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"Es fing an zu nerven!"

Dorian Kramer spricht über die Beziehung zu seinem Bruder Lario. Dabei verriet er, welche Rolle Eifersucht spielt und worüber er sich auch schon nervte.

Dorian Kramer zu Hause in Galmiz, vor der selbst angefertigten Hoftafel. © RadioFr.

An einem heissen Tag im Juli, sitzt Dorian Kramer unter der schattigen Pergola beim Bauernhof seiner Eltern in Galmiz. Auf dem Smartphone liest er die neusten Schwing-News, neben ihm steht ein Glas Wasser sowie zwei Krückstöcke. Eine lange Narbe zeichnet sein Knie. Seit dem Schwarzsee-Schwinget Mitte Juni ist Dorian Kramer zum Zuschauen verdammt. Was ist passiert? 

Schon seit längerer Zeit kämpft Dorian Kramer mit seiner Kniescheibe. Genauer gesagt seit dem Schwarzsee-Schwinget 2022. Zuerst habe man an einen Kreuzbandriss gedacht, dann stellte sich heraus, dass beide Kniescheiben lädiert waren. Seither ging es dem Knie nie mehr richtig gut, bis Kramer in dieser Saison die Reissleine ziehen musste. "Von 5 Schwingfesten in dieser Saison konnte ich nur deren 3 zu Ende schwingen. Das ist mir schlicht zu wenig". Auch am Vormittag des Schwarzsee-Schwinget 2023 springt die Kniescheibe wieder hinaus. Obwohl er zusammen mit seinen Ärzten alles versucht habe, damit dies nicht passiert. "Ob Physio, Tape, ein Spezial-Knieschoner, entzündungshemmende Massnahmen, nichts fruchtete". Kramer entschied sich daher für die Operation. Dass damit die Saison nun zu Ende ist, sieht Dorian Kramer als Investition für die Zukunft. "Meine Eltern halfen mir, dies so zu sehen. Sie unterstützen mich auch jetzt, fahren mich zur Physio, dafür bin ich sehr dankbar."

Lario ist für mich Bruder, Bezugsperson und guter Freund zugleich

Auch Bruder Lario Kramer gehört zum direkten Umfeld von Dorian. Die Beiden stehen sich sehr nahe. An den Schwingfesten unterstützen sie sich wenn möglich vom Sägemehlrand aus. "Ich bin jeweils etwas euphorisch, wenn Lario am Schwingen ist und rufe dann auch was rein, damit ich ihn unterstützen kann." Lario sei für ihn der grosse Bruder, aber auch ein Gegner und Freund zugleich, so Dorian Kramer. Auch neben dem Sägemehl verbringen die Brüder viel Zeit miteinander. Gehen zusammen ins Trainingslager, aber auch mal in den Ausgang. 

Ja - ich heisse übrigens auch Kramer

Mit Neid und Missgunst kann Dorian Kramer nicht viel anfangen. Auch wenn Bruder Lario knapp 40 Kränze mehr auf dem Konto hat als er selbst. "Wenn ich sehe, wie gross der Aufwand ist den Lario betrieben hat, so ist jeder und einer seiner Kranzgewinne verdient. Und wenn da jemand eifersüchtig wird, muss er erstmal bereit sein, gleich viel zu investieren." Zudem, so Dorian, "In den letzten Jahren konnte auch ich schöne Erfolge feiern." Nur 2018, nachdem Lario völlig überraschend das prestigeträchtige Stoos-Schwinget gewonnen hatte, gab es einige Szenen, an die sich Dorian Kramer nicht so gerne zurückerinnert. 

Während dieser Zeit kamen an Festen oft Drittpersonen zu mir und sagten, du bist doch der Bruder vom Kramer. Ich antwortete dann, ja - ich heisse auch Kramer. Obwohl die Leute es sicher nicht böse meinten, fing es schon an etwas zu nerven

Glücklicherweise sei diese Zeit aber vorbei, spätestens seit er 2021 selbst den Teilverbandskranz gewonnen habe. "Ich glaube, das hat mir gutgetan und würde sagen, dass ich den Teilverbandskranz seither auch bestätigt habe". Die zwei Sternchen für den Teilverbandskranz verleihen Dorian Kramer zwar ein schwereres Notenblatt, dafür aber auch mehr Respekt. 

