals begegnen sich Brieftauben, Musik, Neurowissenschaft, Tanz und Menschen.

Die Tauben sorgten für Musik aus der Luft. © Frapp

Klänge von drei Streichinstrumenten ziehen durch die Luft. Der Tänzer Stephen Thompson bewegt sich auf der idyllischen Wiese neben dem Hof von Taubenzüchter Marius Stritt. Dieser öffnet die Luken seines Vogelstalls. Erst fliegt eine Brieftaube aus, kurz darauf die nächste, bis sich am Himmel über Alterswil ein Schwarm von rund 100 Tauben bildet. Die Ohren des Publikums erreicht ein singendes Pfeifen. Es wird durch den Luftstrom erzeugt, welcher durch die Pfeifen strömt, die einzelne Tauben an ihrem Körper tragen. Die Taubenformation zieht in Schlaufen über das Gelände, wandelt sich stetig, fällt aber nie ganz auseinander.

Es ist der Höhepunkt der Performance "Apophenia – Meaningful Connections between Unrelated Things" im Rahmen des Belluard Bollwerk Festivals. Der Titel der Performance heisst so viel wie Apophänie - Bedeutungsvolle Verbindungen zwischen unzusammenhängenden Dingen.

Muster erkennen

"Bei unserem Projekt geht es um Muster in der Natur", sagt der Künstler Robin Meier Wiratunga. Muster im Gehirn, wenn es Klänge verarbeitet. Muster in der Luft, wenn die Tauben fliegen, Muster in der Musik, wenn das Streichtrio spielt und Bewegungsmuster, wenn Stephen Thompson tanzt.

Thompson und Meier Wiratunga haben die Performance zusammen konzipiert. Meier Wiratunga interessiert sich schon seit Langem für zufällige Formationen in der Natur und wie sich diese in Musik übersetzen lassen. Schon in früheren Projekten überliess er die Bühne Moskitos, die mit indischen Sängern musizierten oder Glühwürmchen, die sich mit einem Metronom synchronisierten.

Verschiedene Welten kommen zusammen

Meier komponiert im wahrsten Sinne des Wortes: Er setzt zusammen. Und zwar, was scheinbar keinen Zusammenhang hat - "unrelated things". Die Welten der Anwesenden könnten auf den ersten Blick nicht verschiedener sein. Da ist zum einen Emma Ducos, Neurowissenschaftlerin am Institut Pasteur in Paris, die zum Thema Alzheimer forscht. Sie hat analyisiert, was in Meier Wiratungas Gehirn vorgeht, wenn er Musik oder Geräusche hört und sich an diese erinnert, um die elektrischen Impulse in seinem Gehirn wieder in Geräusche umzuwandeln.

Dann ist da der Tänzer Stephen Thompson aus Kanada mit einem Hintergrund im Eiskunstlaufen. Ebenfalls eine Disziplin, die auf Formationen und Figuren basiert. Und schliesslich Marius Stritt, der auf seinem Hof in Alterswil Tauben dressiert. "Zuerst war ich etwas skeptisch", sagt er. Die Kunstschaffenden haben ihn gefragt, ob er seine Brieftauben in Freiburg mit umgebundenen Pfeifen fliegen lassen könne.

Musik statt Briefe

"Wir haben die Pfeifen wie kleine Rucksäcke am Bauch der Tauben angebracht, so wie früher das Militär Briefe verschickt hat", sagt Marius Stritt. Normalerweise nehmen seine Tauben an Rennen teil und legen hunderte Kilometer zurück. Weil sie sich in der Stadt Freiburg sofort auf den Heimweg gemacht hätten, musste die Performance in Alterswil stattfinden. Nur hier drehen die Tauben ihre Runden und können somit ihre Formation zur Geltung bringen, wie Stritt erklärt.

Die Tauben sind noch immer in der Luft, als das Streichtrio aufhört zu spielen. Sie entscheiden selbst, wann die Performance für sie endet.

RadioFr. - Tobias Brunner / Fabio Peter
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