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Erstes konfessionsneutrales Friedhofsgebäude

In Kürze ist das neue Friedhofgebäude in Flamatt fertig. Die Gemeinde Wünnewil-Flamatt schafft damit einen Ort, an dem sich Menschen aller Konfessionen von Verstorbenen verabschieden können.

Das Friedhofgebäude Flamatt steht kurz vor dem Abschluss der Bauarbeiten. © Imelda Ruffieux

Das neue Friedhofgebäude an der dicht befahrenen Freiburgstrasse in Flamatt ist schlicht, fällt aber durch seine Bauweise aus Holz und den quadratischen Grundriss auf. Vorgelagert ist ein kleiner Park mit einheimischen Sträuchern und Bäumen, ein paar Sitzbänken und einem Kunstwerk. Die Grünanlage dient als Puffer zum lauten Verkehrslärm.

Schlicht und unaufdringlich

Am Gebäude fallen das breite Vordach und der von hohen Holzbalken gestützte Eingangsbereich ins Auge. Von dort gehen drei Türen ab. Zwei führen in die beiden Aufbahrungsräume mit geschliffenen Unterlagsböden und Wänden, die mit einem Kalkverputz in blassem unaufdringlichen Rosa versehen sind. Alles wirkt sehr schlicht. «Wir wollten ein ruhiges Ambiente schaffen», erklärt Architektin Ursula Schwaller bei einem Rundgang die Farb- und Materialwahl. Von der pyramidenförmigen Decke dringt natürliches Licht durch Dachfenster in den Raum, ein diskretes Licht, mit der Symbolik in Richtung Himmel.

Von der Decke dringt natürliches Licht in den Raum.
Bild: Imelda Ruffieux

Eine kleine Kammer nebenan dient als Waschraum für muslimische Verstorbene. In dieser Religion ist die Waschung des Leichnams durch die Angehörigen vor dem Begräbnis ein Ritual.

Raffiniertes Lichtkonzept

Herzstück des Friedhofgebäudes, das 1,17 Millionen Franken gekostet hat, ist der Verabschiedungsraum, der durch die 3,70 Meter hohe Haupttüre zugänglich ist. Der grosse Raum erhält durch die Holzbauweise einen speziellen Charakter. Die eine Wand ist eine Kombination von Holz mit lichtdurchlässigem Polykarbonat; dies sorgt für ein ungewöhnliches Lichtspiel im Raum.

Zwei grosse Flügeltüren geben den Blick ins Grüne frei. Bild: Imelda Ruffieux

Zur Vorderseite sind zwei weitere hohe und breite Flügeltüren mit Glasfenstern angebracht, welche die Sicht auf den Friedhof freigeben. Die Decke aus Holz ist in Quadrate unterteilt, in denen die LED-Lampen den Raum indirekt beleuchten. «Auch diesen Raum wollten wir sehr schlicht halten. Das natürliche Holz strahlt eine gewisse Wärme aus», erklärt Margrit Perler, Gemeinderätin von Wünnewil-Flamatt.

Da der Raum neutral sein soll, ist kein Bild und auch kein Kreuz aufgehängt; einzig ein Tisch, eine Tonanlage, ein Bildschirm und die Bestuhlung für 50 Personen stehen zur Verfügung. Die Benutzerinnen und Benutzer können selber entscheiden, welche Anordnung sie bevorzugen. Wenn es mehr Platz braucht, können die Flügeltüren geöffnet werden, das breite Vordach gewährt zusätzlichen Raum.

Auffallend ist, dass zwei Wände nicht bis zum Boden geschlossen sind. Der Abschluss bildet ein Gitter, das wenige Zentimeter hoch ist. «Damit ist ein natürlicher Luftaustausch gewährleistet, damit kein Kondenswasser entsteht», erklärt Ursula Schwaller.

Ein Ort für alle

Die Architektin erklärt, wie das Konzept entstanden ist: «Wir wollten etwas finden, das für alle stimmt, ein Ort der Ruhe, aber auch ein Ort der Begegnung, wo es Platz hat zum Trauern, miteinander reden und um Erinnerungen auszutauschen.» Die Anlage sei zwiebelförmig aufgebaut, damit der Zugang von der Strasse nicht unvermittelt geschehen muss: «Zuerst der Park, dann das Vordach, unter dem die Leute Schutz finden, dann der Vorraum, die Aufbahrungsräume und schliesslich der Verabschiedungsraum.»