Klare Vorstellung vom Sport und vom Leben

Generell nimmt Respekt eine zentrale Rolle in Dorian Kramers Leben ein. Er lebe nach dem Motto, behandle andere mit Respekt und auch du wirst Respekt erfahren. Beruflich arbeitet der gelernte Geflügelfachmann im Aussendienst bei einer Firma, die Futtermittel vertreibt. Als Zuständiger für die Westschweiz berät Dorian Kramer seine Kunden in Sachen Futterprodukte, hauptsächlich bei Geflügel. Den ersten Kontakt zu Hühnern hatte Dorian Kramer 2018, als auf dem Hof bei den Kramers eine Masthalle erstellt wurde. 

Daraufhin hat es mir den "Ärmel reingenommen". Ich begann eine Lehre als Geflügelfachmann, weil ich so fasziniert war von diesem Tier. Was in einem Huhn vorgeht, bis das Ei hinauskommt, ist ein kleines Wunder

Während der Lehre setzte sich Dorian Kramer mit der Anatomie des Huhns, dessen Gesundheit, der Futterformulierung und vielen weiteren Aspekten auseinander. Dass die Futter- und Tierindustrie nicht überall gerne gesehen ist, weiss auch Dorian Kramer. Gleichzeitig findet er viele Vorwürfe in Bezug auf das Tierwohl einfach nur falsch. "Vielen Leuten ist nicht bewusst, dass nur ein gesundes Tier auch Leistung erbringt. Ginge es den Tieren so schlecht, wie uns oft vorgeworfen wird, hätten wir ja gar keinen Ertrag davon." Er selbst liebe Tiere und sorge gerne für sie. Trotzdem ist es für Dorian Kramer ethisch vertretbar, Fleisch zu essen. "Schon vor 1'000 Jahren ging der Mensch raus zum Jagen. Heute übertreiben wir es meiner Meinung nach vor allem im Ausland teilweise mit der Fleischproduktion. In der Schweiz hat das Tierwohl aber die oberste Priorität." Rund 90% aller Mastbetriebe in der Schweiz produzieren gemäss Kramer unter "besonders tierfreundlicher Stallhaltung-" Standards. Zum Abschluss betont Dorian Kramer

Ich habe 100% Verständnis für Alle, die sich fleischlos oder ganz ohne tierische Produkte ernähren. Mit dem häufigen Vorwurf der Tierquälerei bin ich jedoch gar nicht einverstanden

Für Dorian Kramer ist der Geflügelfachmann auch im 21. Jahrundert noch immer ein Traumberuf. "Man erlebt vom kleinen Ei, das in die Brutmaschine gelegt wird, über das Schlüpfen, die Aufzucht bis hin zum Gang in den Schlachthof die komplette Wertschöpfungskette, das fasziniert mich ungemein."

Auch das zweite Knie muss noch dran glauben

Wegen seiner Verletzung ist Dorian Kramer im Moment krankgeschrieben. Den Kontakt zu seinen Kunden probiert er deshalb via Telefon aufrechtzuerhalten. "Die Krückstöcke sind natürlich nicht optimal, doch mittlerweile habe ich die Situation akzeptiert. Das sieht auch seine Mutter Lina Kramer so. "Dorian befolgt die Anweisungen der Ärzte und Physios. Er schickt sich gut rein und schaut vorwärts." Generell sei Dorian ein "Chrampfer", deshalb sei sie auch zuversichtlich, dass er die Situation gut meistern werde. 

Priorität hat nun das bereits operierte linke Knie. Ende August sollte Dorian wieder normal laufen können, sofern alles nach Plan verläuft. "Als weiterer Schritt ist dann das rechte Knie auch noch dran", seufzt Kramer. Insgesamt wird auch dieser Prozess nochmals sechs bis neun Monate in Anspruch nehmen. Wenn alles gut geht, könnte es also gerade so reichen für den Start zur Kranzfestsaison 2024. Auch Dorian Kramer selbst bleibt zuversichtlich. "Ich will sicher nicht überhasten, aber es soll gut kommen, es muss gut kommen und es wird gut kommen!"

RadioFr. - Ivan Zgraggen
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