Blick in die kleine Parkanlage vor dem Gebäude. Bild: Imelda Ruffieux

Was auf dem Papier, im 3D-Muster und Kartonmodell gut ausgesehen hat, hält auch in der Realität sein Versprechen. «Ich bin froh, dass sich der Gemeinderat auf diese nicht alltägliche Idee eingelassen hat», sagt die Architektin. Auch Margrit Perler gefällt das Endprodukt. «Es ist ein stimmungsvoller Raum entstanden, genau das, was wir uns vorgestellt haben.» Die ersten Rückmeldungen seien gut ausgefallen. «Die Leute sind berührt durch die Stimmung im Verabschiedungsraum.»

Noch sind die Böden in den Räumen mit einer blauen Plane bedeckt. In den nächsten Tagen werden die letzten Anschlüsse verlegt, die Räume gereinigt, um sie dann auf Anfang Oktober ihrer Bestimmung zu übergeben.

Neu in der Region

Für den Gemeinderat endet mit der Einweihung und dem Tag der offenen Türen am 28. September ein Projekt, das eine längere Vorgeschichte hat. Am Anfang stand dabei der Wunsch des Gemeinderats, der Bevölkerung einen konfessionsneutralen Ort für Verabschiedungen zur Verfügung stellen zu können. Wünnewil-Flamatt beschreitet damit zumindest im Sensebezirk einen neuen Weg, denn ein Friedhofgebäude für alle Konfessionen gab es bis jetzt nicht.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Gemeinde dies tut. Bereits 2019 schaffte sie – als Premiere im Kanton – eine Grabstätte für Muslime. «Flamatt ist multikulturell», sagt Margrit Perler. Das gilt für die ganze Gemeinde mit den beiden Dorfteilen und rund 5800 Einwohnerinnen und Einwohnern. Gemäss Statistik sieht die Religionszugehörigkeit wie folgt aus: 36 Prozent römisch-katholisch, 19 Prozent evangelisch-reformiert, 12 Prozent Moslem, 13 Prozent andere und 21 Prozent sind konfessionslos. «Die Gegebenheiten ändern sich», erklärt sie.

Seitlicher Blick mit den beiden Flügeltüren. Bild: Imelda Ruffieux

Die Gemeinde wollte mit diesem Gebäude diesem gesellschaftlichen Wandel Rechnung tragen: Die Kirchenaustritte nehmen zu und viele Familien wünschen sich bei Todesfällen Verabschiedungsmöglichkeiten ausserhalb einer Kirche. Seit der Coronapandemie werden vermehrt auch Trauerfeiern im kleinen Rahmen praktiziert.

Für Margrit Perler war auch die Nachhaltigkeit wichtig. So ist das Gebäude durchwegs aus nachhaltigen Materialien entstanden. Rund 150 Kubikmeter Schweizer Holz sind verarbeitet worden, vor allem Tanne und europäische Lärche. Auf dem Dach, durch den erhöhten Rand versteckt, befindet sich eine Photovoltaikanlage von 100 Quadratmetern, die 20 Kilowattstunden produziert.

Lange Planung

Bis der Bau des Gebäudes an der Freiburgstrasse in Flamatt ab Februar 2024 in Angriff genommen werden konnte, dauerte es eine Weile. Bereits 2018 gab es Ideen, das Friedhofgebäude in Flamatt um- oder neu zu bauen, auch die Variante einer Kombination mit einem Feuerwehrgebäude stand zur Diskussion. Dass es einen neuen Ort braucht, war auf politischer Ebene immer unbestritten, Diskussionen gab es um die Kosten des Gebäudes. Der Generalrat hat am 12. Oktober 2022 einen Kredit von 1,17 Millionen Franken genehmigt.

Tag der offenen Tür
Am Samstag, 28. September, lädt die Gemeinde Wünnewil-Flamatt alle Interessierten dazu ein, das neue Friedhofgebäude in Flamatt zu besichtigen. Die Baukommission und das Architekturteam führt die Besucherinnen und Besucher durch das Gebäude und geben weitere Auskünfte zum Bau und zum Bestattungs- und Friedhofswesen in der Gemeinde.
Flamatt, Freiburgstrasse 15, 10 bis 14 Uhr.

Freiburger Nachrichten - Imelda Ruffieux
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